Wo liegt Camp David?

publiziert: Donnerstag, 20. Jul 2006 / 10:00 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 27. Jul 2006 / 15:05 Uhr

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Die Entführung zweier israelischer Soldaten durch die Hisbollah hat neben Hunderten von toten und verletzten Zivilisten in Beirut, Haifa und Gaza eines bewirkt: Die Wiederaufnahme des Annäherungsprozesses zwischen Israel und Palästina wurde brutal gestoppt. Die Kommando-Aktion kam just zum Zeitpunkt von Vermittlungsbemühungen des ägyptischen Autokraten Mubarak, die vielleicht zu einer Verhandlungslösung Israels mit den Hamas-Radikalen geführt hätte, die einen weiteren israelischen Soldaten verschleppt hatten.

Verhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern waren radikalen Kräften schon immer ein Dorn im Auge. Aber auch das hoch zivilisierte Israel, das sich einst mit der pionierhaften Kultivierung von Wüstenboden Respekt verschafft hatte, schlägt seit Jahrzehnten mit übertriebener Härte auf jede noch so dumme Provokation zurück. Die Entführung dreier Soldaten kann die Tötung von über hundert Zivilisten nicht rechtfertigen. Gegenschläge schaffen nur weitere Generationen von Rachedurstigen und Nachschub für radikal-muslimische und sonstige fanatische Organisationen. Sie sehen jetzt ihre Stunde als gekommen, um ihrerseits Raketen Richtung Israel abzuschiessen.

Gerade mit einer Taktik des Nachgebens, eine Art des passiven Widerstandes und des Verhandelns, könnte Israel den Feind brechen und ihm die Unterstützung seiner Basis entziehen. Es gibt eine lange Tradition von Gefangenenaustauschen. Bereits der Rückzug aus dem Gazastreifen schien ein Anfang, mit dem die Gewaltspirale geknackt werden könnte, wäre dies auch noch gepaart mit einer strukturellen Unterstützung für eine halbwegs ökonomische Gesundung der faktisch noch immer besetzten Gebiete. Wer Olivenöl nach Europa exportiert, hat keine Zeit für Waffenspiele.

Israel aber bombardiert mit Gaza und Libanon die Territorien von Ländern mit gewählten Regierungen. Das ist nichts Neues, es missachtet Uno-Resolutionen und das Völkerrecht seit Jahren. Die ständige Rückendeckung durch die USA verhindert meist internationale Konsequenzen. Während frühere US-Regierungen mit gewissem Druck Israel zu Verhandlungen drängen konnten, ist die Bush-Regierung daran nicht mehr interessiert. Sie selbst setzt sich über UNO-Beschlüsse und von Fall zu Fall die Genfer Konventionen hinweg.

Unterdessen haben die Israelis in Gaza die Elektrizitäts- und Wasserversorgung zerbombt. Es droht eine humanitäre Katastrophe. Im Gegenzug haben Fatah-Fraktionen erstmals seit längerem wieder Anschläge verübt, und zunichte gemacht sind die Bemühungen von Palästinenser- und Fatah-Präsident Abbas, eine Abstimmung über eine Zweistaatenlösung herbeizuführen. Israel hat eine moderate Entwicklung nicht gefördert.

Einst leuchtende Namen wie Camp David sind verblasst und Begriffe wie Krieg gegen den Terror salonfähig geworden. In Camp David hatten Verhandlungen zwischen Begin und Sadat zum Friedensschluss zwischen Israel und Ägypten geführt. Das war 1978 unter der Vermittlung von Jimmy Carter zustande gekommen. Man muss sich fragen, ob jenes Camp David noch in den USA liegt. Washington ist Kriegspartei geworden im so genannten «War Against Terror». Und Camp David muss neu erfunden werden.

(von Harald Tappeiner/news.ch)

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