Die Gastgeber holten am Wochenende sieben der acht möglichen
Punkte. Titelverteidiger Slowenien (21:14), Ungarn (19:17) und die
von Jae-Won Kang zusammengestellte Korea Selection (26:22) wurden
bezwungen, gegen Tunesien spielten die Schweizer unentschieden
(17:17). «Der Gesamtauftritt der Mannschaft war zum jetzigen
Zeitpunkt zufriedenstellend», sagte Trainer Arno Ehret. Vor allem
der klare Erfolg gegen das allerdings mit der zweiten Garnitur
angetretene Slowenien könnte für die Einheimischen ein
psychologischer Vorteil sein, sind doch die Osteuorpäer am 25.
Januar in Schweden der erste EM-Gegner.
Die Schweizer überzeugten in sämtlichen Partien mit einer
aggressiven, hartnäckigen 5-1-Verteidigung. Den Höhepunkt bildete
die zweite Hälfte gegen Slowenien, als sie in den 22 Minuten nur
gerade fünf Treffer kassierten. Dahinter brillierten die beiden
Torhüter Antoine Ebinger und Nati-Rückkehrer Rolf Dobler. Der
«Altmeister» kam nur ins Team, weil die eigentliche Nummer 1,
Christian Meisterhans, verletzungshalber den Rest der Saison
ausfällt. «Die Deckung war solide und vernünftig», sagte Ehret, «es
war nicht so einfach, gegen uns Tore zu erzielen.». Der Deutsche
wollte ursprünglich auch noch im 6-0-System verteidigen lassen,
«dazu haben mir aber die Leute gefehlt.»
Einen zwiespältigen Eindruck hinterliessen die Schweizer in der
Offensive. Sie zeigten zwar gute Ansätze, oft agierten sie jedoch
zu umständlich. Viele Angriffe wurden überhastet und
dementsprechend ungenau abgeschlossen. «Was wir uns pro Spiel an
Stockfehlern geleistet haben, war natürlich ungenügend», gab sich
Ehret kritisch, «das muss in zwei, drei Wochen anders aussehen.
Solche Fehler werden auf einer höheren Stufe wie der EM sofort
bestraft.»
Insbesondere der Rückraum konnte nicht überzeugen. Thomas
Gautschi benötigte für einen Torerfolg viel zu viele Abschlüsse,
Lorenz Moser genügt international höheren Ansprüchen nicht, und
Stefan Massa blieb weit hinter seiner Bestform zurück. Letzterer
fiel zudem die letzten beiden Spiele mit einer Handverletzung aus.
Nur Regisseur und «Handballer des Jahres 2001» Robbie Kostadinovich
war mehrheitlich ein sicherer Wert. Ein Mann von der Klasse Marc
Baumgartners, der noch für Bundesliga-Leader Lemgo im Einsatz stand
und erst nächsten Donnerstag zur Mannschaft stösst, fehlte
sichtlich. «Die Trefferquote im Rückraum hat sich im bescheidenen
Rahmen gehalten», bestätigte Ehret.
Solide Leistungen boten die beiden Rechtsaussen Michael Suter
und Zeno Läber. Auf dem linken Flügel bewies Manuel Liniger, dass
er eine echte Alternative für den momentan verletzten Carlos Lima
(Nasenbeinbruch) ist. Der Torschützenkönig der diesjährigen U21-WM
in der Schweiz zeichnete sich besonders bei Gegenstössen aus, liess
allerdings noch etwas Konstanz vermissen. Auch am Kreis braucht
sich Arno Ehret keine Sorgen zu machen. Sollten Ivan Ursic, der in
der Eulachhalle mehrheitlich im Aufbau spielte und seine Sache
ordentlich machte, und Severin Brüngger an der EM nicht stechen,
kann er auf Defensivspezialist Martin Stettler, «unseren
wichtigsten Spieler» (Ehret), zurückgreifen.
Den attraktivsten Handballsport boten die Koreaner. Angeführt
von dem in Japan engagierten Rückraumspieler Won-Chul Paek, der an
den Olympischen Spielen in Sydney zum besten Akteur ernannt worden
war, verzauberten sie die Zuschauer mit ihrer Wendigkeit und
herrlich herausgespielten Toren. Zudem stellte Goalie Suik-Houng
Lee (Wacker Thun) ein nur sehr schwer überwindbares Hindernis dar.
Auch der inzwischen 37-jährige, etwas rundlicher gewordene Kang
sorgte mehrmals für Beifallsstürme.
(kil/sda)