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Wut und Frust in Argentinien

publiziert: Mittwoch, 12. Jun 2002 / 18:14 Uhr

Buenos Aires - Argentiniens Bevölkerung kann das Vorrunden-Out ihrer Elf schlecht verkraften. In vielen Städten macht sich eine Mischung aus Wut, Trauer und Frust breit.

In Cordoba, der zweitgrössten Stadt des Landes, wurden 57 Personen vorübergehend festgenommen.

Viele Fans in Buenos Aires waren die ganze Nacht wachgeblieben, um sich die Partie anzuschauen, die um halb vier Uhr morgens Lokalzeit begann. Nachdem das Fiasko für den zweifachen Weltmeister perfekt war, trotteten diejenigen Anhänger, die ihren Frust nicht gleich an Ort mit Alkohol ertränkten, frustriert durch die dunklen und kalten Strassen der Millionen-Metropole. Anstatt in Jubel und mit Freudenfesten präsentierte sich Buenos Aires in Totenstille.

Vereinzelt wurden aus der argentinischen Hauptstadt Randalen gemeldet. Von eingeschlagenen Schaufensterscheiben und verbrannten Landesflaggen wurde berichtet. Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt beruhigte sich die Lage schnell wieder. In Cordoba, rund 800 km nordöstlich von Buenos Aires, nahm die Polizei knapp 60 Menschen fest, als enttäuschte und alkoholisierte Fans in der Innenstadt randalierten.

Die Suche nach den Schuldigen begann unmittelbar nach dem Abpfiff. «Die Mannschaft von Trainer Marcelo Bielsa hat die ganze Welt betrogen», schrieb die staatliche Nachrichtenagentur Telam (!) in einem Kommentar. Die Menschen am Rio de la Plata, wo derzeit die schlimmste wirtschaftliche und politische Krise seit 100 Jahren durchgemacht wird, hatten durch die WM auf etwas Abwechslung im tristen Alltag gehofft. Die Enttäuschung und der Absturz in die graue Gegenwart verlorener Sparguthaben, sinkender Kaufkraft und Massenarbeitslosigkeit sind deshalb umso härter. «Argentinien hat alles, was man für den Erfolg braucht. Aber irgendwie klappt es nicht. Das ist in der Wirtschaft so und nun auch im Fussball», resümierte eine enttäuschte Argentinierin das Gefühl von Millionen Landsleuten treffend.

(bb/sda)

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