Zentralrat der Juden will YouTube verklagen

publiziert: Samstag, 22. Mrz 2008 / 14:04 Uhr

Berlin/Hamburg - Der Zentralrat der Juden in Deutschland will den US-amerikanischen Suchmaschinengiganten Google verklagen. Der Internetkonzern mache sich mit seiner Tochter, der Videoplattform YouTube, zu einem «Mittäter an Rassenhass und Diskriminierung», sagte Zentralrats-Generalsekretär Stephan Kramer gestern, Donnerstag, in Hamburg.

«Die rechte Szene nutzt YouTube massiv als Plattform», so der Vorwurf des Zentralrats.
«Die rechte Szene nutzt YouTube massiv als Plattform», so der Vorwurf des Zentralrats.
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Die rechtsextremistische Szene nutze das Videoportal intensiv für ihre Zwecke, so die Kritik. Um entsprechend bedenkliche Inhalte ein für allemal aus dem Angebot der Seite entfernen zu lassen, habe der Zentralrat an einem Hamburger Gericht eine einstweilige Verfügung gegen den US-Konzern beantragt.

«Die rechte Szene nutzt YouTube massiv als Plattform», stellte Kramer fest. Als Beleg verwies er auf ein auf dem Portal zu findendes Video, auf dem ein Bild des verstorbenen Zentralrats-Präsidenten Paul Spiegel verbrannt wird. Bei dem Film, der monatelang auf YouTube zum Abruf bereit gestanden sei, seien im Hintergrund deutlich Hakenkreuze zu sehen gewesen.

Laut Kramer sei leider nicht erkennbar, dass die Betreiber der Seite wirksam gegen derartige Inhalte vorgingen. Der Zentralrats-Generalsekretär forderte diese deshalb dazu auf, mehr Kontrollpersonal einzustellen, um das Internet gezielt nach extremistischen und gefährdenden Inhalten zu durchforsten. Als positives Beispiel nannte er in diesem Zusammenhang die vorbildliche Zusammenarbeit mit dem Online-Auktionshaus eBay.

Der Verantwortung bewusst

Google-Nordeuropa-Sprecher Kay Oberbeck weist die Vorwürfe allerdings zurück. «Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst», betonte er im Rahmen einer Veranstaltung der Kampagne «Laut gegen Nazis» in Hamburg. Google arbeite seit mehr als drei Jahren mit der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia zusammen, um jugendgefährdendes Material fernzuhalten.

«Wir wollen derartige Inhalte nicht auf unserer Plattform», macht auch Stefan Keuchel, Sprecher von Google Deutschland klar. Diese würden den Nutzungsbedingungen von YouTube widersprechen und seien deshalb als Missbrauch der Plattform zu verstehen. «Wir haben eine technische Möglichkeit geschaffen, die verhindert, dass einmal von der Plattform verbannte Videos nicht mehr hochgeladen werden können», schildert Keuchel.

Community soll selbst aktiv werden

«Neben technischen Lösungen setzen wir aber auch sehr stark auf den Community-Aspekt», ergänzt Keuchel. Videobeiträge mit brisanten Inhalten könnten zu jeder Zeit von den Nutzern gemeldet werden. «Diese Beschwerden werden von geschulten Kollegen in Empfang genommen. Erweisen sich die Vorwürfe als gerechtfertigt, wird der entsprechende Beitrag aus dem YouTube-Angebot gelöscht», erläutert Keuchel.

In der Regel würden Google-Mitarbeiter neu eingestellte Beiträge zudem im Rahmen eines so genannten Pre-Screening-Verfahrens auf ihre Inhalte überprüfen. «Das Problem liegt aber in der grossen Masse an Videos auf dem Portal. Bei zehn Stunden neu hinzukommendem Videomaterial pro Minute ist es nicht möglich, alles auf seine Rechtmässigkeit zu kontrollieren», so Keuchel abschliessend.

(fest/pte)

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