Wieder «Les Bleus» statt «Les Vieux»

publiziert: Dienstag, 4. Jul 2006 / 23:37 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 4. Jul 2006 / 23:59 Uhr

Mit der Halbfinal-Affiche Portugal vs. Frankreich rechnete im Vorfeld der WM niemand. Den Lusitanern bietet sich nun sogar die Chance, zwei Jahre nach der EM im eigenen Land abermals in den Final vorzustossen

Domenech nach dem Spiel gegen Brasilien.
Domenech nach dem Spiel gegen Brasilien.
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Auf der WM-Bühne sind sich die Teams bisher noch nie auf Halbfinal- Niveau begegnet; an der Kontinental-Meisterschaft hingegen bereits zweimal. 1984 siegte Frankreich 3:2, 2000 besiegelte Zidane mit seinem Golden (Penalty-)Goal zum 2:1 das Out der Portugiesen.

Jenes Duell blieb vor allem wegen der hässlichen Szenen nach dem Schlusspfiff im Gedächtnis haften. Mehrere Portugiesen und allen voran Abel Xavier, welcher mit einem Hands in der 117. Minute den entscheidenden Penalty verschuldet hatte, drehten durch und attackierten den Schiedsrichter.

Frankreichs Steigerungslauf nach dem Spott

Derweil Portugal von Beginn weg siegte und mittlerweile bei fünf Erfolgen in Serie angelangt ist, beseitigten die Franzosen die Zweifel an ihrer Verfassung mit einem veritablen Steigerungslauf. Die formstarken Spanier fanden im Achtelfinal gegen die Franzosen kein Mittel (1:3). In der Runde der letzten acht folgte der nächste Coup: das 1:0 gegen den Titelhalter Brasilien. «La Grande Nation» jubelte, die Fachwelt staunte.

Frankreichs Höhenflug kam ohne Ankündigung. Nach dem 0:0 gegen die Schweiz und dem enttäuschenden 1:1 gegen Südkorea hatten die Kritiker (voreilig) mit dem Starensemble abgerechnet. «Les Bleus» wurden spöttisch in «Les Vieux» umbenannt. Raymond Domenech, der bärbeissige Coach, stellten die Medien als überforderte Marionette dar. Zinédine Zidane war nur noch alt und nicht mehr genial. Die Streitlust im Team sei grösser als die Motivation, die Blütezeit aufleben zu lassen.

Der Wind hat gedreht, die Stimme des Trainers hat in Frankreich wieder mehr Gewicht. Wer keines der letzten 15 Wettbewerbsspiele verloren hat, der verfügt in der Regel über gute Argumente. Letztmals verliessen die Franzosen den Platz vor zwei Jahren geschlagen -- im EM-Viertelfinal gegen die Griechen.

Scolaris Serien

Ähnliche Akzeptanzprobleme wie Domenech kannte Portugals Trainer Luiz Felipe Scolari am Turnier in Deutschland nicht. Der Brasilianer hat beeindruckende Erfolge vorzuweisen. 2002 führte «Big Phil» sein Heimatland zum fünften WM-Titel, zwei Jahre später scheiterte er als Verantwortlicher Portugals im EM-Final erst an den überraschenden Griechen. Nun hat er mit den Lusitanern fünfmal in Folge gewonnen und steht bei einer magistralen Marke von zwölf WM-Siegen in Serie. Noch beeindruckender ist ein anderer Wert: Scolari hat in seiner Trainerlaufbahn 47 von 52 Knock-out-Partien gewonnen.

Die Arbeit des konsequenten Südamerikaners wird auch von José Mourinho geschätzt. «Es gibt nicht so viele Trainer, die solche Rekorde vorweisen und ein Team so motivieren können, dass es auf diesem Level spielt», lobte der Star-Trainer von Chelsea im nationalen TV. Der Ende Juli endende Vertrag müsse unbedingt verlängert werden, forderte Mourinho.

«Ricardo war nicht immer erste Wahl bei Sporting, Maniche hat kaum gespielt, Costinha ist ohne Club und Nuno Valente musste sogar für Portos B-Team spielen. Aber Scolari hat ihnen vertraut und gesagt, dass er auf sie setzt», sagte Mourinho. Die Spieler spürten nicht nur das Vertrauen, sondern würden auch den von Scolari geförderten Gemeinschaftssinn leben. Regisseur Deco, der nach seiner Sperre ebenso in die Startaufstellung zurückkehren wird wie Costinha, ist das Sinnbild für Scolaris Kollektiv. Er könnte auf dem Weg zum ersten WM-Final die Schlüsselfigur sein, er könnte die Serie von zuletzt sieben Niederlagen gegen Frankreich beenden.

Die möglichen Startformationen:
Portugal: 1 Ricardo; 13 Miguel, 16 Carvalho, 5 Meira, 14 Valente; 6 Costinha, 18 Maniche, 20 Deco, 7 Figo, 17 Cristiano Ronaldo; 9 Pauleta.

Frankreich: 16 Barthez; 19 Sagnol, 15 Thuram, 5 Gallas, 3 Abidal; 4 Vieira, 6 Makelele; 22 Ribéry, 10 Zidane, 7 Malouda; 12 Henry.

Bemerkungen: Portugal ohne Petit (gesperrt). Figo angeschlagen. Frankreich komplett. Mit gelben Karten belastete Spieler: Maniche, Figo, Carvalho, Valente, Ricardo; Zidane, Thuram, Sagnol, Vieira, Ribéry.

(ht/Si)

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