Jaquet sicherte sich den Vorstoss in den sonntäglichen Final des
Parallel-Riesenslaloms mit der zweitbesten Zeit, Kestenholz liess
sich nach zwei Runs trotz Schulterproblemen und dosiertem Risiko
als Drittschnellster stoppen. Die Titelträger beider Profi-Touren
werden ihren Weltmeister-Bonus nicht mehr verspielen. Die für die
direkte Olympia-Qualifikation geforderte Top-12-Klassierung (für
aktuelle Weltmeister) ist ihnen in keinem Falle mehr zu nehmen.
Sportlicher Gehalt fraglich
Selbst der schlimmste Fall -- zusammen mit Qualifikationssieger
Philipp Schoch bereits in den Achtelfinals auszuscheiden -- würde
die beiden formstärksten Race-Boarder Jaquet und Kestenholz das
Olympia-Ticket nicht mehr kosten. Jaquet würde in den Finals
schlechtestenfalls noch auf Rang 10 abrutschen. Für Kestenholz
bliebe ein frühzeitiges Out (und ein möglicher Rückfall auf den
elften Platz) ebenso ohne Folgen.
Die vorzeitige Sicherung der Olympia-Startplätze haben sich
sowohl Jaquet als auch Kestenholz, die Nummer 1 des ISF-Rankings,
zweifellos verdient. Dass sich neben dem erfolgreichen Duo gleich
elf weitere Schweizer für den Final vom Sonntag zu qualifizieren
vermochten, spricht nicht zwingend für den sportlichen Gehalt der
Veranstaltung. Neben den besten Österreichern ist ein
beträchtlicher Teil der restlichen Alpin-Elite derzeit beim FIS-
Weltcup in Kanada engagiert.
Kestenholz' Kritik
«Die beiden Rennen sind für mich perfekt gelaufen», freute sich
der 27-jährige Chaux-de-Fonnier Jaquet nach seinen glänzenden
Vorstellungen. «Für mich ist es eine grosse Genugtuung, dass ich
auch beim zweiten olympischen Wettkampf nach Nagano wieder dabei
bin.» Dass der aktuelle FIS-Weltmeister kommenden Februar in den
USA auch auf olympischer Ebene für positive Schlagzeilen sorgen
wird, steht nicht nur für ihn ausser Debatte.
Ebenso erleichtert präsentierte sich am Crap Sogn Gion Ueli
Kestenholz. Er hielt aber selbst in der Stunde des persönlichen
Erfolgs nicht mit Kritik am in Fahrerkreisen umstrittenen Olympia-
Qualifikationsmodus zurück: «Ich bin nun fein heraus. Was aber wäre
gewesen, wenn mir ein ähnlicher Fehler wie Ursula Bruhin
unterlaufen wäre. Mit diesen Rangpunkten riskieren wir doch nur,
dass am Ende sehr gute Leute nicht in Salt Lake dabei sind.»
Bruhins Rückschlag
Was Jaquet und Kestenholz in souveräner vollbrachten, scheint
für eine andere Schweizer Top-Fahrerin in weite Ferne gerückt. Für
Ursula Bruhin endete der erste Schritt in Richtung Salt Lake City
mit einer herben Enttäuschung. Weil sie als 17. nicht einmal den
zweiten Lauf der Laaxer Qualifikation erreichte, droht der
FIS-Weltmeisterin nun gar das Olympia-Out. In Grindelwald beim
internen Trial muss die 31-jährige Schwyzerin nun wohl gewinnen, um
eine minimale Chance wahren zu können.
Grund für die -- gemessen am durchschnittlich besetzten
Wettkampf -- ungewöhnlich schwache Platzierung war ein Fahrfehler
im ersten, bereits wegweisenden Lauf. Bruhin war im Mittelteil bei
guten Sichtverhältnissen ausgeglitten, griff in den Schnee und
büsste dadurch im 30er-Feld erheblich Zeit ein. «Mir bleibt nun
noch Grindelwald. Da muss ich nun wohl oder übel gewinnen», blickte
Bruhin voraus, ehe sie anfügte: «Dann sehen wir weiter. Die
Selektionskriterien müssen von den Verantwortlichen nochmals
überdacht werden.»
(kil/sda)