Unter Drogen Velos auf Autobahn geschmissen

Der Velowerfer von Sursee wirkte zwischen dem 29. Mai und dem 19. November 2000. Jeweils nachts warf er gestohlene Velos auf die Autobahn. Bei den so verursachten Unfällen enstand ein Sachschaden von rund 50 000 Franken. Zwei Personen wurde leicht verletzt. Über die Suche nach dem Täter informierte die Luzerner Kantonspolizei am Donnerstag.

Der 29-jährige Schweizer stammt aus dem Aargau. Seit knapp zwei Jahren lebt er in Sursee. Er ging verschiedenen Tätigkeiten nach und ist drogenabhängig. Er habe alle möglichen Drogen eingeworfen, erklärte Untersuchungsrichter Othmar Kost. Auch ist er mehrfach vorbestraft.

Die Motive des Velowerfers sind laut Kost noch nicht klar bzw. nachvollziehbar. Er selbst gibt an, jeweils unter Halluzinationen gestanden und unter innerem Zwang gehandelt zu haben. Ausgelöst wurden die Halluzinationen durch Pilze (magic mushrooms), die er im Jura sammelte.

Die Velos entwendete er in Sursee. Durchschnittlich ein Mal pro Monat warf er sie nachts, von drei verschiedenen Brücken, auf die A2. Dabei wartete er jeweils, bis die Autobahn leer war. Die Automobilisten wurden durch die auf der Fahrbahn liegenden Velos überrascht. Sie bremsten, wichen aus, gerieten ins Schleudern, kollidierten mit Leitplanken. Am 19. August verunfallten gleich 13 Automobilisten.

Die Suche nach dem Täter gestaltete sich äusserst schwierig. Obwohl man die Präsenz verstärkte und die mutmasslichen Tatorte beobachtete, kam man zu keinem Ergebnis. Auch wurden keine Fingerabdrücke gefunden.

Zum Verhängnis wurde dem Mann ein modernes kriminaltechnisches Verfahren: das DNA-Profil, «genetischer Fingerabdruck» genannt. An drei Velos fand man biologische Spuren: Hautzellen. Sie wurden auf der DNA-Datenbank eingelesen. Dabei zeigte sich, dass sie bereits im Informationssystem waren. In einem andern Fall - wegen Fahrraddiebstahl - hatte man dem Täter kurz zuvor einen Wangenschleimhaut-Abstrich gemacht. Am 13. Dezember wurde der Velowerfer festgenommen. Er ist geständig und befindet sich in Untersuchungshaft. Laut Untersuchungsrichter Kost steht er unter ärztlicher Betreuung. Er bleibt weiterhin in Haft. Nach Überweisung des Falles an die Staatsanwaltschaft wird sich das Kriminalgericht mit ihm befassen.

Als Anklagepunkte in Frage kommen versuchte Tötung (vorsätzlich oder eventualvorsätzlich), Gefährdung des Lebens, Störung des öffentlichen Verkehrs, einfache Körperverletzung und Sachbeschädigung.

(sda)