Polnischer Verteidigungsminister Sikorski tritt zurück

Ein Regierungssprecher sagte dem Fernsehsender TVN24, die Regierung werde sich in Kürze über Bedenken zu Sikorskis Amtsführung äussern. Seit Wochen wurde von Meinungsverschiedenheiten zwischen Sikorski und seinem für die Geheimdienste zuständigen Stellvertreter Antoni Macierewicz berichtet.

Regierungssprecher Jan Dziedziczak widersprach jedoch der Vermutungen, Sikorskis Rücktrittsgesuch hänge damit zusammen. Macierewicz ist ein enger Vertrauter von Präsident Lech Kaczynski und dessen Zwillingsbruder, Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski.

Sikorski, ein erklärter Anhänger der transatlantischen Zusammenarbeit, hatte wiederholt Macierewicz' Amtsverzicht gefordert. Dies hatten die Kaczynski-Brüder nach Medienberichten aber wiederholt abgelehnt.

Kaczynski-Brüder gegen sich

Der polnischen Ausgabe des Magazins «Newsweek» zufolge soll Macierewicz eine Untersuchung von Sikorskis Zeit im britischen Exil in den 1980er Jahren angeordnet haben. Sikorski soll zudem die Kaczynski-Brüder gegen sich aufgebracht haben, weil er bei privaten Treffen Kritik an ihnen geübt habe, hiess es im Bericht weiter.

Sikorski war ein wichtiger Ansprechpartner für die USA, die in Europa, unter anderem in Polen, ein Raketen-System zur Abwehr möglicher Angriffe aus Nordkorea oder dem Iran errichten wollen.

Der 43-jährige Sikorski ist mit der US-Historikerin und Journalistin Anne Appelbaum verheiratet. Nach der Niederschlagung der polnischen Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc hatte Grossbritannien ihm als Kritiker von Polens damaliger kommunistischer Regierung Exil gewährt.

(fest/sda)