Ylenia vergiftet - Täter schoss auf Zeugen

publiziert: Montag, 19. Nov 2007 / 17:22 Uhr / aktualisiert: Montag, 19. Nov 2007 / 17:56 Uhr

St. Gallen - Die fünfeinhalbjährige Ylenia ist mit Nitroverdünner vergiftet worden, wie die St. Galler Polizei bekannt gab. Der mutmassliche Täter war wahrscheinlich pädophil und plante die Tat kaltblütig aus einem sexuellen Motiv.

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In den sterblichen Überresten Ylenias stellten die Mitarbeiter des gerichtsmedizinischen Instituts eine hohe bis sehr hohe Konzentration von Toluol fest. Toluol ist ein Bestandteil von Nitroverdünner. Als Tatmotiv schliesst die Polizei aufgrund zahlreicher Indizien einen sexuellen Hintergrund nicht aus.

Ein sexueller Missbrauch von Ylenia sei zwar rechtsmedizinisch nicht festgestellt worden. Im Entkleiden des Opfers sieht Untersuchungsrichter Erich Feineis einen möglichen Hinweis auf eine sexuelle Absicht des Täters. Dass dieser eine pädophile Veranlagung hatte, gehe aus den in Spanien sichergestellten Kinderfotos hervor.

Wochenlange Planung

Der Entführer plante laut Kantonspolizei seine Tat über mehrere Wochen hinweg. Bereits am 10. Juli kaufte er in einem Zürcher Einkaufszentrum den Nitroverdünner, mit dem das Opfer betäubt werden sollte. Tags darauf beschaffte er sich eine Schaufel und eine Säge. Dies belegen Einkaufsquittungen.

Bereits vor der Entführung Ylenias hatte der Mann in drei Fällen junge Mädchen in den Kantonen St. Gallen und Zürich fotografiert. Das beweisen Bilder in seiner Digitalkamera. Für Erich Feineis zeugen diese Vorbereitungshandlungen von einer klaren Tatabsicht.

Auf Zeugen geschossen

Mit einem Revolver, den der Mann über eine Woche vor der Tat aus einem Schliessfach in Frauenfeld geholt hatte, hatte der Entführer Ylenias am 31. Juli auf einen Zeugen geschossen. Aufgrund der Spuren geht die Polizei davon aus, dass er beim Zusammentreffen mit den Zeugen noch Spuren beseitigen wollte.

«Alles deutet darauf hin, dass der nachfolgende Suizid des Täters mit der erfolgreichen Flucht des Zeugen in Zusammenhang steht», sagte der Untersuchungsrichter weiter.

Der Mann sei ausgesprochen berechnend und kaltblütig vorgegangen. «Er war durch den wahrscheinlich unbeabsichtigen frühen Tod seines Opfers keineswegs verwirrt oder aufgewühlt», sagte Feineis.

Nitroverdünner gefunden

Laut Angaben der Ermittler ist davon auszugehen, dass der Entführer das Mädchen hatte betäuben wollen, um es danach sexuell zu missbrauchen.

Die Polizei fand am Tag nach der Entführung bei einer Suchaktion in einem Wald bei Oberbüren SG eine Flasche Nitroverdünner und bei den Sachen des mutmasslichen Täters den entsprechenden Kaufbeleg.

Zudem könne auch nicht ausgeschlossen werden, dass der Entführer und mutmassliche Mörder Ylenias mit dem Kind sexuelle Handlungen in Form von Berührungen vorgenommen habe. Der Anwendung von sichtbarer Gewalt sei Ylenia vor ihrem Tod nicht ausgesetzt gewesen, heisst es weiter.

Sexuelles Motiv

Auch wenn ein sexueller Missbrauch von Ylenia rechtsmedizinisch nicht festgestellt worden sei, vermutet Untersuchungsrichter Erich Feineis ein sexuelles Motiv für die Tat.

Im Entkleiden des Opfers wird ein möglicher Hinweis auf eine sexuelle Neigung gesehen.

Sämtliche Ergebnisse sprechen dafür, dass der Täter dem Kind das Gift über den Mund verabreichte.

Unter welchen genauen Umständen das Mädchen vergiftet wurde, ist nach Angaben der Polizei unklar. In den Gewebeproben wurde eine hohe bis sehr hohe Konzentration Toluol festgestellt.

Narkotisierend bis tödlich

Toluol findet als Lösungsmittel Verwendung. Es ist zwar nicht gleich giftig wie Benzol oder Phenol. Das Einatmen der Dämpfe kann jedoch die gleichen gesundheitlichen Folgen haben und zum Tod führen.

Die Dämpfe der Flüssigkeit Toluol wirken narkotisierend. Auch bei der Herstellung von Nitroverdünner wird Toluol eingesetzt.

Die fünfeinhalbjährige Ylenia war am 31. Juli beim Hallenbad in Appenzell entführt worden. Am 15. September wurde ihre Leiche in einem Wald bei Oberbüren SG von einer Privatperson gefunden.

Als ihr mutmasslicher Entführer und Mörder gilt ein 67-jähriger Auslandschweizer, der sich am Tag nach dem Verschwinden des Mädchens ebenfalls in einem Wald bei Oberbüren das Leben nahm.

(ht/sda)

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