Soziologe und Bestsellerautor David Riesman ist tot

Riesman war seit 1949 Professor für Sozialwissenschaften an der Universität Chicago, von 1958 bis 1981 lehrte er an der Harvard Universität. Er hatte seine 'Studie vom veränderten amerikanischen Charakter', so der Untertitel des Buches, 1950 mit Reuel Fenney und Nathan Glazer herausgegeben.

Millionen von Amerikanern bedienten sich damals des Lehrbuchs, um Nachbarn, Kollegen und Freunde zu analysieren und Riesmans drei Kategorien zuzuordnen - "nach innen gerichtet", "an Traditionen orientiert" oder "an anderen orientiert".

Der am 22. September 1909 in Philadelphia geborene Riesman selbst ordnete das Amerika von 1950 der dritten Kategorie zu. Er schrieb, dass eine vom Konsum beherrschte Gesellschaft mit stagnierender oder abnehmender Bevölkerungszahl ihre Dynamik einbüsse und sich mehr an anderen als an den eigenen Idealen messe.

'Die einsame Masse' löste landesweite Diskussionen und nagende Selbstkritik unter Amerikanern aus. Das Buch war ausserdem der Anstoss für eine Reihe weiterer Nachkriegsklassiker, die die alarmierende Verfassung der US-Gesellschaft untersuchten, unter anderen 'The Greening of America' von Charles Reich und 'Das andere Amerika' von Michael Harrington.

(sk/sda)