Wer ist der Beste im ganzen Land?

Jahrelang war dies Hakan Yakin, doch ohne Spielpraxis verliert der Söldner von Galatasaray diesen Status. Xavier Margairaz und Ricardo Cabanas streiten um die Nachfolge.

Beim offiziell 198. Zürcher Derby zwischen dem FC Zürich und den Grasshoppers am Sonntag um 14.15 Uhr im Letzigrund kommt es zum direkten Vergleich zwischen den beiden derzeit spielstärksten Mittelfeldspielern im Land.

Cabanas in Hochform

Der 26-jährige Ricardo Cabanas erfreut sich in seiner neuen, offensiveren Rolle bei GC ausgezeichneter Spiellaune, hat seine Füsse bei fast jeder kreativen Aktion der Hoppers im Spiel und hat in der Rückrunde bereits vier Tore geschossen. Von seiner Hochform legte der von Guingamp zu GC zurückgekehrte Zürcher mit galicischen Wurzeln auch in der Nationalmannschaft Zeugnis ab.

Cabanas, der im gleichen Zürcher Quartier wie Köbi Kuhn (Wiedikon) aufwuchs, ersetzte Hakan Yakin vor allem im WM-Ausscheidungsspiel gegen Frankreich vollwertig und träumt weiter von der Fortsetzung seiner Karriere im Ausland.

Leichtfüssig und schnell ist Cabanas, ausgestattet mit feiner Technik und exzellenter Übersicht und einem genauen letzten Pass. Dank seines lateinischen Temperaments bringt er Feuer in die Mannschaft. Mit 19 Jahren brach er seine Banklehre ab und setzte ganz auf die "Karte Fussball".

Margairaz in Mamas Fussstapfen

Cabanas´ Gegenpol ist Xavier Margairaz (21). Dessen Vater versuchte sich im Sägemehl als Schwinger, die Mutter spielte Fussball mit Yverdon. Der ältere Bruder Sacha (25) kickt mit Baulmes in der Challenge League, praktisch vor der Haustüre der Familie, der jüngere Bruder Alan spielt als Junior mit Yverdon im Mittelfeld.

"Er macht alles richtig", sagte Lucien Favre, der Trainer des FC Zürich, und strahlte übers ganze Gesicht. "Er war mein Wunschtransfer in der Winterpause. Er ist technisch vorzüglich, torgefährlich, noch jung und verfügt über viel Potenzial."

Der in der Winterpause von Neuchâtel Xamax für rund 400 000 Franken zum FCZ transferierte U21-Internationale wird ob des allseitigen Lobs fast verlegen. ""Ich bin erst auf dem Sprung", sagte der ruhige Romand. "Ich fühle mich in Zürich wohl, habe in Altstetten ein Appartement bezogen und finde mich in der Grossstadt wie auch in der Mannschaft gut zurecht".

Gut eingefügt

Ob er im offensiven Zentrum oder auf der linken Aussenposition im Mittelfeld spielt, ist Margairaz egal. Mit seinen technischen Qualitäten, seinem Gespür für den letzten Pass und seinen Rushs in die Spitze hat er sich bestens ins FCZ-Team eingefügt.

Vier Tore in sechs Spielen hat er schon erzielt, "acht insgesamt, vier auch für Xamax", ergänzt Margairaz. "Ich bin nach Zürich gekommen, weil ich im Fussball weiter kommen und Erfolg haben möchte. Wir können noch den Cup gewinnen und in der Meisterschaft einen Europacup-Platz erreichen oder sogar in die Qualifikation für die Champions League vorstossen."

Derzeit sind der FCZ und GC mit je 36 Zählern punktgleich. Der Stadtklub hat allerdings ein Spiel weniger ausgetragen. "GC ist im Derby nur Aussenseiter, obwohl wir in der Rückrunde die meisten Punkte erreicht haben", sagte Hanspeter Latour.

