Marthaler-Uraufführung in München

Die Benachteiligung Zürichs habe mit den gegenwärtigen Spannungen zwischen dem Schauspielhaus-Intendanten Marthaler und dem Verwaltungsrat nichts zu tun, betonen die Sprecherinnen beider Bühnen. Laut Co-Intendantin Stephanie Carp verdankt München die Erstpremiere einzig dem Umstand, dass das Zürcher Schauspielhaus ein Sparjahr mit spätem Saisonbeginn einlegt.

Die Kammerspiele haben sich das ius primae noctis auch nicht durch einen höheren Beitrag an die Kosten erkauft. Es sei eine absolut gleichberechtigte Produktion, heisst es in München.

Stephanie Carp möchte keine Auskünfte über finanzielle Aspekte geben, besteht aber ebenfalls auf Gleichberechtigung: Die Zürcher Premiere der Koproduktion gilt genauso als Uraufführung wie die Münchner Erstpremiere.

Für die Pressesprecherin der Kammerspiele hängt das Erstpremierenrecht damit zusammen, dass die Idee zum Kaprun-Stück vom Chefdramaturgen der Kammerspiele, Tilman Raabke, mit der Autorin Jelinek ausgeheckt wurde. Als Regisseur empfahl sich Christoph Marthaler unter anderem, weil er seit seinen frühen Basler Jahren mit Frank Baumbauer, dem derzeitigen Intendanten der Kammerspiele, befreundet ist.

Dass die Münchner Kammerspiele von der Zürcher Schauspielhaus-Krise profitieren, konnte bei der Spielplanplanung noch kaum einer wissen. Uraufführungen von Jelinek-Stücken sind immer Spitzenereignisse im Theaterjahr und das Interesse gross.

(sda)