Zwei Pechvögel im Glück

publiziert: Samstag, 18. Dez 2004 / 16:59 Uhr

Max Rauffer Erster, der erste deutsche Abfahrtssieg seit 12 Jahren, und Jürg Grünenfelder Zweiter, der erste Schweizer Podestplatz in Val Gardena seit 1995 -- das ist das Klassement eines der verrücktesten Rennen der Skigeschichte.

Der Deutsche Max Rauffer war Profiteur eines verrückten Rennens.
Der Deutsche Max Rauffer war Profiteur eines verrückten Rennens.
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Keine Abfahrt der Weltcup-Geschichte ist geprägt von so vielen Überraschungen wie die "Saslong Classic". Die 46. Auflage stellte aber alles Bisherige in den Schatten. Zu einem Zeitpunkt, wenn jeweils das Rennen erst so richtig anfängt, war es diesmal bereits zu Ende. Raufer (Nr. 13) und Grünenfelder (Nr. 15) gehörten zu den wenigen, die halbwegs reguläre Bedingungen vorfanden. Die Favoriten wurden im wahrsten Sinne des Wortes vom Wind verweht.

Antoine Dénériaz, der Sieger der beiden letzten Jahre, schlüpfte noch knapp in die Top Ten (9.), Bode Miller, der Doppelsieger der Übersee-Abfahrten, erreichte den 14. Platz, Didier Cuche und Bruno Kernen, die beiden am stärksten eingeschätzten Schweizer, kamen über die Ränge 22 und 26 nicht hinaus. Und Hermann Maier verfehlte als 37., mit 2,23 Sekunden Rückstand, sogar die Weltcuppunkte. Zu den Opfern gehörte auch Silvan Zurbriggen (35.), dessen brillante Trainingsleistungen Makulatur blieben.

Der Lohn für die Beharrlichkeit

Die Karrieren der beiden Überraschungsleute gleichen sich. Jürg Grünenfelder (30) brach sich im Sommertraining 2000 in Argentinien die Kniescheibe und beschädigte sich die Knorpel. Von dieser Verletzung erholte er sich bis zu dieser Saison nicht mehr. "Zwei Jahre bestritt ich überhaupt keine Rennen mehr, dann zwei Jahre mit Schmerzen", erzählt der 30-jährige Glarner, der einst zu den grössten Hoffnungen im Schweizer Rennsport gezählt hatte. Zwei 4. Plätze 1998 in Kitzbühel und bei den Olympischen Spielen in Nagano (0,01 hinter Bronze) waren die herausragendsten Resultate.

Max Rauffer (32) verletzte sich ebenfalls im Jahr 2000 am Knie (Kreuzbandriss in Beaver Creek), nachdem er zuvor in Kvitfjell den ersten und einzigen Podestplatz seiner Karriere herausgefahren hatte. 2002 brach er sich in Val d´Isère zwei Wirbel, und im letzten Jahr riss erneut das Kreuzband, beim ersten Sprung auf der "Saslonch", wo er nun den grössten Triumph seiner Karriere feierte -- und den ersten deutschen Abfahrtssieg seit Markus Wasmeier im Jahr 1992.

Grünenfelder: "Nahe am Rücktritt"

Der 2. Platz von Jürg Grünenfelder war zweifellos vom Glück begünstigt, aber kein Zufall. Schon in Lake Louise deutete er mit einem 17. Rang im Super-G an, der besten Leistung seit seiner Verletzung, dass es endlich wieder aufwärts geht. In den Trainings von Val Gardena bestätigte er sich und legte damit die Basis zu diesem Exploit.

"Ich bin mir bewusst, dass es kein reguläres Rennen war", sagt Grüeni I, der älteste der drei Grünenfelder-Geschwister. "Mein 2. Platz entspricht sicher nicht der momentanen Realität. Ich aber geniesse ihn trotzdem. Zu oft stand ich auf der andern Seite des Glücks." Kaum jemand hatte noch an ihn geglaubt, zuweilen er selbst nicht mehr: "Ende des letzten Winters stand ich dem Rücktritt sehr nahe." Vor allem danke er der Firma Stöckli, Firmenchef Beni Stöckli und Rennchef Osi Inglin, die ihm einen sehr fairen Vertrag offeriert hätten: "Damit bewiesen sie mir, dass sie noch an mich glaubten." Inglin gestand offen: "Es wäre vermessen zu behaupten, wir hätten mit so etwas gerechnet."

Erster Podestplatz seit Gigandet 1995

Grünenfelder, der seinem B-Kader-Trainer Walter Reusser ein Kränzchen windet ("Er hat intensiv an meiner Technik gearbeitet), ist sich klar, "dass es so nicht weitergeht". Doch Didier Cuche schliesst einen Katapult-Effekt nicht aus: "Auch ich bin einst im Europacupcup in einem solchen Rennen mit der Nummer 68 Vierter geworden, habe damit die B-Qualififikation geschafft und die Basis zu meiner Karriere gelegt."

Grünenfelder brach damit den Bann der "schwarzen Serie" von Val Gardena. Seit Xavier Gigandets 2. Platz 1995 klassierte sich nie mehr einer unter den ersten drei. Und vom aktuellen Team schaffte einzig Didier Cuche ein einziges Mal einen Top-Ten-Platz (8.). Und das Schweizer Männer-Team errang fünf Tage nach Silvan Zurbriggen den zweiten Podestplatz. Im letzten Winter musste es bis Kitzbühel auf ein solches Resultat weiter. Dadurch profitiert das ganze Team, auch wenn Kernen nach dem Rennen ziemlich frustriert war: "Vielleicht bin ich ein schlechter Verlierer. Aber ich habe Mühe, ein solches Rennen ernst zu nehmen."

(mo/Si)

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