Boxen in der Schweiz wieder salonfähig

publiziert: Sonntag, 21. Jan 2007 / 14:45 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 21. Jan 2007 / 20:28 Uhr

Derweil in Deutschland Kampfsport seit Jahren in regelmässigen kurzen Abständen für vielbeachtete Schickimicki-Events garantiert, war Boxen in der Schweiz «out». Die Nacht von Basel bewies aber: Boxen kann auch hier wieder salonfähig werden.

Abgesehen von Don King überzeugte die Show, obwohl die legendäre Box-Stimme Michael Buffers («LLLLLLets get ready to rumble!») unabkömmlich war.
Abgesehen von Don King überzeugte die Show, obwohl die legendäre Box-Stimme Michael Buffers («LLLLLLets get ready to rumble!») unabkömmlich war.
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Ausverkaufte St. Jakobhalle und viel (nicht nur selbsternannte) Prominenz - die Kentaro AG, die die Schwergewichts-Box-WM in die Schweiz geholt hat, durfte sich die Hände reiben und wird mehr als ihr Vier-Millionen-Budget aus «One Night Of Passion» (offizielles Slogan) herausholen.

Das eingegangene Risiko machte sich für die Firma, die vor allem mit TV-Rechten dealt, bezahlt. Die Kentaro hatte zuvor in der Schweiz im Fussball auf sich aufmerksam gemacht, beispielsweise mit dem Länderspiel Argentinien - England in Genf und dem Brasil-Camp in Weggis. Zum Handkuss kam sie, weil in Deutschland alle grossen Hallen durch die Handball-WM belegt waren.

Ein Risiko stellte der Event alleweil dar. Boxen erschien in der Schweiz jahrelang im Bild des Sports nur ganz am Rande. An die Zeiten, als Muhammad Ali (1971) und Fritz Chervet (1972) in Zürich das Hallenstadion füllten, erinnern sich nicht mehr viele.

Seither faszinierte Mauro Martelli (2 WM-Kämpfe) Ende der 80er-Jahre fast nur in der Romandie. Zum WM-Kampf des Italo-Berners Enrico Scacchia kamen 1987 in Bern nur 1800 Zuschauer. Und auch Stefan Angehrn, der vor neun Jahren 7200 Fans ins Zürcher Hallenstadion lockte, brachte keine Wende.

Ganze Schweizer Boxszene

Am Samstag pilgerte die ganze Schweizer Boxszene nach Basel. Aktuelle Profi-Schweizermeister wie beispielsweise der hoffnungsvolle Tessiner Roberto Belge (13 Kämpfe, 13 Siege) bedauerten es, dass nicht mehr Einheimische ins randvolle Rahmenprogramm integriert worden waren.

Ab 18 Uhr bis 3 Uhr in der Früh kämpften stattdessen Holländer, Litauer, Polen, Kroaten, Belgier, Franzosen, Italiener, jede Menge Deutsche und sogar einer aus dem Kongo um die «goldene Ananas». Das Schweizer Element vertraten ein gebürtiger Algerier (Sebihi) und zur Geisterstunde ein Albaner aus Burgdorf (Sefiri).

Immerhin erzählte Stefan Angehrn, dass ihm Sauerland und die Kentaro für die Basler Boxnacht ein Comeback hätten schmackhaft machen wollen - und das sechs Jahre nach dem «Comeback der letzten Chance» in St. Gallen. Gott-sei-Dank machte Angehrn dieses Spiel nicht mit...

Das Publikum umfasste alle Gesellschaftsschichten - Alt und Jung, Reich und Arm, Prominenz und Millieu. Im eigenen Land von der ARD in die zweite Reihe verdrängt wurde das Schweizer Fernsehen. 63 Länder übertrugen live, die Schweiz nicht. Statt Rainer Maria Salzgeber moderierte Waldemar Hartmann für die St. Jakobhalle.

«Schade, dass ...

Auch bei den Promis mischten die Deutschen vor allem mit Schauspielern (wie Tatort-Kommissar Miroslav Nemec) kräftig mit. Ottmar Hitzfeld stärkte sich am Buffet für kommende Aufgaben. Der Tenor der Schweizer Promis wie Kurt Aeschbacher, Baschi, Christina Surer, Paul Laciga und Konsorten war einhellig: «Schade, dass der Kampf so schnell vorbei war und eigentlich gar nicht stattgefunden hat.»

Alle bedauerten den amerikanischen Herausforderer (dessen Namen die meisten gerade nicht sagen konnten) -- nur einer nicht. Der amerikanische Promoter Don King, der alle Promis überstrahlte, präsentierte sich in Basel mit anbiedernden Fähnlein (USA, Schweiz, Basel) als eher peinlich. Seine Fehltritte gipfelten in der Aussage, Walujew habe mit seinen harten Schlägen McCline die Kniescheibe zertrümmert...

Walujews Einlaufmusik «Fairytale gone bad» spielte die Band Sunrise Avenue live in der Halle. Nach dem Erfolg von Boxen in Basel darf davon ausgegangen werden, dass nicht wieder neun Jahre bis zum nächsten grossen Box-Event in der Schweiz verstreichen werden. Philippe Huber von der Kentaro: «Es existiert eine Absichtserklärung mit Promoter Sauerland, weitere Fights in der Schweiz zu organisieren.»

(von Rolf Bichsel/Si)

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