Leichtathletik-WM: Schweizer wollen zweimal auf die Bahn

Bitzi reiste mit der Referenz von 7,70 Sekunden nach Ungarn Donaustadt. Damit liessen sich mit grosser Wahrscheinlichkeit die Halbfinals erreichen. Im Vorjahr erfolgte der Erstrunde-Cup an den Hallen-WM in Birmingham (Eng) 7,79 und in den Halbfinals bei 7,68. "Ich habe bisher noch kein fehlerfreies Rennen auf die Bahn gebracht", erklärte der Horwer. Falls mir dies in Budapest gelingt, liege eine gute Klassierung drin, sagte der 28-jährige Webpublisher, der zunächst zwei Läufe am Samstag absolvieren wird. Vor zwei Jahren hatte Bitzi den Schweizer Rekord auf 7,62 gesenkt. Auf Grund seiner Trainingswerte glaubt er, wieder in diesen Bereich vorstossen zu können.

Die 4x400-m-Staffel mit Alain Rohr, Andreas Oggenfuss, Cédric El-Idrissi und Martin Leiser steht erst am Sonntag im Einsatz. Das Quartett peilt eine Zeit knapp über 3:08 an. Mit etwas Glück liegt sogar einer der sechs Finalplätze drin. Zahlreiche Läufer anderer Länder werden dannzumal bereits den Einzelwettkampf in den Beinen haben. Das Schweizer Quartett dürfte so oder so zu einem Erfolgserlebnis gelangen. Falls es den Vorlauf reglementskonform hinter sich bringt, wird die Zeit als Landesrekord homologiert, weil bisher noch keine Nationalstafel in der Halle antrat.

Aus der ersten WM-Teilnahme für die Sprinterin Martina Feusi (29) wird nichts. Die Horgenerin leidet an einer Muskelverhärtung im linken Oberschenkel. "Die Verletzung ist nicht schlimm", erklärte Trainer Lucio Di Tizio, "ein Start macht jedoch keinen Sinn, wenn man nicht hundertprozentig fit ist."

Erste Hallen-WM im Olympiajahr

Weil erstmals eine Hallen-WM und Olympische Spiele im selben Jahr stattfinden, verzichteten zahlreiche Topathleten auf die Reise nach Ungarn, unter ihnen auch der Schweizer 800-m-Läufer André Bucher. Ein Teil der Stars zog die Hallen-Saison nur halbherzig durch, andere liessen sie ganz aus. Absagen aus Verletzungsgründen sind beispielsweise von Siebenkampf-Weltmeister Tom Pappas (USA), Haile Gebrselassie (Äth) und der Hochspringerin Kajsa Bergqvist (Sd) eingetroffen.

Höhepunkte sind insbesondere in den Wettkämpfen der Frauen zu erwarten. Maria Mutola (Moz) und Jolanda Ceplak (Sln) duellieren sich über 800 m. Mutola peilt ihren sechsten Hallen-WM-Titel an. Seit den Olympischen Spielen in Sydney 2000 gewann sie an jedem Grossanlass Gold. Im Stabsprung der Frauen gerät der Weltrekord in Gefahr. Der Amerikanerin Stacy Dragila sowie den Russinnen Swetlana Feofanowa und Jelena Isinbajewa wird zugetraut, die zwei Wochen alte Marke von 4,85 m (Feofanowa) zu knacken. Die nimmermüde Gail Devers lässt sich möglicherweise sogar zwei Goldmedaillen umhängen. Am vergangenen Wochenende hatte sich die 37-jährige Amerikanerin in den nationalen Trials über 60 m und im Hürdensprint durchgesetzt.

Programm/Statistik

SLV-Aufgebot

Männer. 60 m Hürden: Ivan Bitzi (LV Horw), 7,70 (persönliche Saisonbestleistung), SR 7,62 (Bitzi 2002) -- 4x400 m: Alain Rohr (ST Bern) 46,75, Andreas Oggenfuss (LCB St. Gallen) 47,22. Cédric El-Idrissi (ST Bern) 47,51. Martin Leiser (BTV Aarau) 48,16. -- Ersatz: Yann Mühlbauer (Lausanne-Sports) 48,66. -- SR nicht registriert, da noch keine National-Staffel international auftrat.

