Handball

Französische Experten und Kultfiguren

publiziert: Freitag, 31. Okt 2014 / 14:41 Uhr / aktualisiert: Freitag, 31. Okt 2014 / 15:11 Uhr
Schweiz muss den Widerstand halten können, sonst spitzt sich die Lage zu.
Schweiz muss den Widerstand halten können, sonst spitzt sich die Lage zu.

Gegen Frankreich ist im zweiten Schweizer Spiel der EM-Qualifikation mit der nächsten Lehrstunde zu rechnen. In Basel kommt am Sonntag auf die weit über 5000 Schweizer Handball-Anhänger wohl eine einseitige Angelegenheit zu.

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Wenn die Schweizer Handballer nur auf knapp «70 Prozent» (Rolf Brack) ihrer Leistungsstärke kommen, spitzt sich die Lage sofort zu. Während einer Hälfte leisteten sie im Startspiel in Mazedonien spürbar Widerstand. Erst mit einer Vielzahl von falschen Entscheiden manövrierte sich der Aufbau um den blassen Bundesliga-Regisseur Andy Schmid in die Brédouille. Rolf Brack sind die Schwankungen seines Captains selbstredend auch aufgefallen: «In Deutschland fällt ihm vieles leichter. Da behändigt der Kreisläufer die Zuspiele fast immer - wenn nötig auch mal mit einem Arm.»

Schwieriger Auftakt

Der persönliche Fehlstart habe Schmid zugesetzt, so Brack: «Zwei vergebene Siebenmeter in der ersten Viertelstunde sind ein schwieriger Auftakt. Dazu kamen fünf, sechs Fehlzuspiele.» Kritisieren tut der Deutsche den Löwen-König nur leise: «Andy hat schon extrem viele Spiele in den Knochen.» Mit dem 31-Jährigen geht der Schweizer Selektionär behutsam um, weil er weiss, wie dünn das Nationalteam auf der strategisch wichtigsten Position besetzt ist.

Brack bemängelt in erster Linie die fehlende Cleverness. Die Flut der Penaltys (10) gegen die Schweiz löste bei ihm ein ungutes Gefühl aus: «So etwas habe ich in meiner ganzen Trainerkarriere nie erlebt.» Der Sieg des EM-Fünften von 2012 aus Mazedonien wäre aber auch mit einer geringeren Zahl an «unforced errors» kaum viel weniger deutlich ausgefallen.

Mit Blick auf die «Herkulesaufgabe gegen Frankreich» schwebt dem früheren Bundesliga-Coach eine ähnliche Reaktion vor wie vor rund sechs Wochen gegen Deutschland, als die Schweizer 24 Stunden nach einer 26:32-Abfuhr ein 28:28 erzwangen. «Eine gedrückte Stimmung ist sinnlos. Wir erhalten sofort die Gelegenheit, wieder Fortschritte zu machen. Der Entwicklungsprozess geht weiter.»

Populär und akzeptiert

Die Kulisse am Sonntag wird imposant sein wie seit der WM 1986 im eigenen Land nicht mehr. Über 6000 Tickets hat der Verband für das Rendez-vous mit der Weltnummer 1 Frankreich abgesetzt. Nicht die international unerhebliche SHV-Auswahl ist der Publikumsmagnet, sondern das Starensemble von Claude Onesta.

Seit dem olympischen Triumph in Peking (2008) hat sich die «Equipe tricolore» in einen regelrechten Goldrausch gespielt. Innert sieben Jahren gewannen die Franzosen sechs Trophäen - zweimal die Sommerspiele, zweimal die WM, zweimal die EM. Im vergangenen Januar deklassierten sie im europäischen Endspiel die chancenlosen Dänen 41:32.

Während der Epoche von Daniel Costantini, der den FFHB in den Neunzigerjahren aus der Versenkung an die Weltspitze gecoacht hatte, lernte die französische Öffentlichkeit ihre Handballer schätzen. Im Land von Michel Platini gewann die Szene mit dem kleinen Ball immer mehr an Bedeutung. Inzwischen geniessen die Handballer die höchstmögliche Akzeptanz. Sie werden wie Kultfiguren verehrt.

«Les Experts» - so werden sie in Anlehnung an eine US-TV-Serie ehrfürchtig genannt - sind im Gegensatz zur Schweizer Equipe kein Randthema. Von jedem Auftritt in der Heimat gibt es Livebilder zu sehen. Wenn die sportliche «Ehrenlegion» irgendwo auf dem Globus aktiv wird, berichtet auch für die renommierte Fachzeitschrift «L'Équipe» der «Envoyé spécial».

Der andere Planet

Und der Sonderkorrespondent darf in der Regel schöne Schlagzeilen produzieren. Onesta, seit 2001 in Amt und Würden, hat sich relativ früh schon vom charakteristischen Vorgänger emanzipiert. Der Mann aus Toulouse setzte neue Massstäbe. Auf eine Leistungseinbusse hoffen die Herausforderer der Gruppe 6 (wohl) vergeblich - im ersten Ernstkampf nach monatelanger Pause führte Frankreich den WM-Teilnehmer Tschechien beim 41:25 in Chambéry regelrecht vor.

Was sich für die Osteuropäer wie eine verbale Höchststrafe anfühlt, ist für den Titelhalter normal: Er dürfte in dieser Kampagne unangetastet bleiben, ohne dafür einen speziellen Effort zu leisten.

Rolf Brack beurteilt die Ausgangslage nüchtern: «Gegen Frankreich wird kaum jemand gewinnen. Über das mögliche Resultat von uns brauchen wir gar nicht erst zu diskutieren. Wir begrüssen in Basel die beste Mannschaft des Handball-Planeten.» Er wünsche sich ganz simpel eine bessere Leistung als in Skopje. Vor eigenem Anhang will Brack sich unter keinen Umständen blossstellen lassen. «Entscheidend wird sein, dass wir nicht von unserem taktischen Plan abweichen.»

EM-Qualifikation:
1. Frankreich 2 (41:25). 2. Mazedonien 2 (27:20). 3. Schweiz 0 (20:27). 4. Tschechien 0 (25:41). - Schweizer Programm. Sonntag, 2. November, 14.30 Uhr: Schweiz - Frankreich (Basel). - 29. April 2015: Schweiz - Tschechien (Schaffhausen). - 2./3. Mai: Tschechien - Schweiz. - 10. Juni: Schweiz - Mazedonien (St. Gallen). - 13./14. Juni: Frankreich - Schweiz. - Modus: Top 2 und der beste aller Gruppen-Dritten für die EM 2016 in Polen qualifiziert.

(jbo/sda)

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