Segeln: Historischer Moment für Alinghi

Das Schweizer Syndikat machte am Sonntag frühzeitig alles klar. Die Alinghi distanzierte Oracle um 2:34, beendete damit den Herausforderer-Final mit 5:1 Siegen und wird als erste Nation ohne Meerzugang nach dem "Auld Mug", der prestigeträchtigsten Trophäe im Segelsport, greifen.

Eine Vorentscheidung fiel bereits während dem Startprozedere. Oracle behinderte Alinghi und erhielt deshalb eine "Penalty" aufgebrummt. Bei wiederum leichten Winden hatte Oracle dann am Anfang Vorteile und führte bis zur zweiten Marke mit 28 Sekunden Vorsprung. Auf dem zweiten Amwindkurs waren die beiden Jachten rund 1000 m auseinander, Alinghi erwischte rechts deutlich mehr Winddruck und profitierte von Fehlern von Cameron Dunn. Oracles Mann auf dem Mast hatte seine Crew weit nach links beordert, was sich als Fehler erwies. Alinghi überholte und führte bei der dritten Marke mit 10 sowie bei den beiden nächsten mit jeweils 24 Sekunden. Nachdem Oracle noch einmal kurz überholt hatte, kam Alinghi zuletzt unbedrängt als Sieger ins Ziel.

Weiteres Steigerungspotenzial

Erst zum zweiten Mal in der 152-jährigen Cupgeschichte ist kein amerikanisches Team im Final. Vor drei Jahren hatte Prada (It) den Herausforderer-Final gegen AmericaOne gewonnen, blieb dann aber im Final ohne Regattasieg. Mit der Statistenrolle wollen sich die Vertreter der "Société Nautique de Genève" aber nicht zufrieden geben. Segelteamchef Jochen Schümann: "Jetzt wollen wir natürlich auch den Cup."

Die Chancen scheinen intakt. Alinghi brauchte mit 29 Regatten wesentlich weniger Rennen für die Finalqualifikation als ihre Vorgänger. Prada Challenge hatte vor drei Jahren 49 Rennen benötigt, Team New Zealand vor acht Jahren 38. Der Modus war damals allerdings in beiden Fällen anders gewesen. Und Schümann verspricht eine weitere Steigerung: "Wir sind bisher gut gesegelt, aber noch nicht optimal."

Zuerst war aber einmal Platz für die verständliche Freude nach Ende des dreieinhalbmonatigen Qualifikationsmarathons: Die Crew beglückwünschte sich gegenseitig und nahm später die übliche Champagnerdusche. Der Applaus durch den neuseeländischen Teil der Zuschauer war dann wie erwartet eher kühl, auch als Patron Ernesto Bertarelli den Pokal überreicht erhielt. Tosenden Beifall und einen Vorgeschmack auf Mitte Februar gab es nur, als Bürgermeister John Blake seine Gratulationsansprache hielt: "Gratulation an die Alinghi. Es liegt nun am Team New Zealand, den Cup zu verteidigen und den neuseeländischen Traum aufrechtzuerhalten." Auch aus der Schweiz meldete sich ein Magistrat: Sportminister Samuel Schmid gratulierte dem ganzen Team per Fax.

Die Schweizer werden nun einige Tage pausieren, ehe dann die Vorbereitung auf den weltweit mit riesiger Spannung erwarteten Showdown losgeht. Ein Showdown mit einigen Unbekannten, wie Schümann einräumt: "Es ist schwer, das Leistungsvermögen der Neuseeländer einzuschätzen. Ich bin selber enorm auf die ersten Regatten gespannt."

Für die Amerikaner geht das 95 Millionen teure Abenteuer früher als erwartet zu Ende. Larry Ellison gab sich indes als fairer Verlierer und kündigte eine Rückkehr an: "Wir sind beim nächsten Mal sicher wieder dabei." Aufmunterung erhielt Oracle auch von Russell Coutts: "Das Team war ein starker Gegner und hat sich während der Wettkämpfe stark verbessert. Das Resultat widerspiegelt nicht die wahren Kräfteverhältnisse, wir hatten auch etwas Glück."

Auckland (Neus). Ausscheidungsfahrten zum America´s Cup. Final. Sechster Renntag: Alinghi (Sz) s. Oracle (USA) mit 2:34 Vorsprung. Alinghi gewinnt damit die Best-of-9-Serie 5:1 und trifft ab dem 15. Februar erneut in einer Best-of-9-Serie auf Titelverteidiger Team New Zealand.

(pt/sda)