Wie Moses: Neu geborenes Kind in Weidenkorb ausgesetzt

Die Mutter war am Mittwoch mit einer Drittperson von Zürich nach Lenzburg gereist, wo sie von der Aargauer Kantonspolizei abgeholt und befragt wurde. Die junge Frau gab an, das Kind am 26. Mai um zirka 19.30 Uhr geboren zu haben.
Ihr Kind hatte sie ohne fremde Hilfe im Badezimmer eines Mannes in Lenzburg zur Welt gebracht, den sie fünf Tage zuvor in einem Lokal in Zürich kennengelernt hatte. Die Frau hatte den Zufallsbekannten gebeten, ihr für einige Tage in Lenzburg Gastrecht zu gewähren, da sie zur fraglichen Zeit keine Wohnung hatte.

Keine feste Stelle und keine Wohnung
Die Frau habe keine feste Arbeit und lebe vorwiegend von der Hand in den Mund, erklärte Rudolf Woodtli, Infochef der Aargauer Kantonspolizei. Sie sei deshalb in der Geburtsnacht zur Überzeugung gelangt, dass es für sie und das Kind das Beste sei, es auszusetzen. Am frühen Morgen habe sie dann den Vorsatz in die Tat umgesetzt.
Den Säugling hatte sie in Tücher und in eine Jacke eingewickelt und am frühen Morgen in einem Weidenkorb in einem Quartier in Lenzburg vor ein Einfamilienhaus gestellt. Ihr Gastgeber war laut Woodtli zur Zeit der Geburt nicht zu Hause und will auch von der Schwangerschaft der Frau nichts bemerkt haben.

Über Drittperson zur Mutter gefunden
Auf die Spur der Mutter führten laut dem Infochef intensive Ermittlungen. Dabei spielten auch einige Zufälligkeiten mit. Am 8. Juni hatte sich der Mann, welcher der Frau für einige Tage Gastrecht gewährt hatte, bei der Polizei den Verlust des Weidenkorbes, der Frotteetücher sowie der Pelzjacke angezeigt.
Nachforschungen in Zürich führten schliesslich über eine Drittperson zur gesuchten Mutter. Sie müsse sich nun allenfalls vor dem Richter verantworten, heisst es in der Mitteilung der Polizei. Sie wurde wegen der Aussetzung des Kindes beim Bezirksgericht Lenzburg angezeigt.
Das Kind, dem die Polizei den Namen Lucie gegeben hatte, war wenige Tage nach der Aussetzung von den Lenzburger Behörden in die Obhut einer Pflegefamilie gegeben worden. Am Mittwochabend wurde das zweimonatige Mädchen von ihrer Mutter zur Adoption freigegeben.

(sda)