Fussball: Cabanas geht in die französische Provinz

Der Wechsel zum letztjährigen Siebten der Ligue 1 kommt überraschend. Cabanas war bei mehreren europäischen Vereinen mit klangvollerem Namen als Guingamp im Gespräch. Der Mittelfeldspieler entschied sich für den bretonischen Verein, um, wie er sagt, seiner Karriere neuen Elan zu geben: "Guingamp wollte mich unbedingt, das war für mich das Wichtigste. Doch ich gehe schweren Herzens von GC weg". Die letzten sechs Jahre spielte er für die Zürcher, bei welchen er auch seine Juniorenzeit verbracht hatte. "Ich werde sicher irgendwann nach Zürich zurückkehren. Ich liebe GC und Zürich", meinte der GC-Ziehsohn, der sich sowohl bei den Hoppers als auch in der Nationalmannschaft zum "Aggressivleader" entwickelt hat.

Diese Rolle dürfte er auch bei "En Avant Guingamp" rasch übernehmen. Der Stolz des 8800 Einwohner zählenden Dorfes in der Mitte der Bretagne, nur rund 120 km von Rennes entfernt, zählt mit Didier Drogba nur einen Starspieler. Der Stürmer von der Elfenbeinküste schoss vergangene Saison 17 Tore und war damit hinter Shabani Nonda und Pedro Pauleta drittbester Goalgetter der Ligue 1. Er steht aber kurz vor einem Wechsel zu Olympique Marseille.

Guingamp legt wie alle französische Vereine aus Kleinstädten viel Wert auf die Ausbildung von jungen Spielern -- mit Erfolg: Immerhin spielten die Bretonen in den letzten 25 Jahren 24 Saisons in der höchsten Spielklasse. 1997 standen sie im Cup-Final, den sie nach Penaltyschiessen gegen Nice verloren, 1996 gewannen sie den UI-Cup, den sie auch kommende Saison bestreiten werden. "Für mich ist Guingamp eine Zwischenstation", begründet Cabanas seinen Entschluss. "Nach zwei, drei Jahren hoffe ich in einem grossen Verein Fuss zu fassen. Zunächst will ich mich mal an eine grosse europäische Liga gewöhnen."

Für GC ist der Abgang Cabanas´ im Hinblick auf die Champions-League-Qualifikation ein herber Verlust. Ob der Mittelfeldspieler so effizient ersetzt werden kann wie Boris Smiljanic, der im Winter zu Basel wechselte und mit Francesco Gamboa einen würdigen Nachfolger fand, darf bezweifelt werden. Im Gespräch soll David Sesa sein, der bei Napoli nicht mehr glücklich ist. Beim Schweizer Meister wollte man sich zum Wechsel Cabanas´ nicht äussern, zeigte sich aber einigermassen überrascht über die Klubwahl des Spielmachers mit spanischen Wurzeln.

Die französische Ligue 1 wird mehr und mehr zur schweizerischen Lieblingsdestination. Nach heutigem Stand spielen in der kommenden Saison mit Cabanas, Fabio Celestini (Marseille), Patrick Müller (Lyon), Alex Frei (Rennes), Stéphane Grichting (Auxerre) und Johann Lonfat (Sochaux) sechs Schweizer in der höchsten Liga des amtierenden Europameisters.

(bert/sda)