Tennis: Gstaad - Wawrinka und Lammer bezahlten Lehrgeld

Federer traf am Montagabend per Privatjet und Direktflug aus London auf dem kleinen Flugplatz Saanen ein. Die Voraussetzungen, dass Federer auch in Gstaad erstmals einen Grosserfolg erzielt, sind nur bedingt optimal. Zwar stimmt zweifellos die Form; an der Umstellung von Rasen auf Sand und von Meereshöhe in die Bergluft sind indes schon viele gescheitert.

Bislang hat Federer in Gstaad fünf von sechs Einzel verloren. Und für den Baselbieter ist der Stress seit dem verwandelten Matchball gegen Mark Philippoussis nicht kleiner geworden: auch am Montag jagten sich für ihn in London bis zum Abflug am Nachmittag noch die Termine; und auch im Berner Oberland wurde der Wimbledon-Held gleich wieder von einer Gruppe Medienschaffender empfangen.

Ansonsten begann das 2003-Turnier begann genau gleich wie die letzten fünf Austragungen: Mit Niederlagen für die Schweizer Profis. Seit 1997 und einem sensationellen 6:4, 6:3 von Marc Rosset über Jewgeni Kafelnikow hat kein Schweizer am Montag in Gstaad mehr ein Einzel gewonnen.

Diesmal bezahlten die jungen Michael Lammer (21) und Stanislas Wawrinka (18) Lehrgeld. Beide standen dank Wildcards erstmals im Hauptfeld eines ATP-Turniers.

Dem Sieg näher stand Stanislas Wawrinka (ATP 363). Der Romand, der vor einem Monat das Juniorenturnier des French Open gewonnen hatte, deklassierte den Franzosen Jean-René Lisnard im Startsatz förmlich (6:2), verlor danach aber den Rhythmus. Lisnard holte sich mit 2:6, 6:1, 7:5 noch den Sieg und wartet nun möglicherweise auf ein Achtelfinalduell mit Wimbledonsieger Federer.

Der 21-jährige Dübendorfer Michael Lammer stand vor vier Jahren in Klosters im U18-EM-Final. Das Etablieren in der Elite gestaltete sich für den Zürcher indes bislang als problematisch. Die Wildcard in Gstaad erhielt er nicht durch starke eigene Leistungen, sondern weil Marc Rosset nicht spielen konnte (Rückenprobleme), und zudem die Daviscup-Akteure Georges Bastl und Ivo Heuberger die Geduld verloren hatten. Heuberger und Bastl spielen diese Woche beide in Newport (USA) auf Rasen.

Lammer (ATP 276) schlug sich nach schwachem und nervösem Beginn achtbar. Bei der 3:6, 5:7-Niederlage gegen Christophe Rochus (ATP 89) hatte er seine stärksten Momente zu Beginn des zweiten Satzes, in dem er 3:0 in Führung ging. Lammer vermochte diesen Vorsprung zwar nicht lange zu halten, kam aber beim Stand von 5:4 doch noch zu zwei Satzbällen.

Als einziger Gesetzter scheiterte am Starttag der Russe Nikolaj Davidenko (ATP 33) in zwei Tiebreaks am Franzosen Anthony Dupuis (ATP 70). Davidenko hat in diesem Jahr die Turniere von Adelaide und Estoril gewonnen und in St. Pölten den Final erreicht.

Resultate, 1. Runde:
Jean-René Lisnard (Fr) s. Stanislas Wawrinka (Sz) 2:6, 6:1, 7:5.
Christophe Rochus (Be) s. Michael Lammer (Sz) 6:3, 7:5.
Jiri Novak (Tsch/3) s. Sargis Sargsian (Arm) 6:3, 6:3.
Juan- Ignacio Chela (Arg/4) s. Andre Sa (Br) 6:0, 6:2.
Gaston Gaudio (Arg/5) s. Kristof Vliegen (Be) 6:3, 6:4.
Anthony Dupuis (Fr) s. Nikolaj Davidenko (Russ/6) 7:6 (7:1), 7:6 (7:4).
Stefan Koubek (Ö) s. Galo Blanco (Sp) 6:1, 1:6, 6:3.
Paul-Henri Mathieu (Fr) s. Philipp Kohlschreiber (De) 6:3, 6:1.

Programm:
Centre Court. 11.30 Uhr: John van Lottum (Ho) - Alex Corretja (Sp/7), anschliessend Ehrung Roger Federer.
13.30 Uhr: Tomas Behrend (De) - Michel Kratochvil (Sz), Wayne Arthurs (Au) - Rainer Schüttler (De/2).
17.00 Uhr (TV-Spiel): Roger Federer (Sz/1) - Marc Lopez (Sp) und ein Doppel.

Court 1. 11.00 Uhr:
Lars Burgsmüller (De) - Zeljko Krajan (Kro), Feliciano Lopez (Sp) - Irakli Labadse (Geo), Radek Stepanek (Tsch/8) - Hugo Armando (USA), David Sanchez (Sp) - Karol Beck (Slk) und ein Doppel.

(Rolf Bichsel/Si)