Wenn aus Fussball Hass wird

publiziert: Freitag, 18. Nov 2005 / 14:55 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 20. Nov 2005 / 18:41 Uhr

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„Sport is war minus the shooting“ meinte schon George Orwell. Wer das Spiel Schweiz-Türkei mitverfolgt hat, kann dies nur bestätigen. Was sich vor, auf und hinter dem Spielfeld zugetragen hat, ist Zeichen dessen, was der Philosoph André Glucksmann in seinem Buch „Hass. Die Rückkehr einer elementaren Gewalt“ beschreibt.

Solche Vorkommnisse der Beurteilung einer Fifa zu überlassen, ist ziemlich naiv. Denn so mutiert die Fifa einmal mehr zu einer Machtinstanz, die sich um die legitimierten demokratischen Institutionen eigentlichen einen Dreck kümmert.

Denn das, was sich mittlerweile auf dem Fussballfeld abspielt, ist nicht in erster Linie Sport, sondern Politik, Kultur und Wirtschaft. Eine höchst explosive Mischung und man darf nicht so tun, als sei der vorhersehbare Ausbruch der Aggressionen völlig unerwartet gekommen.

Was für private Beziehungen gilt, das gilt auch für staatliche Verhaltensmuster: Wer immer sich erniedrigt fühlt, kompensiert seinen Minderwertigkeitskomplex gerne mit überheblichem Auftreten und Aggression. Für definierte „Wir-Gemeinschaften“, wie dies die Konstrukte „Nation“oder „Volk“ nun mal sind, führt das dann bei nationalistisch interpretierten „Verletzungen“ zu unkontrollierten Revancheakten.

Dass die Türkei extrem dünnhäutig ist, weiss man spätestens seit der Diskussion um die EU-Aufnahmegespräche während des Einspruchs Österreichs. Dass nationalistische Verletzungen sogar zu Kriegen führen können, sollte mittlerweile auch bekannt sein.

Deshalb ist es wichtig, irrationale Nationalismen in unserer kommunikativ offenen und international vernetzten sowie globalisierten Gesellschaft, sofort, schnell, offen und laut zu diskutieren. Und um Himmels willen diese Diskussion nicht den Sportkommentatoren zu überlassen!

Denn es nützt wenig, sich im Nachhinein aufzuregen und wenn die Gewalt so explodiert wie in Istanbul vor zwei Tagen, die Sicherheitskräfte, die Verbände, die Polizei etc. für die Unmöglichkeit der Lage verantwortlich zu machen. Denn ein Fussballverband existiert nicht im luftleeren Raum.

Wenn es so klar wird, dass die türkische Gesellschaft alles, was mit der Türkei zu tun hat, auf die nationalistische Waagschale legt, wenn die offizielle Türkei jede Aussage, Haltung oder Politik als Achtung, Respekt oder Belästigung und Angriff für jeden einzelnen Türken interpretiert, dann hat nicht nur der Fussball und die Türkei, sondern dann haben alle umliegenden Nachbarländer und die Europäische Union ein grosses Problem. Die Nationalisierung jeder Auseinandersetzung ist demokratieschädigend und unverantwortlich.

Dasselbe habe ich übrigens auch im Zusammenhang mit der Holocaust-Geldaffäre der Schweiz immer und immer wieder hervorgehoben. Denn die Nationalisierung dieses historisch wichtigen Diskurses hat der Schweiz langfristig nur eine vergiftete Politik, eine frustrierte Weltkriegsgeneration und eine rechtspopulistische Geschichtsmystifizierung gebracht.

Dass in dem Zusammenhang die Hysterisierung und Skandalisierung der kommerzialisierten Medien- und Bildberichterstattung nie genauer untersucht, diskutiert und analysiert wird, ist in dem Zusammenhang auch verheerend.

Denn Hass, Verletzlichkeit punkto eigener Nation und historische Unbelehrbarkeit sind keine demokratischen Qualitäten. Es gibt so etwas wie eine Wertegemeinschaft, die vor allem auch die Fifa im Zusammenhang mit der Fairness im Sport immer betont. Das Werteverständnis, den Spielgegner fair, anständig und auf gleicher Augenhöhe zu behandeln. Und es gibt die Kultur, gut verlieren zu können. Und es gibt eine Kultur, sich für Hass, nationalistischen Ausbruch und unverhältnismässiges Benehmen zu entschuldigen.

Dies sind unabdingbare Voraussetzungen, um gemeinsam nicht nur spielen, sondern auch handeln, reden und leben zu können. Deshalb ist auch das, was am Mittwoch passiert ist mehr als nur eine Episode vor den Fussballweltmeisterschaften.

(von Regula Stämpfli/news.ch)

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