Zidanes trauriger Abgang

Unwürdiger hätte Zidane nicht von der Weltbühne abtreten können. Während ein paar Sekunden verlor der Captain der «Tricolore» die Beherrschung - nicht zum ersten Mal in seiner Zeit als Fussball- Profi. Der Verlust der Kontrolle kam praktisch aus dem Nichts. Zidane hatte bis zu jener Szene glänzend gespielt. Ihm gelang mit einem wunderbaren Penalty das 1:0, er war präsent wie in seiner Blütezeit vor acht Jahren beim Titelgewinn im eigenen Land.

Kopf verloren

Gegen den Platzverweis protestierte er nicht mehr. Zidane wusste, welche Dummheit er begangen hat. Materazzis diffamierende Worte werden nie an die Öffentlichkeit gelangen. Der Provokateur schaffte es, dass Zidane in seinem 108. Länderspiel so reagierte wie ein unbedarfter, junger Strassenfussballer aus Marseille - aus der Stadt, wo einst auch Zidane mit anderen Einwanderern aus Algerien ums Überleben kämpfte.

Die «New York Times» hatte Zidane nach dessen siegbringendem Penaltytor im Halbfinal gegen die Portugiesen (1:0) als «coolsten Mann der Erde» gefeiert. Nichts schien besser zur populärsten Nummer 10 seit Diego Armando Maradona zu passen als der Titel des amerikanischen Kommentators. Und dann überraschte der Magier wieder alle - diesmal negativ. Er verlor den Kopf, der Weltfussball eine grossartige Figur unter unwürdigen Umständen und Frankreich im Penaltyschiessen ohne seine wichtigste Figur die Partie.

(ht/Si)