Nationalpark und Münstertal: UNESCO-Label zurückgeben
Zernez/Müstair GR - Der Schweizerische Nationalpark und das angrenzende Münstertal verlieren das Label «UNESCO-Biosphärenreservat». Der Grund ist das Scheitern einer von der UNESCO geforderten Vergrösserung der Reservatsfläche am Sonntag an der Urne.
Der Label-Verlust trifft das Münstertal wesentlich härter als den Nationalpark. Während der Nationalpark kaum mit dem Label warb, bedeutete es für das Münstertal ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal unter den schweizerischen Ferienregionen. Nur das Entlebuch wurde von der UNESCO ebenfalls als Biosphäre ausgezeichnet.
Das Münstertal bleibe zwar auch ohne das Label ein «regionaler Naturpark von nationaler Bedeutung», erklärte Fallet der Nachrichtenagentur sda. Von diesen Naturpärken gebe es aber mittlerweile rund 30 im Land. Das Münstertal werde es schwer haben, ohne das UNESCO-Label aus dieser grossen Anzahl Pärke herauszuragen.
Das Münstertal hofft nun darauf, sich weiterhin «Biosphäre» nennen zu dürfen - einfach ohne den Zusatz «UNESCO». Ob das gelingt, ist laut Fallet völlig offen.
UNESCO-Label seit 1979
Der Nationalpark war 1979 zum ersten UNESCO Biosphärenreservat der Schweiz erklärt worden. Mitte der 1990er-Jahre verschärfte die Organisation aber ihre Anforderungen.
Neu verlangte die UNESCO, dass der Nationalpark als Reservats-Kernzone mit strengstem Naturschutz vollständig umgeben werden müsse von einer Pflegezone mit niedrigen Schutzkriterien. Für die Umsetzung bekam der Park knapp 20 Jahre Zeit.
Der Nationalpark spannte daraufhin mit dem Münstertal zusammen. Das Tal sollte die geforderte Pflegezone bilden. Das neue Gebilde wurde «UNESCO Biosfera Val Müstair-Parc Naziunal» getauft. 2010 wurde es von der UNESCO mit der Auflage anerkannt, die Pflegezone auf die Unterengadiner Gemeinden S-chanf, Zernez und Scuol zu erweitern.
41 Stimmen gaben den Ausschlag
Die Erweiterungspläne scheiterten am Sonntag an den Abstimmungsurnen von S-chanf und Zernez. Während Scuol überaus deutlich zustimmte, lehnten es die beiden Gemeinden ab, Teil der Pflegezone zu werden. Den Ausschlag gaben zusammengezählt gerademal 41 Stimmen.
«Offenbar wurde uns nicht geglaubt, dass der Beitritt zum Reservat keine Verschärfungen der Landnutzung mit sich bringe», analysierte Fallet die Niederlage. Der Hintergrund für die Skepsis liege möglicherweise über 50 Jahre zurück. Als der Park 1961 vergrössert worden sei, habe das zu grossen Spannungen geführt in der Region.
(nir/sda)
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