Frauen: Martina Feusi gab Forfait wegen einer Muskelverhärtung im Oberschenkel.

Zeitplan (total 28 Entscheidungen)

Freitag (4). -- Männer (1): 60 m (20.05 Uhr). -- Frauen (3): Kugel (17.10), Fünfkampf (19.10), 60 m (19.50).

Samstag. (9). -- Männer (5): 400 m (18.00), Weit (18.05), Hoch (18.15), 60 m H (19.20), 3000 m (19.45). -- Frauen (4): Drei (16.10), Stab (16.35), 400 m (17.50), 1500 m (19.10).

Sonntag (15). -- Männer (8): Stab (15.25), 200 m (16.10), 800 (17.00), Drei (17.10), Kugel (17.15), Siebenkampf (17.20), 1500 m (18.00), 4 x 400 m (18.40). -- Frauen (7): Weit (15.15), 200 m (15.55), 60 m H (16.30), 800 m (16.45), Hoch (17.05), 3000 m (17.40), 4x400 m (18.20).

Zeitplan der Schweizer

Samstag. 60 m H. Männer. 10.20 Uhr: Vorlauf (mit Bitzi). -- evtl. 17.30: Halbfinal. -- evtl. 19.20 Uhr: Final.

Sonntag. 4x400-m-Staffel. Männer (Cédric El-Idrissi, Martin Leiser, Andreas Oggenfuss, Alain Rohr). 11.10 Uhr. Vorlauf. -- evtl. 18.40 Uhr: Final.

Preisgelder (Einzel und Staffel)

Gold: 40 000 Dollar. -- Silber: 20 000. -- Bronze: 10 000. -- 4. Rang: 8000. -- 5. Rang: 6000. -- 6. Rang: 4000. -- Weltrekorde werden zusätzlich mit 50 000 Dollar belohnt.

Bisherige Schweizer Medaillengewinner 1987 Indianapolis: 2. Werner Günthör (Kugel). -- 1991 Sevilla: 1. Werner Günthör (Kugel). 3. Anita Protti (400 m). -- 1993 Toronto: 1. Julie Baumann (60 m H). 3. Sandra Gasser (1500 m). -- 2001: 3. André Bucher (800 m).

Die Sieger von Birmingham 2003

Männer
60 m: Justin Gatlin (USA) 6,46 31. Daniel Dubois 6,77 200 m: Marlon Devonish (Gb) 20,62 400 m: Tyree Washington (USA) 45,34 800 m: David Krummenacker (USA) 1:45,69 1500 m: Driss Maazouzi (Fr) 3:42,59 18. Philippe Bandi 3:44,37 3000 m: Haile Gebrselassie (Äth) 7:40,97 60 m H: Allen Johnson (USA) 7,47 14. Bitzi 7,75/7,80 Hoch: Stefan Holm (Sd) 2,35 Stab: Tim Lobinger (De) 5,80 Weit: Dwight Phillips (USA) 8,29 Drei: Christian Olsson (Sd) 17,70 Kugel: Manuel Martinez (Sp) 21,24 Siebenkampf: Tom Pappas (USA) 6361 4x400 m: USA 3:04,09 (Davis/Young/Campbell/Washington)

Frauen
60 m: Schanna Block (Ukr) 7,04 200 m: Michelle Collins (USA) 22,18 400 m: Natalja Nasarowa (Russ) 50,83 800 m: Maria Mutola (Moz) 1:58,94 1500 m: Regina Jacobs (USA) 4:01,67 3000 m: Berhane Adere (Äth) 8:40,25 60 m H: Gail Devers (USA) 7,81 Hoch: Kajsa Bergqvist (Sd) 2,01 Stab: Swetlana Feofanowa (Russ) 5,80 Weit: Tatjana Kotowa (Russ) 6,84 Drei: Ashia Hansen (Gb) 15,01 Kugel: Irina Korschanenko (Russ) 20,55 Fünfkampf: Carolina Klüft (Sd) 4933 4x400 m: Russland 3:28,45 (Antjuch/Peschonkina/Zykina/Nasarowa)

(Hans Leuenberger, Budapest/Si)