Roman-Verfilmung zum Geburtstag

Mit dem Briten Ralph Fiennes in der Hauptrolle soll Coetzees Roman "Schande" (Disgrace) - verfilmt werden. Die beiden Australier Steve Jacobs und Anna-Maria Monticelli kündigten an, der medienscheue Autor habe das Projekt gebilligt. Die Dreharbeiten sind in Coetzees Heimat geplant, wo der Roman bei seinem Erscheinen wegen seiner düsteren Visionen erbitterte Diskussionen ausgelöst hatte.

Geheimnisvolle Persönlichkeit

Das Filmprojekt ist ein weiterer Höhepunkt in der Karriere des Intellektuellen mit dem scheuen Auftreten, der heute zwischen Lehraufträgen in Australien und den USA pendelt.

Schon bevor er 2003 als zweiter Südafrikaner nach Nadine Gordimer (1991) die höchste Würdigung der literarischen Welt erhielt, hatte der Reigen der Ehrungen und Auszeichnungen eingesetzt. Fast jeder seiner Romane gewann einen Preis.

Licht ins Rätsel um die wahre Persönlichkeit des Autors, der sich für die deutsche Sprache begeistert und Kanu-Fahrten mag, haben aber auch sie bis heute nicht so recht gebracht.

Der grüblerisch und zurückhaltend wirkende Schriftsteller entzieht sich nach wie vor gerne der Öffentlichkeit. Selbst die Vergabe des Nobelpreises quittierte er nur mit einer spärlichen Erklärung auf der Website der Universität von Chicago, an der er als Gastdozent lehrt.

Interviews lehnt er in der Regel ab. Er lege viel Wert auf Privatsphäre, liess der Exil-Südafrikaner mit dem unterkühlt- distanziert wirkenden Stil verlauten. Rund um den Globus brachte er damit Scharen von Medien-Vertretern immer wieder in Verlegenheit.

Kampf gegen Apartheid

Coetzee, der neben Literatur auch Mathematik studierte und zeitweise sogar als Computer-Programmierer arbeitete, begann erste schriftstellerische Versuche in den USA. Seinen literarischen Kampf gegen Apartheid, Rassismus und Doppelmoral focht er mit geschliffener, eindringlicher Prosa aus.

Seinen Lesern machte er es in seinen häufig verstörend wirkenden Werken dabei selten leicht. Oft in realistischer Erzählweise leuchtete er die gesellschaftlichen Zustände seiner Heimat meist parabelhaft und allegorisch aus.

Seine Figuren sind Ausgestossene, die einsam und isoliert zwischen den Fronten stehen und schmerzhaften Erfahrungsprozessen auf der Suche nach Heimat unterworfen werden. Das schwierige Zusammenleben am Kap zieht sich als roter Faden durch sein Werk, in dessen Mittelpunkt es meist um Scham, Schuld und Schicksal, Sühne, Reue und Schande geht.

Trostlos

"Schande" heisst auch der Titel des Romans, der ihm 1999 zum zweiten Mal den Booker-Preis einbrachte. Der 1940 in Kapstadt als Sohn eines Anwaltes und einer Lehrerin geborene Coetzee beschreibt darin einen weissen Literaturprofessor der Universität Kapstadt - ein Amt, das er selbst an gleicher Stelle lange ausübte.

"Seine intellektuelle Ehrlichkeit zersetzt alle Grundlagen des Trostes und distanziert sich von vom billigen Theater der Reue und des Bekenntnisses", lobte die Schwedische Nobelpreis-Akademie den aus alter Burenfamilie stammenden Autor. Er schreibe über "Wertungen und Verhaltensweisen, die das südafrikanische Apartheid-System mit sich geführt hat, die aber ihm zufolge überall entstehen können".

(Ralf E. Krüger/dpa)