Kollers Abstieg bei Köln

Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, dann wird 1. FC Köln sein Saisonziel Ligaerhalt verpassen. Doch Wunder geschehen bekanntlich selten und so haben sich in Köln alle frühzeitig mit dem direkten Wiederabstieg abgefunden.

Damit ist auch Marcel Koller als Trainer angesprochen. Um diese heikle Situation zu entschärfen, wurde kurzfristig das Kölner Idol Wolfgang Overath verpflichtet und mit allen Kompetenzen ausgestattet. Als eine seiner ersten Massnahmen stellte er sich, ebenso wie der Sportchef Andreas Rettich und das Präsidium, hinter Koller als Trainer.

Was sagt uns das? Für den Laien klingt das so, als ob der ehemalige GC-Trainer beim Traditionsverein fest im Sattel sitzt. Kenner des Fussballgeschäfts interpretieren solche Aussagen freilich anders. Wie sagte doch Udo Lattek dazu im DSF-Doppelpass passend? "Wenn zu mir ein Präsident gesagt hat, dass er im Notfall hinter mir steht, habe ich gedacht, es wäre mir lieber, er würde neben mir stehen. Das wäre sicherer." Besser kann man es nicht formulieren.

Nun steht dieser Abstieg wahrscheinlich bevor und die Chance, dass der Schweizer auch nächste Saison beim Traditionsverein an der Seitenlinie steht, ist gering.

Dafür gibt es mehrere Gründe. Koller ist Schweizer und Schweizer Trainer geniessen in Deutschland ? bis auf wenige Ausnahmen wie der regelmässig begehrte Christian Gross ? wenig Kredit. Daran haben auch die Erfolge der Nationalmannschaft und des Nachwuchses nichts geändert.

Erschwerend kommt dazu, dass der ehemalige GC-Trainer bei Köln nicht mehr erreicht hat, als sein Vorgänger Friedhelm Funkel. Genau betrachtet, hat er im Durchschnitt pro Spiel sogar weniger Punkte eingefahren, als der bei den Fans ungeliebte Funkel.

Natürlich hat Koller versucht, der Mannschaft spielerisch Leben einzuhauchen, nachdem sich deren Angriffsspiel auf Standardsituationen beschränkt hatte. Aber dafür braucht es die entsprechenden Spieler. Die Qualität des Kölner Kaders ist jedoch im Vergleich mit anderen Mannschaften, die ebenfalls gegen den Abstieg spielen, bescheiden.

Ein weiterer Punkt, der gegen Koller spricht, ist die Meinung der Kölner Fans. Sie sind nicht nur masochistisch treu, sondern auch fanatisch und würden dem Zürcher den Abstieg nicht verzeihen, unabhängig von der Tatsache, dass Koller daran nur eine Teilschuld träfe. Selbst als die Kölner kurzfristig über den ominösen Strich kletterten, blieben Koller-Rufe aus dem Publikum aus. Das ist an Deutlichkeit kaum zu überbieten.

Als Krönung des Ganzen schwebt über Köln immer noch das Phantom Christoph Daum, der von den Fans nach wie vor verehrt wird, auch wenn die erfolgreiche Zeit mit ihm schon lange zurück liegt.

Letztlich muss sich auch der 1. FC Köln den marktüblichen Regeln anpassen, egal welche Worte oder Visionen im Voraus formuliert wurden. Oder wann wurde das letzte Tor durch eine Vision oder schöne Worte erzielt?

Sollte Koller im wahrscheinlichen Falle des Abstiegs auch nächste Saison Trainer bei Köln sein, wäre das die berühmte Regel von der Ausnahme in der Bundeslige. Das belegt beispielsweise der Fall Kurt Jara beim HSV. Auch die seltsamen Entlassungen von Ralph Rangnick bei Hannover 96 oder Ewald Lienen bei Borussia Mönchengladbach sprechen eine andere Sprache. Viel Glück, Marcel Koller.

(von Thomas Riesen/fussball.ch)