Der FC St. Gallen hat das Messer am Hals

publiziert: Samstag, 17. Mai 2008 / 00:49 Uhr / aktualisiert: Samstag, 17. Mai 2008 / 08:21 Uhr

Der FC St. Gallen kämpft in der Barrage gegen die AC Bellinzona um den Verbleib in der Axpo Super League. Heute (Samstag) findet im Tessin ab 17.45 Uhr das Hinspiel statt, am Dienstag wird das Rückspiel ausgetragen.

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Für die St. Galler wäre der Abstieg eine Katastrophe. Auf die kommende Saison hin erfolgt der Umzug vom altehrwürdigen Espenmoos-Stadion (1910 eröffnet) in die AFG-Arena.

Der moderne Fussball-Tempel soll rund 20'000 Fans Platz bieten. Die Baukosten belaufen sich auf zirka 340 Millionen Franken.

Mit dieser Infrastruktur gehören die Ostschweizer eigentlich in die oberste Liga. Doch der bisherige Saisonverlauf verheisst nichts Gutes.

Horror-Saison für den FCSG

Den St. Gallern war bereits der Start misslungen. Erst schieden sie im UI-Cup gegen Dacia Chisinau (Mol) im Penaltyschiessen aus. Dann gingen die ersten fünf Meisterschaftspartien verloren.

Anfang Oktober wurde der zunehmend erfolglose Trainer Rolf Fringer entlassen. Es folgte vor eigenem Publikum das blamable Cup-Out im Derby gegen das unterklassige Gossau.

Dann wurde René Weiler sowohl als Interims-Coach als auch als Sportchef abgesetzt. Unter dem neuen Trainer Krassimir Balakov nahm St. Gallen die Rückrunde mit vier Punkten Rückstand auf den rettenden 8. Rang in Angriff.

Der Sprung über den Strich wurde schliesslich um mindestens sieben Zähler verpasst. Der letzte Sieg datiert vom 12. April gegen die Young Boys (2:0).

Personelle Turbulenzen

In personeller Hinsicht gab es weitere Turbulenzen. Der erfahrene Stammgoalie und ehemalige Captain Stefano Razzetti musste dem aufstrebenden Daniel Lopar weichen.

Die Mittelfeldspieler Jürgen Gjasula und Franco Di Jorio wurden wegen mangelhafter Einstellung gar suspendiert. Zudem hatte im Herbst Geldgeber Edgar Oehler für Unruhe gesorgt, als er öffentlich die Klubführung attackierte.

Bellinzonas Heimstärke

Besser stehen die Vorzeichen für Bellinzona. Die Tessiner haben nach Siegen gegen die Super-League-Teams Sion und Neuchâtel Xamax den Cup-Final erreicht, in dem sie Meister Basel während einer Stunde zumindest ebenbürtig waren. Der Vorstoss ins Endspiel wurde mit der Teilnahme an der nächsten UEFA-Cup-Qualifikation belohnt.

Den direkten Aufstieg in die Super League verpasste die «Granata» wegen einer kleinen Krise nach dem verlorenen Cup-Final. Die Heimbilanz ist trotzdem überragend. In dieser Saison resultierten im Comunale-Stadion aus 20 Partien in Meisterschaft und Cup 18 Siege und 2 Unentschieden.

ACB-Präsident Manuele Morelli ist zuversichtlich für die Barrage: «Wir sind fähig für ein grosses Resultat. Es herrscht viel Enthusiasmus. Im Cup haben wir gezeigt, dass wir mit oberklassigen Gegnern mithalten können. Und der Druck für Favorit St. Gallen ist unglaublich gross.»

Morelli glaubt, dass seine Mannschaft aus der letztjährigen Barrage-Pleite gegen Aarau (Gesamtskore 2:5) gelernt hat. «Damals fehlte uns die Erfahrung. Aarau spielte cleverer und effizienter.»

«Silenzio stampa» in St. Gallen

Bei einem allfälligen Aufstieg hätte Bellinzona aber ein Stadionproblem zu lösen. Das Comunale genügt derzeit nicht den Anforderungen der Swiss Football League. Morelli sagt: «Wir würden alles daran setzen, um in Bellinzona spielen zu können. Vielleicht wären ja die Renovationsarbeiten bis Mitte Juli abgeschlossen. Für uns ist auch die Alternative Lugano nach wie vor ein Thema.»

Ein Umzug in den 250 Kilometer entfernten Basler St.-Jakob-Park kommt wohl eher nicht in Frage. Denn klar ist gemäss Morelli: Wenn die AC Bellinzona die neue ASL-Saison in einem fremden Stadion beginnt, muss sie das Heimrecht während der ganzen Hinrunde dort wahrnehmen.

Weniger auskunftsfreudig war man in St. Gallen. «Silenzio stampa» hiess das Motto. Nur VR-Präsident Dieter Fröhlich stand Red und Antwort. Seine Parole lautet: «Die bisherige Meisterschaft haben wir abgehakt. Jetzt beginnt es wieder bei Null. Wir wollen zusätzliche Kräfte freisetzen. In der Defensive sind wir in den vergangenen Monaten stabiler geworden. An den Abstieg verschwenden wir keine Gedanken.»

Zellweger ist übrig geblieben

St. Gallen muss heute auf den verletzten Stürmer Adrian Fernandez (Knöchelbruch), den gesperrten Defensivmann Juan Pablo Garat sowie auf die rekonvaleszenten Alex Tachie Mensah, Bernt Haas und Dominique Longo verzichten. Bei Bellinzona dürften die angeschlagenen Corrado Grabbi (ex Juventus Turin, Blackburn Rovers) und Marko Andjelkovic fehlen.

Die AC Bellinzona gehörte letztmals 1990 der höchsten Schweizer Spielklasse an. Seit 2002 und der Zwangsrelegation des FC Lugano ist der Kanton Tessin nicht mehr in der Nationalliga A vertreten.

Der FC St. Gallen war letztmals in der Saison 1993/94 B-klassig. Im Jahr 2000 feierten die Ostschweizer ihren zweiten Meistertitel. Von den Helden ist nur Marc Zellweger übrig geblieben.

Im Kader figurierte damals temporär auch Francisco Neri. Er kam aber nur gerade zu zwei Einsätzen. Der brasilianische Stürmer geht heute für die AC Bellinzona auf Torejagd. Zur Horror-Saison der St. Galler würde es passen, wenn ausgerechnet Neri den Abstieg besiegeln würde.

(von Marco Ackermann/Si)

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«Die bisherige Meisterschaft haben wir abgehakt. Jetzt beginnt es wieder bei Null. Wir wollen zusätzliche Kräfte freisetzen. In der Defensive sind wir in den vergangenen Monaten stabiler geworden. An den Abstieg verschwenden wir keine Gedanken.»

Solche und ähnliche Sätze hat man schon vom EHC-Basel Präsidium gehört. Was daraus geworden ist kennen wir alle. Der EHC spielt jetzt in der Nati B. Ich weiss - Aepfel und Birnen vergleicht man nicht aber irgendwie ist es trotzdem ähnlich.
Hoffe die St.Galler machen nicht die gleichen Fehler. Sehr gefährlich!
 
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