Wenn der Sittich hustet

publiziert: Freitag, 24. Feb 2006 / 11:16 Uhr

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H5N1. Vier Buchstaben. Eine Riesenpanik. Schwäne fallen vom Himmel und wenn irgendwo eine tote Amsel liegt, rückt sofort die Feuerwehr an, um den Kadaver einzusammeln. Währenddessen vergeht kein Tag, an dem nicht betroffen aus der Wäsche schauende Politiker den Ernst der Lage beschwören und Hühner und Enten Stubenarrest verordnet bekommen.

Aber was ist H5N1? Wieso heisst es so, was macht das Ding so gefährlich? Muss man nun in Isolation leben? Und was tun, wenn der Wellensittich hustet?

Grippeviren sind RNA-(oder RNS)Viren, die in Wirtszellen eindringen und den Zellkern dazu bringen, Milliarden Kopien von sich anzufertigen, bis die Zelle platzt, die Viren sich weiter im Körper verbreiten, neue Zellen befallen, und so weiter...

Auf den ersten Blick durchs Elektronenmikroskop sehen alle Grippeviren ziemlich gleich aus: Stachelige Kügelchen von 10 bis 14 Nanometer Durchmesser. Voneinander unterschieden werden diese Nanokiller anhand ihrer Oberflächenstruktur. Ein Protein, Hämaglutinin, und ein Enzym, Neurominidase – H und N – sind dabei besonders auffällig. Nun gehören nur noch die Typennummern dazu und schon haben wir unseren neuen Horrorkollegen: H5N1. (Die berüchtigte Spanische Grippe von 1918/19 war übrigens H1N1).

Das H-Protein ist dabei für das Ankoppeln an die Zellen verantwortlich, die Neurominidase hilft dabei. Soweit so schlimm. Doch was macht H5N1 so gefährlich? Obwohl es noch nicht mal ein Grippevirus ist, sondern 'nur' Vogelgrippe?

Damit beginnt es eben. Jede Grippe war mal 'nur' eine Vogelgrippe. Grippeviren sind enorm mutationsfreudig. Ihre Evolution ist rasend schnell, so dass sie es immer wieder schaffen, die Artengrenzen zu überspringen. Was bei Enten beginnt, geht bald bei Hühnern weiter. Schon bald erwischt ein Virus, der vor einigen Monaten nur unter Geflügel wütete, auch Katzen, Ratten und Menschen... ja, sogar Wale kann der Grippe-Virus befallen!

H5N1 ist unter den Vögeln ein besonders rabiater Geselle. Dafür verantwortlich ist ein Abschnitt der acht Genstränge in diesem Virustyp, der eine extreme Überstimulation des Immunsystems des Opfers bewirkt. Die Folgen sind extrem hohes Fieber, Entzündungen, multiples Organversagen und am Ende der Tod.

Doch wie gesagt – momentan sind Vögel gefährdet. Jene Menschen, die sich bislang angesteckt haben, waren in intensivem Kontakt mit infizierten Hühnern und Enten gewesen. Von Mensch zu Mensch hat sich der Virus noch nie verbreitet.

Die Mutationsfreude des Virus ist aber nicht nur ein Risiko, sie könnte – muss aber nicht – auch eine Chance sein. Sollte es gelingen, das Überspringen auf den Menschen noch für einige Zeit zu verhindern, wäre es möglich, dass der Virus von selbst weniger aggressiv wird.

Killerviren, die schnell und tödlich sind, haben nämlich einen Nachteil gegenüber langsamer und weniger aggressiven Verwandten: Sie rotten ihre Wirte so schnell aus, dass sie sich selbst dieser berauben und plötzlich die weniger rabiaten Viren grösseren Erfolg haben.

Dieses Szenario ist vermutlich der Wunschtraum aller Epidemiologen, könnte es doch die befürchtete Katastrophe 'natürlich' vermeiden helfen. Doch die Gefahr ist momentan noch latent und so unangenehm Stallpflicht und die Vernichtung von Geflügelbeständen auch ist, es scheint die beste Chance zu sein, den Virus halbwegs unter Kontrolle zu halten.

Und wenn ihr Sittich hustet, dann ab in die Quarantäne mit ihm... oder gleich keulen. Sicher ist sicher!

(Patrik Etschmayer/news.ch)

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