Der GC-Trainer, der seiner neuen Mannschaft Stabilität verliehen hat und vier Siege nacheinander verbuchen konnte, begründet seine These: "GC hat in der Winterpause abgespeckt, der FCZ nochmals zugelegt, vor allem mit Xavier Margairaz."

Aarau - Thun (Vorrunde h 0:1, a 0:0)
Samstag, 9. April, 19.30 Uhr. -- Absenzen: Colomba, König, Wardanjan, Christ (alle verletzt), Bekiri und Schmid (beide im Nachwuchs). -- fraglich: Giallanza, Simo; Thun komplett. -- Statistik: Seit sieben Spiele ist Aarau sieglos; zuletzt reichten 2:0-Führungen sowohl gegen Basel (2:4) als auch gegen den FCZ (2:3) nicht zu Punktgewinnen aus. Der Tabellenzweite Thun ist weiter auf Europacup-Kurs, hat 2005 drei von vier Spielen gewonnen und war zuletzt im Brügglifeld dreimal in Folge siegreich.

Zürich - Grasshoppers (2:0, 1:1)
Sonntag, 10. April, 14.15 Uhr (TV SF2). -- Absenzen: Nef und Tararache (gesperrt, je acht Verwarnungen), Akhalaia, Capria, Petrosjan, Stanic und Hohl (alle verletzt); Jehle (verletzt) und Schwegler (rekonvaleszent). -- fraglich: Seoane. -- Statistik: Je nach Zählweise ist es das 198. bis 201. Zürcher Derby. Fest steht die Bilanz seit 1960. Von 111 Spielen hat der FCZ 34 gewonnen, 25 remisiert und 52 mal verloren. Diese Saison ist der Stadtklub gegen GC unbesiegt. Er gewann am 25. September 2004 erstmals seit 20 Jahren ein Heimspiel gegen GC durch Tore von Keita und Cesar. GC hat aber inzwischen zu Stabilität zurückgefunden und viermal in Serie gewonnen.

Neuchâtel Xamax - Schaffhausen (1:0, 1:1)
Sonntag, 14.30 Uhr. -- Absenzen: Von Bergen (verletzt); Todisco, Sereinig (beide gesperrt), Rizzo (verletzt). -- Statistik: Seit dem 5. Dezember 2004 hat Xamax kein Heimspiel mehr bestritten und ist dafür scehsmal auswärtsangetreten. Aus diesen Spielen resultierten der Sieg in Aarau (2:1) und zwei Remis gegen die Zürcher Klubs FCZ (0:0) und GC (1:1). Es verbleiben für die Neuenburger noch drei Auswärts- und acht (!) Heimspiele in La Chaux-de-Fonds. Schaffhausen wartet seit neun Runden auf den ersten Sieg. Zuletzt hat der Aufsteiger am 14. November 2004 Basel zuhause 1:0 bezwungen.

Young Boys - Basel (1:1, 1:2)
Sonntag, 16.15 Uhr (TV Sat.1). -- Absenzen: YB ohne Magnin (gesperrt), Aziawonou und Coubageat (verletzt); Chipperfield (gesperrt), Petric, Carignano und Murat Yakin (alle verletzt). -- Statistik: Für Vizemeister YB entscheidet sich in den nächsten zehn Tagen mit den Partien gegen Basel (2x), Thun und FCZ (Cup), ob nächste Saison beim Einzug ins neue Stadion im Europacup mitgespielt werden kann. Die Heimbilanz gegen den FCB ist seit 1960 mit je 14 Siegen, Remis und Niederlagen ausgeglichen. Der Meister hat 2005 in drei Awayspielen nur einen Punkt (2:2 beim FCZ) geholt und insgesamt in dieser Saison auswärts schon fünfmal verloren.

St. Gallen spielfrei.

Rangliste
1. Basel 24/45. 2. Thun 22/37. 3. FC Zürich 24/36. 4. Grasshoppers 25/36. 5. Young Boys 23/34. 6. Neuchâtel Xamax 23/33. 7. St. Gallen 24/27. 8. Aarau 23/24. 9. Schaffhausen 24/17.

(von Peter Wyrsch/Si)