Er malte mit Worten und Lauten

Sprachvirtuose Ernst Jandl in Wien gestorben

publiziert: Freitag, 9. Jun 2000 / 20:05 Uhr / aktualisiert: Samstag, 1. Jul 2000 / 16:03 Uhr

Wien - Der österreichische Lyriker, Hörspiel- und Dramenautor Ernst Jandl ist Medienberichten zufolge am Freitagabend in der Wien gestorben. Wie Franz-Leo Popp von der Litera Mechana der österreichischen Nachrichtenagentur APA mitteilte, erlag Jandl kurz vor seinem 75. Geburtstag einem Herzleiden.

Nach einem Germanistik- und Anglistikstudium war Jandl in Wien ab 1949 langjährig als Gymnasiallehrer tätig, häufig beurlaubt mit Rücksicht auf seine dichterische Arbeit. Sein erster, noch konventionellerer Gedichtband «Andere Augen» erschien 1956.
Beeindruckt von den Sprachexperimenten der «Wiener Gruppe», aber auch der angelsächsischen Literatur, vor allem von James Joyce, entwickelte er ein Werk, das ihn zum Hauptvertreter der «Konkreten Poesie» werden ließ und das einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung deutschsprachiger Literatur gewinnen sollte. «Hosi-anna» (1965), «Laut und Luise» (1966), «sprechblasen» (1968), «der künstliche Baum», «die bearbeitung der mütze» (1978), «der gelbe hund» (1980), «selbstporträt des schachspielers als trinkende uhr» (1983), «idyllen» (1989) sind seine bekanntesten Gedichtbände.
Zu seinem 60. Geburtstag 1985 hatte der Luchterhand-Verlag eine dreibändige Werkausgabe herausgebracht. Jandl hatte vier verschiedene Grundarten seiner Gedichte definiert: «Das Gedicht in nahezu Alltagssprache; das Stimme verlangende Sprechgedicht; das laute wortlose Lautgedicht; das stille visuelle Gedicht».
Kein Wunder, dass durch Jandls Erforschung der Laut-Dimension der Sprache das Hörspiel revolutionäre Impulse erhielt und eine Reihe Schallplatten erschienen. Erfolge als Dramatiker bescherte ihm seine zur Gänze im Konjunktiv verfasste Sprechoper «Aus der Fremde».
Seit 1954 arbeitete er auch immer wieder mit seiner Kollegin und Gefährtin Friederike Mayröcker zusammen. Sein «Markenzeichen», Wörter zu vertauschen, zu zerlegen, Buchstaben auszulassen, Silben wegzulassen, fand nicht immer den Beifall der Kritiker. Dazu der Dichter:
Es gehe ihm darum, «möglichst viele Wege aufzumachen». Ernst Jandl war unter anderem Träger des Großen Österreichischen Staatspreises, des Georg-Büchner-Preises, des Mühlheimer Dramatikerpreises, des Georg-Trakl-Preises, des Frankfurter Hörspielpreises, des Deutschen Kleinkunstpreises und des Peter-Huchel-Preises.

(AP)

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