Handball: Deutschlands Premiere - Erster EM-Titel

publiziert: Sonntag, 1. Feb 2004 / 21:18 Uhr

Die sechste Handball-EM endete mit einer Premiere: Deutschland sicherte sich mit einem ungefährdeten 30:25 gegen Gastgeber Slowenien den grössten Triumph seit dem WM-Sieg vor 26 Jahren.

Die sechste Auflage der EM verlief im Wortsinn geschichtsträchtig.
Die sechste Auflage der EM verlief im Wortsinn geschichtsträchtig.
In der ersten Hälfte schufen die Deutschen mit einer offensiv wie defensiv glänzenden Vorstellungen jene Sechs-Tore-Differenz, welche die Euphorie der Slowenen markant einschränkte. Die DHB-Auswahl liess sich von der stimmgewaltigen Kulisse nicht einmal ansatzweise vom Goldkurs abbringen. "Die Mannschaft war vom Willen besessen, den Titel zu holen und liess den Slowenen keine Chance", formulierte es Coach Heiner Brand in einer ersten Analyse -- und wenige Minuten vor der Rasur seines legendären "Seehundschnauzers" -- absolut zutreffend.

Das (vorläufig) letzte Kapitel der EM-Erfolgsgeschichte schrieben aus deutscher Optik die beiden Lemgo-Professionals Daniel Stephan und Florian Kehrmann mit insgesamt 17 Treffern. Rechtsaussen Kehrmann erreichte in der Sparte Effizienz gar das Traumrating von 82 Prozent; neun seiner elf Aktionen endeten mit einem Torerfolg. Ausgerechnet jener Akteur also, welcher nach der Auftaktniederlage gegen Serbien-Montenegro im Bannstrahl der deutschen Medien zu verschwinden drohte, avancierte zum finalen Matchwinner.

Seit 1978, als Brand an der Seite des heutigen Schweizer Trainers Arno Ehret zum Titel gestürmt war, standen die deutschen Handballer nie mehr zu oberst auf einem Podest. Mehr und mehr wurden sie von den wesentlich erfolgreicheren Fussballern an die Peripherie gedrängt. Dass sich diese Standortnachteile eher noch akzentuieren würden, das war vor, spätestens aber nach dem schweren Fehltritt gegen die Serben und dem 29:29-Remis gegen die Franzosen keinesfalls mehr auszuschliessen.

Ab der zweiten Turnierwoche inszenierten die Deutschen dann aber einen veritablen Steigerungslauf. In Anbetracht dessen, dass sie vor der EM den Ausfall des Starflügels Stefan Kretzschmar zu verkraften hatten und mitten im Wettbewerb ihren Mittelmann Markus Baur wegen einer schweren Knieverletzung verloren, war mit dieser Tempoverschärfung fraglos nicht mehr zu rechnen.

Der Hauptrunde ohne Verlustpunkt folgte die grandiose Leistung im Halbfinal gegen Dänemark. Im Duell der mutmasslich besten EM-Konkurrenten demonstrierten die Deutschen auf dem Weg zum 22:20 die unverzichtbare Qualität der harten Defensivarbeit. Der Schlüssel zum Sprung auf den obersten Podestplatz bildete zweifellos die erfolgreiche Partie gegen die Konterspezialisten aus Dänemark -- so wie es Ehret am Freitag prognostiziert hatte.

Grossartige Bilanz der Slowenen

Beim slowenischen Anhang hielt sich die Enttäuschung über die Finalniederlage in engen Grenzen. Die Reaktionen der Zuschauer und Spieler waren absolut nachvollziehbar. Ihr (Europa-)Meisterstück hatten die krassen Aussenseiter aus dem Land mit nur zwei Millionen Einwohnern gewiss schon am Freitag im Halbfinal gegen Kroatien abgeliefert. Den 27:25-Sieg gegen den Erzrivalen zelebrierten die Fans in Ljubljana bis in die frühen Morgenstunden. Jener (historische) Programmpunkt kostete die Gastgeber zu viel Energie; das war abzusehen.

Der Olympia-Startplatz sowie die Teilnahmen an den nächsten WM- und EM-Turnieren waren ihnen so oder so nicht mehr zu nehmen. Mit dem Vorstoss ins Endspiel einer der Top-4-Ballsportarten Europas hatten die Slowenen die wichtigste Marke seit der Anerkennung der politischen Souveränität vor zwölf Jahren schon vor dem ersten Ballwechsel mit den Deutschen gesetzt. Die sechste Auflage der EM verlief deshalb im Wortsinn geschichtsträchtig.

Deutschland - Slowenien 30:25 (16:10)

Tivoli, Ljubljana. -- 8000 Zuschauer (ausverkauft). -- SR Hansson/Olsson (Sd). -- Strafen: 1mal 2 Minuten gegen Deutschland, 3mal 2 Minuten gegen Slowenien.

Deutschland: Fritz/Ramota; Hens (6), Weber, Dragunski, Immel, Schwarzer (2), Petersen, Zerbe (2), Zeitz (1), Jansen (2), Stephan (8/4), Kehrmann (9), Grimm.

Slowenien: Podpecan/Lapajne; Backovic, Vugrinec (6), Kastelic (1), Kavticnik (5), Bedekovic, Tomsic (1), Simonovic (1/1), Pajovic (3), Ficko, Zorman (4), Lubej (4).

Bemerkungen: Deutschland u.a. ohne Baur und Kretzschmar (beide verletzt), Slowenien ohne Pungartnik (verletzt). Vugrinec und Stephan vergeben je einen Penalty.

Um Platz 3: Dänemark - Kroatien 31:27 (15:14).

Halbfinals: Deutschland - Dänemark 22:20 (11:11). Slowenien - Kroatien 27:25 (15:13).

Um Platz 5: Russland - Frankreich 28:26 (14:11). -- Um Platz 7: Schweden - Serbien-Montenegro 35:34 (16:17).

Schlussrangliste: 1. Deutschland. 2. Slowenien. 3. Dänemark. 4. Kroatien. 5. Russland. 6. Frankreich. 7. Schweden. 8. Serbien-Montenegro. 9. Ungarn. 10. Spanien. 11. Tschechien. 12. SCHWEIZ. 13. Island. 14. Portugal. 15. Ukraine. 16. Polen.

Bemerkungen: Deutschland, Slowenien, Dänemark, Kroatien und Russland direkt für EM 2006 qualifiziert. Das letzte Olympia-Ticket sicherte sich Slowenien (Deutschland, Kroatien, Frankreich, Spanien, Russland, Ungarn und Island waren schon für OS 2004 qualifiziert). Für die WM 2005 sind folgende europäische Teams gesetzt: Kroatien (TV), Deutschland, Slowenien und Dänemark.

Torschützenkönig wurde mit 46 Treffern Mirza Dzomba vom EM-Vierten Kroatien vor Florian Kehrmann (TBV Lemgo) mit 45 Toren. Als wertvollster Spieler wurde Dzombas Landsmann Ivano Balic ausgezeichnet. Der Schweizer Robbie Kostadinovich schoss 40 Tore.

Das Allstar-Team im Überblick: Henning Fritz (Tor/De); Eduard Kokscharow (Linksaussen/Russ), Nikola Karabatic (Halblinker Aufbau/Fr), Ivano Balic (Mittelmann/Kro), Volker Zerbe (Halbrechter Aufbau/De), Vid Kavticnik (Rechtsaussen/Sln), Michael Knudsen (Kreis/Dä).

(bert/Si)

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