Fussball: Transfer-Karussell dreht sich

publiziert: Mittwoch, 9. Jun 2004 / 17:26 Uhr

Offizielle Transfergespräche während der EM sind im Schweizer Kader zwar verboten, viele Spieler können die Sorgen um ihre eigene Zukunft jedoch nicht aus ihren Köpfen verdrängen. Gleich acht Schweizer rätseln über ihren nächsten Arbeitgeber.

Patrick Müller weiss nicht wo es ihn nach der EM hinzieht - nach Basel oder in eine grosse europäische Liga.
Patrick Müller weiss nicht wo es ihn nach der EM hinzieht - nach Basel oder in eine grosse europäische Liga.
Auf den ersten Blick scheinen die Sorgen des einen Drittels des Schweizer EM-Kaders unberechtigt, verfügen doch praktisch alle über weiterlaufende Verträge mit ihren bisherigen Klubs.

Einzig für Goalie Jörg Stiel und Verteidiger Patrick Müller ist die Situation akut: Ihre Verträge enden mit dem 30. Juni, also noch während der am Samstag beginnenden EM-Endrunde in Portugal.

Mit unterschiedlicher Gelassenheit gehen die beiden Schweizer Stammspieler diese Situation an: Während der 36-jährige Stiel erst nach der EM seine Zukunftsplanung angehen will, hat sich der über acht Jahre jüngere Lyon-Captain Müller zum Ziel gesetzt, noch vor dem Startspiel gegen Kroatien alles klar zu machen.

Stiel: "Nach der EM"

Stiel hätte in Mönchengladbach bleiben können, wo er in drei Jahren 89 Bundesligaspiele bestritt und mit seinen Paraden massgeblich am Ligaerhalt beteiligt war. "Es war mir wichtig, selber entscheiden zu können, wann ich gehen will. Das ist für mich Lebensqualität und unverzichtbar."

Stiel hatte - auch aus familiären Gründen - eine Vertragsverlängerung abgelehnt, war dann in der Schweiz für kurze Zeit bei den Young Boys ein Thema und lässt nun seinen Manager verhandeln, bis die EM vorbei ist. "Es ist alles möglich, auch die Variante, dass sich die Karriere per sofort beende."

Müller: "Vor der EM"

Aus freien Stücken will auch Lyon-Verteidiger Müller diesen Sommer den Arbeitgeber wechseln. Die Aussicht, eine Ablösesumme aufs eigene Konto fliessen zu lassen, ist ebenso verlockend wie der Traum, nach drei Meistertiteln in Frankreich in eine andere Liga wechseln zu können.

Der FC Basel soll ihm ein Angebot gemacht haben, das er unmöglich ausschlagen könne, wird herumgereicht. Müller sagt nichts dazu, auch nicht zum Angebot von Mallorca aus der spanischen Primera Division. "Ich überlege und überlege, mache mir 10 000 Gedanken, wäge alles ab. Am Schluss muss der Mix stimmen."

Doch die Zeit läuft ihm davon. Gespräche fanden statt, mehrere, mit mehreren Personen. "Bis am Samstag will ich alles geregelt haben. Das Schicksal von Marco Streller hat mir gezeigt, was alles passieren kann. Wenn ich mich an der EM verletze und keinen gültigen Vertrag besitze, könnte es schlecht herauskommen."

Vogel: "Kein Thema an der EM"

Schlecht herauskommen könnte es auch für Johann Vogel, wenn er nach der EM nach Eindhoven zurückkehrt. Dort besitzt er zwar noch einen Vertrag über ein Jahr, doch aus Holland kommt die Kunde, man wolle den Schweizer Internationalen verkaufen, so lange er noch Geld einbringe. Mit Phillip Cocu kam ein Routinier aus Barcelona, der ihm seine -- längstens nicht mehr unumstrittene -- Position im defensiven Mittelfeld streitig machen könnte.

Vogel: "Was in Holland passiert, ist für mich momentan kein Thema. Ich bin hier in Portugal." Das weiss auch sein Verein, und der hofft auf eine gute EM-Endrunde seines Söldners. Spielt Vogel so gut wie vor acht Jahren in England, dann wird er sich wohl mit einem unfreiwilligen Klubwechsel auseinandersetzen müssen. Vogel: "Dazu sage ich nichts."

Barnetta: "Nur noch Details"

Nur noch Formsache ist ein Klubwechsel für Tranquillo Barnetta, der von seinem Besitzer Bayer Leverkusen aus St. Gallen abgerufen und wohl zum Bundesligisten Hannover 96 weitergeleitet wird. Der U21-Internationale hat nichts dagegen: "Es sind nur noch Details zu regeln."

Henchoz: "Karten neu gemischt"

Nicht um Details drehen sich die Gedanken von Hakan Yakin (VfB Stuttgart) und Stéphane Henchoz (Liverpool): Die beiden Söldner sind mit der Tatsache konfrontiert, dass ihre Klubs neue Trainer verpflichtet haben. Henchoz: "Die Karten werden neu gemischt, das ist wie ein Neubeginn. Jetzt gilt es herauszufinden, was im Kopf des neuen Chefs vorgeht."

Yakin und Henchoz haben in ihren Klubs den Fürsprecher verloren. Ob sie bei den neuen Trainern ebenso hoch im Kurs stehen, werden sie erst nach der EM feststellen. Mit starken Leistungen in Portugal könnten sie ihr Blatt zweifellos verbessern.

Celestini: Genervt

Schwierig ist die Situtation für Fabio Celestini, der in Marseille seit langem nicht mehr erste Wahl ist. Ohne Einsätze wird er auch für das Nationalteam bald kein Thema mehr sein, und für andere Klubs kann er sich nur empfehlen, wenn er spielt.

In Portugal kommt er jedoch nur zum Einsatz, wenn Vogel ausfällt. Ein Teufelskreis, der den Romand verunsichert. Gestern schrie er einen Journalisten minutenlang wegen schlechter Matchkritiken an.

Borer: "Vertrauen weg"

Ähnlich unangenehm ist die Lage auch für Fabrice Borer: Der dritte Schweizer Torhüter hat bei den Grasshoppers seinen Stammplatz verloren und vom Klub wochenlang nichts zu seiner Zukunft gehört. Borers Vertrag läuft zwar weiter, das Vertrauen aber ist entschwunden. Jetzt will er nur noch weg. Er weiss aber noch nicht, wohin.

(von René Baumann/Si)

 
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