Harakiri in Madrid

Angesichts der flächendeckenden Krise der Mailänder und speziell nach ihrer 0:1-Pleite im San Siro gegen den FC Zürich hatte kein Experte mit dem Fehltritt von Real gerechnet – auch wenn der verletzte Super-Star Cristiano Ronaldo fehlte. «Mit einer Vielzahl von Fehlern verhalfen sie dem schwachen Milan zum Sieg», kommentierte die «Marca» mit spitzer Feder.

Der Umsturz in der Gruppe C war ganz im Sinne von Milans Coach Leonardo. Der in den letzten Wochen mit medialer Häme zugedeckte Brasilianer sprach von einem «unvergesslichen Abend». Sein Amtskollege Manuel Pellegrini verlor indes gemäss den Beobachtern das Augenmass: «Wir spielten nicht schlecht.»

Für die allzu schönfärberische Einschätzung Pellegrinis hatte in der Fussball-Stadt mit den derzeit höchsten Ansprüchen niemand Verständnis -- schon gar nicht der Kolumnist von «El Mundo»: «Real ist so dekadent, dass es sogar gegen eine Altherren-Mannschaft der AC Milan verliert. Dieses Milan ist noch mehr eine ´Vecchia Signora´ als Juventus.»

Erst zweimal hat das im Sommer sündhaft teuer verstärkte Ensemble Reals verloren. Und doch herrscht rund um den neuen Coach bereits eine giftige Ambiance. Die Spötter sind erstmals ins Zentrum vorgedrungen. «Wir können zurzeit nicht umsetzen, was wir trainieren», gab Karim Benzema zu. Auch das werden die Kritiker dem Trainer anlasten.

(bert/Si)