Noch bis zum 14.07. im Landesmuseum Zürich

begehrt. umsorgt. gemartert. Körper im Mittelalter

publiziert: Samstag, 16. Mrz 2024 / 00:44 Uhr / aktualisiert: Samstag, 16. Mrz 2024 / 17:20 Uhr

Der menschliche Körper war im Mittelalter ein Ort voller Widersprüche: Er wurde verehrt, unterdrückt, gepflegt und bestraft. Die neue Wechselausstellung im Landesmuseum wirft mit vielen Leihgaben aus dem In- und Ausland einen kulturhistorischen Blick auf den Körper zur Zeit des Mittelalters.

In einer Zeit, in der Selbstoptimierung, Schönheitsideale und Selfies allgegenwärtig sind, könnte man meinen, dass die Fixierung auf den menschlichen Körper noch nie so stark war wie heute. Doch bereits im Mittelalter spielte der Körper und sein Abbild eine bedeutende Rolle. In dem damals vorrangig von christlichen Werten geprägten Europa zwischen dem 10. und dem Ende des 15. Jahrhunderts wurde der menschliche Körper gleichermassen begehrt, gepflegt sowie glorifiziert aber auch gequält, verletzt und misshandelt.

Das Bild des menschlichen Körpers wurde im Mittelalter hauptsächlich durch die Kirche geprägt. Einerseits betrachtete sie den Körper als Ort der Begierde und somit als Quelle der Sünde. Die Darstellungen von Begehren waren dabei vielschichtig mit moralischem Hintergrund versehen. Andererseits standen in der christlichen Kunst das Leiden Jesu am Kreuz sowie das Idealbild Maria's im Zentrum - ergänzt durch Darstellungen von Märtyrern verschiedener Art gewaltsam zu Tode gekommen sind. Die Reliquien ihrer Körperteile wurden verehrt und versprachen den Gläubigen Heilung, eine reiche Ernte oder sogar eine Schwangerschaft.

Auch im Alltag des Mittelalters kümmerten sich die Menschen intensiv um ihren Körper. Sowohl Frauen als auch Männer aus höheren Schichten besassen aufwendig verzierte Handspiegel, puderten ihre Haut, färbten ihre Haare und parfümierten sich. Sportliche Aktivitäten waren ebenfalls beliebt und galten als förderlich für die Gesundheit. Sowohl in der Stadt als auch auf dem Land vergnügten sich Männer und Frauen an Feiertagen mit Laufen, Springen und Tanzen. Besonders populär waren Turniere, Schiesswettkämpfe sowie Ballspiele.

Die Körper der ärmeren Bevölkerungsschicht im Mittelalter waren aufgrund der harten Lebensbedingungen stark belastet. Schwere körperliche Arbeit, mangelhafte Ernährung und Krankheiten führten zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen. Trotzdem gab es zahlreiche medizinische Ratgeber für ein gesundes Leben. Eine weit verbreitete Lehre war die Vier-Säfte-Lehre, die einen harmonischen Gleichgewichtszustand des Körpers anstrebte. Massnahmen wie Baden, Schröpfen und Aderlass wurden empfohlen, um die Säfte auszugleichen. Während sich die Oberschicht von professionellen Ärzten behandeln lassen konnte, musste sich die Mehrheit mit Laienärzten begnügen. Es entwickelte sich auch ein soziales Gesundheitswesen: Bedürftige und marginalisierte Kranke wurden in den von Klöstern betriebenen Hospitälern kostenlos versorgt und gepflegt.

Am Ende erwartete auf jeden der Tod. Im Mittelalter waren tote Körper allgegenwärtig und gehörten zum Alltag. Schon zu Lebzeiten führte man Totenrituale durch und betete für die Verstorbenen in der Hoffnung auf Auferstehung. Die Bedeutung des Körpers im Mittelalter wird deutlich am christlichen Glauben, dass Menschen bei ihrer Auferstehung einen unversehrten und vollkommenen Körper im Alter von etwa 30 Jahren - dem Todesalter Jesu - erhalten würden.
In der Ausstellung werden viele Objekte aus dem In- und Ausland gezeigt, wie Gemälde, Grafiken, Bücher, Skulpturen und kunstvolle Alltagsgegenstände. Dadurch erhält man einen kulturhistorischen Einblick in den Körper im Mittelalter. Medienstationen und Interviews bieten die Möglichkeit, sich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen und regen dazu an, auch unser heutiges Verständnis des Körpers zu überdenken.

(fest/pd)

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