Ärztliche Kunstfehler: 3000 Tote pro Jahr?

publiziert: Donnerstag, 26. Aug 2004 / 09:19 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 26. Aug 2004 / 11:25 Uhr

Bern - Laut einer Hochrechnung des BAG sterben in der Schweiz jährlich 2000 bis 3000 Menschen wegen ärztlichen Fehlern. Genaue Zahlen gibt es nicht, denn das Risiko einer strafrechtlichen Verfolgung ist für die Ärzte zu gross, wenn sie Fehler melden.

Viele Kunstfehler werden gar nicht gemeldet.
Viele Kunstfehler werden gar nicht gemeldet.
Für das Wohl aller Patienten wären aber gerade diese Meldungen von grosser Wichtigkeit, da aus ihnen gelernt werden könnte - zum Beispiel mit so genannten Critical Incient Reporting Systems. Dort können Ärzte und andere Medizinalpersonen Zwischenfälle und Beinahe-Zwischenfälle freiwillig melden.

Aus der Analyse dieser Daten können Verbesserungen von Abläufen und vorbeugende Massnahmen abgeleitet werden. Ähnliche Meldesysteme seien in der zivilen Luftfahrt sehr erfolgreich, insbesondere in den USA, sagt Hans-Peter Kuhn, stellvertretender Generalsekretär des Verbandes Schweizer Ärztinnen und Ärzte (FMH).

Immunität nötig

Entscheidend ist jedoch der Umgang mit den Daten, die aus solchen Systemen gewonnen werden. Erfahrungen aus den USA hätten gezeigt, dass diese Systeme nur genutzt würden, wenn die Betroffenen darauf zählen könnten, dass ihre Daten vertraulich behandelt und sie eine gewisse Immunität geniessen würden, sagt Kuhn.

Im Schweizer Stafrecht ist verankert, dass der Angeschuldigte sich selbst nicht belasten muss. Dieses Prinzip muss daher auch für medizinische Meldesysteme gelten. Entsprechende rechtliche Bestimmungen fehlen aber bis anhin. In naher Zukunft wird es wohl auch keine geben.

Zudem sind schwere Körperverletzung und fahrlässige Tötung Offizialdelikte. Wenn ein entsprechender Verdacht bekannt wird, muss die zuständige Behörde von sich aus Untersuchungen einleiten. Deshalb würden viele Ärzte aus Vorsicht die Finger von den Meldesystemen lassen, sagt Kuhn.

Umstrittene Zahl

Der Unterschied zwischen einem Behandlungsfehler und einer "zu erwartenden" Komplikation sei oft schwierig auszumachen, erklärt Pia Ernst von der Schweizerischen Patienten- und Versicherten-Organisation (SPO). Die Hochrechnung des Bundesamts für Gesundheit (BAG) ist daher umstritten.

Zudem beruhe die Zahl auf Studien aus den USA, sagt Kuhn. Es sei nicht möglich, die Qualität der ärztlichen Betreuung in den USA mit jener in der Schweiz zu vergleichen.

Genaue Zahlen zu Kunstfehlern aus der Schweiz gibt es keine. Die Stiftung für Patientensicherheit plant derzeit eine Studie, die unter anderem solche Zahlen erfassen soll. Diese Erhebung ist jedoch aus den erwähnten Gründen schwierig.

Lerneffekt

Für Marc-Anton Hochreuter, Geschäftsführer der Stiftung, ist jedoch die genaue Zahl nicht entscheidend. Wichtiger sei, aus den Fehlern, die überall passieren würden, Lehren zu ziehen. Ein nationales Meldesystem hat aber seiner Meinung nach keine Chance. Dafür seinen die Schweizer viel zu misstrauisch gegenüber Obrigkeiten und Zentralismus.

Ein erklärtes Ziel der Stiftung für Patientensicherheit sei es jedoch, bereits bestehende Meldesysteme zu vernetzen, sagt Hochreuter. Damit soll ein Informationsaustausch und ein globaler Lerneffekt ermöglicht werden.

(fest/sda)

 
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