Dalí-Sekretär gestorben - Fälschungsskandal

publiziert: Mittwoch, 28. Dez 2005 / 17:20 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 3. Jan 2006 / 15:03 Uhr

Der Abenteurer John Peter Moore, einst die «rechte Hand» des spanischen Künstlers Salvador Dalí, ist im Alter von 86 Jahren in Cadaqués im Nordosten Spaniens gestorben.

Peter Moore (r.) zusammen mit Salvador Dali.
Peter Moore (r.) zusammen mit Salvador Dali.
Figueras - Der Brite entschlief nach Medienberichten vom Mittwoch in seiner Wohnung an der Costa Brava, von der aus er zu Lebzeiten auf Dalís Werkstätten in der früheren Fischersiedlung Port Lligat hatte blicken können.

«Captain Moore», wie er wegen seines Dienstes in der britischen Marine genannt wurde, gehörte zu den schillerndsten Figuren der spanischen Kunstszene. Er arbeitete, wie er selbst berichtete, im Zweiten Weltkrieg als Agent für den Geheimdienst. Winston Churchill will er als Berater gedient haben.

Bekanntschaft mit Dalí in Rom

1955 lernte Moore Dalí in Rom kennen. Salvador Dalí (1904-1989), den autoritäre Figuren wie Adolf Hitler faszinierten, fühlte sich von dem Abenteurer mit der mysteriösen militärischen Vergangenheit angezogen und machte ihn zu seinem Privatsekretär und Manager.

Moore trug dazu bei, dass der Surrealist in aller Welt berühmt wurde, aber 1975 überwarf er sich mit dem Künstler. Die Gründe sind unklar. Wie es heisst, soll Dalís Frau Gala ihn hinausgeworfen haben, weil sie einen «jüngeren und klügeren Sekretär» gefunden hatte. Moore war inzwischen nicht nur zu einem der grössten Kenner der Werke Dalís geworden, sondern auch zum Multimillionär. Er hatte sich eine der grössten Privatsammlungen von Dalí-Malereien zugelegt.

Vorübergehend in Haft

Zehn Jahre nach dem Tod des Künstlers sorgte «Captain Moore» erneut für Schlagzeilen. Die Polizei warf ihm 1999 vor, im Zentrum eines Fälschungsskandals zu stehen und falsche Dalí-Lithographien in Umlauf gebracht zu haben. Moore wurde vorübergehend festgenommen.

Die Ermittler stellten Tausende von - vermutlich gefälschten - Lithographien und Gemälden sicher, die den Namen Dalís trugen. Zu einer Verurteilung Moores kam es aber nicht mehr. Das Verfahren gegen den Briten wurde wegen Demenz des Angeklagten eingestellt.

Signierte weisse Bögen

Moore hatte Dalí dereinst auf die Idee gebracht, weisse Bögen zu signieren, die dann mit Lithographien bedruckt werden sollten. Damit begann das Chaos um echte und falsche Werke des Künstlers. Niemand weiss, was später aus den signierten Bögen wurde und ob sie vielleicht im Offset-Verfahren mit einfachen Kopien bedruckt wurden.

Die Werke Dalís gehören heute nicht nur zu den meistverkauften der Welt, sondern auch zu den am häufigsten gefälschten. Der Künstler selbst hatte sich aus Fälschungen nichts gemacht. «Niemand würde mich fälschen, wenn ich ein mittelmässiger Maler wäre», sagte er einmal stolz. «Ich habe keine Zeit, mich mit der Frage der Fälschungen zu befassen. Ich bin Maler und nicht Detektiv.»

Moore hatte in den vergangenen Jahren einen grossen Teil seiner Dalí-Werke verkauft. 2004 wurde er dazu verurteilt, der Dalí-Stiftung eine Entschädigung von einer Million Euro zu zahlen, weil er ein Originalgemälde zerschnitten und neu zusammengesetzt hatte.

(Von Hubert Kahl, dpa/sda)

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