Tennis: Siege für Safin und Grosjean

Sébastien Grosjean zeigte ab dem Tiebreak des ersten Satzes eine begeisternde Leistung und liess Jewgeni Kafelnikow keine Chance mehr. Dabei war der 28-jährige Kafelnikow bis in die Haarspitzen motiviert. Kafelnikow -- wie Safin eine ehemalige Nummer 1 der Welt -- will seine Karriere nach erst zehn Profijahren beenden, wenn Russland an diesem Wochenende zum ersten Mal überhaupt den Davis Cup gewinnen sollte. Die Russen und Kafelnikow standen schon zweimal im Final, verloren aber 1994 in Schweden und 1995 in Moskau gegen die USA.

Dank Marat Safin ist diesmal nach dem ersten Spieltag für Russland noch alles offen. Der Weltranglisten-Dritte und US-Open-Sieger von 2000 nutzte seine grössere Erfahrung gegenüber Paul-Henri Mathieu und spielte den 20-jährigen Franzosen ab dem dritten Satz, in dem er gleich 5:0 davon zog, immer wieder aus. "Marat Safin hat verdient gewonnen, er war an diesem Tag stärker als ich", anerkannte Mathieu. Der junge Franzose, der unweit der Schweizer Grenze in der Nähe von Strassburg aufwuchs, war am Donnerstag überraschend fürs Einzel nominiert worden.

Mathieu bestritt den ersten Ernstkampf seit Mitte Oktober und seinen zwei Turniersiegen in Moskau (wo er nebst anderen Safin schlug) und Lyon (Sieg im Final gegen Gustavo Kuerten). Mathieu ist erst der sechste Spieler, der in einem Final sein Davis-Cup-Debüt geben durfte. Seine Vorgänger waren John McEnroe (1978), Henri Leconte (1982), Jimmy Arias (1984), Richard Fromberg (1990) und Pete Sampras (1991). Nur McEnroe (6:1, 6:2, 6:2 gegen den Engländer John Lloyd) gewann sein Debüt.

Der erste Spieltag auf dem aufwändig installierten Sandplatz im Palais Omnisports von Bercy warf noch keine grossen Wellen, weil in beiden Einzeln die Akteure selten die Grundlinien verliessen. Für die einzige kurze Spannung in den Auftakteinzeln sorgte Marat Safin (22), als dieser Nerven zeigte und Mühe bekundete, die Partie gegen Mathieu zu beenden. Bei 5:2 im vierten Satz und eigenem Aufschlag besass der Russe den ersten Matchball, produzierte aber einen Doppelfehler. Safin musste Mathieu danach bis auf 5:4/15:30 heran kommen lassen, ehe er mit drei Punktgewinnen in Folge und einem Ass zum Abschluss die Partie nach drei Stunden und acht Minuten abschloss.

Unter den 15 000 Fans befanden sich am ersten Tag Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac (an seinem 70. Geburtstag) und der ehemalige russische Präsident Boris Jelzin.

Wie immer im Final kommt dem Doppel von heute (Samstag) nun vorentscheidende Bedeutung zu. Während die Franzosen mit Nicolas Escudé und Fabrice Santoro voraussichtlich frische Kräfte einsetzen werden, vertrauen die Russen gezwungenermassen auf ihr Zwei-Mann- Team Kafelnikow/Safin. Im Davis Cup gilt: nur wer das Doppel gewinnt, darf am Ende "die hässlichste Salatschüssel der Welt" stemmen. Für die einzige Ausnahme dieser Regel sorgte 1977 Australien, die gegen Italien das Doppel verloren, sich aber trotzdem 3:1 durchsetzten.

Davis Cup. Final in Paris (Halle/Sand): Frankreich - Russland 1:1. -- Paul-Henri Mathieu u. Marat Safin 4:6, 6:3, 1:6, 4:6. Sébastien Grosjean s. Jewgeni Kafelnikow 7:6 (7:3), 6:3, 6:0.

(bsk/sda)