Stichproben in 18 Ländern

Wie kommen Pestizide in Schweizer Urin?

publiziert: Donnerstag, 13. Jun 2013 / 14:34 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 13. Jun 2013 / 19:31 Uhr
In der Schweiz werden den Angaben zufolge jährlich schätzungsweise 300 Tonnen Glyphosat verkauft.
In der Schweiz werden den Angaben zufolge jährlich schätzungsweise 300 Tonnen Glyphosat verkauft.

Bern - Eine breit angelegte Untersuchung hat bei Stichproben in 18 europäischen Ländern, darunter in der Schweiz, Spuren des Pestizid-Wirkstoffs Glyphosat im Urin nachgewiesen. Nun soll abgeklärt werden, wie etwa in der Schweiz der schädliche Stoff in den menschlichen Körper gelangt.

4 Meldungen im Zusammenhang
Es sei nicht bekannt, ob der bei der Pflanzenvernichtung am weitesten verbreitete Wirkstoff in der Schweiz über das Essen oder das Trinkwasser in den menschlichen Körper gelange. Dies werde nun bei den zuständigen Behörden und auch den Grossverteilern abgeklärt, sagte Marcel Liner von Pro Natura am Donnerstag auf Anfrage.

Die europäische Untersuchung im Auftrag von Pro Natura und ihrem internationalen Netzwerk Friends of the earth wies in 44 Prozent aller getesteten Urin-Proben Rückstände von Glyphosat nach. Bei den Schweizer Stichproben waren es zwei auf zwölf Proben, die Spuren des Stoffes aufwiesen, wie die Naturschutzorganisationen mitteilten.

Am meisten Rückstände wurden in Malta gefunden. Dort waren 90 Prozent der Proben positiv. In Deutschland, Grossbritannien und Polen hatten 70 Prozent der Stichproben Rückstände des Pflanzenschutzmittels. Auch in den Niederlanden, Tschechien, Belgien, Lettland und Zypern waren über 50 Prozent der Proben positiv.

Folgen für Hormonsystem

Pro Land seien zwischen acht und zwölf Proben genommen worden, erläuterte Liner von Pro Natura. Es sei aus früheren Untersuchungen bekannt, dass sich kleine Dosen von Glyphosat negativ auf das menschliche Hormonsystem auswirkten. Und die Urinproben seien nur auf Glyphosat untersucht worden. Es gebe noch andere Beistoffe, die in Kombination gefährlich sein könnten.

Derzeit gebe es keine Glyphosat-Kontrollen bei Lebensmitteln. Die Zulassung des Mittels werde praktisch ausschliesslich auf Daten der Hersteller abgestützt. Nun müsse in Erfahrung gebracht werden, was die langfristigen Folgen des Gifteinsatzes für Menschen, Tiere, Pflanzen und Grundwasser seien, hiess es bei Pro Natura.

In der Schweiz werden den Angaben zufolge jährlich schätzungsweise 300 Tonnen des Pflanzengifts verkauft. Damit sei Glyphosat mit Abstand das weitest verbreitete Mittel zur Unkrautbekämpfung. Marktführer in der Schweiz ist der Agrochemie-Konzern Syngenta. Dieser wollte zum jetztigen Zeitpunkt nicht Stellung nehmen zur Untersuchung, wie es beim Basler Unternehmen auf Anfrage hiess.

Kein Anlass zu Bedenken

Dafür äusserte sich der Dachverband von Chemie, Pharma und Biotech - scienceindustries. Die in der Studie gefunden Glyphosat-Mengen gäben keinen Anlass zu gesundheitlichen Bedenken, erklärte Sprecher Marcel Sennhauser. Sie seien weit unter der von der EU als unbedenklich angesehenen täglichen Gesamtaufnahme mit der Nahrung.

Auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) kommt zu diesem Schluss. Urin sei ein effizientes Ausscheidungmittel für Glyphosat. Von Tierversuchen sei bekannt, dass über 90% des eingenommenen Glyphosats nach 24 Stunden wieder vom Körper ausgeschieden und nicht im Körper angereichert werde. Es gebe keinen Grund, wegen der nun veröffentlichten Studie die Risiken für den Menschen neu zu beurteilen.

Nur Stadtbewohner getestet

Für die Stichproben wurden in 18 europäischen Ländern 182 Personen ausgewählt, die alle in städtischen Gebieten wohnen und keinen direkten Kontakt mit Pestiziden haben, wie Pro Natura mitteilte. Zudem seien sowohl Vegetarier wie auch Fleischkonsumenten getestet worden. Es handle sich um die erste europaweite Untersuchung zur Glyphosat-Rückständen im menschlichen Organismus.

(bg/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Bern - Schweizer Flüsse enthalten ... mehr lesen
In erster Linie wurde Pflanzenschutzmittel in den Schweizer Flüssen gefunden. (Symbolbild)
Teilweise Pestizid-Verbot zum Wohl der Bienen.
Brüssel - Zum Schutz von Bienen ... mehr lesen
Bern - Der Bauernverband warnt vor ... mehr lesen
Bei konventioneller Landwirtschaft ist das Giftspritzen unabdingbar.
Die Gefahr von sich zersetzendem Plastikmüll ist noch nicht hinreichend erforscht.
Rochester/Innsbruck - Chemische ... mehr lesen 1
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Lachen hat viele positive Affekte auf den Körper und die Psyche.
Lachen hat viele positive Affekte auf den Körper und die Psyche.
Wellness Das Lachen dient nicht nur als Zeichen von Freude und Glück, sondern hat auch viele positive Effekte auf unsere Gesundheit. Untersuchungen haben gezeigt, dass das Lachen sowohl körperliche als auch psychische Vorteile bietet. mehr lesen  
Buchhaltung Bern - Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 27. März 2024 beschlossen, die Zinssätze für die ausstehenden Covid-19-Kredite per 31. März 2024 ... mehr lesen  
Die Verzinsung bietet einen Anreiz, Covid-19-Kredite nicht länger als notwendig zu beanspruchen.
Ein Wirkstoff zur Heilung wird mit der Kontaktlinse in das Auge gegeben.
Ein multidisziplinäres Team der Universität von Waterloo hat ein innovatives Kontaktlinsenmaterial entworfen, das als Verband für Hornhautwunden dienen und ... mehr lesen  
Beauty In einer Welt, die oft von Jugendlichkeit und strahlender Haut geprägt ist, ist es wichtig, die Schönheit und Würde des ... mehr lesen  
Wenn die Haare grau werden, ist auch eine gute Pflege der Haut wichtig.
WISSEN: OFT GELESEN
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=0&col=COL_3_1
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Sa So
Zürich 4°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Basel 7°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig gewitterhaft wechselnd bewölkt
St. Gallen 5°C 18°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Bern 4°C 18°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wolkig, aber kaum Regen
Luzern 6°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt
Genf 10°C 21°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt, Regen
Lugano 7°C 12°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen anhaltender Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten