Frankfurter Buchmesse mit Schwerpunkt Orient

Seit den 1960er Jahren werden deutschsprachige Werke direkt ins Arabische übersetzt. Neben Thomas Mann und Franz Kafka hat sich vor allem ein Autor durchgesetzt: Hermann Hesse ist der derzeit am meisten präsente deutsche Schriftsteller in der arabischen Welt, sagt der syrische Literaturwissenschafter Abdo Abboud im Gespräch mit der Nachrichtenagentur apa, er ist ein Renner.

Für den Hesse-Boom bietet der in Damaskus lehrende Professor drei Thesen an. Zum einen würden seine Werke orientalistische Züge tragen. Hesse ist selbst von Damaskus nach Indien gereist, seine Bücher lassen Authentizität spüren. Er ist fast ein orientalischer Schriftsteller, sagt Abboud. Dies erleichtere das Verständnis.

Zweitens gelte Hesse als vergeistigt, im Gegensatz zu dem falschen, aber oft gebrauchten Dualismus, der den Orient als Raum des Spirituellen, den Okzident als Raum des Materiellen beschreibe.

Abbouds dritte These bezieht sich auf Hesses Stil: Er schreibt einfach wie die russischen Realisten, Tschechow oder Dostojewski, und diese haben nicht von ungefähr einen hohen Stellenwert bei uns.

Generell fand die deutsche Literatur relativ spät in den arabischen Raum mit den Zentren Ägypten und Syrien. Anfang des 20. Jahrhunderts begann die Rezeption mit Übersetzungen von Goethe (Die Leiden des jungen Werther) und Schiller, meist übertragen aus dem Englischen oder Französischen. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich eine Stefan-Zweig-Welle.

(rp/sda)