Mehr gehen - weniger kommen

Zuwanderung geht im ersten Quartal stark zurück

publiziert: Dienstag, 19. Apr 2016 / 09:47 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 19. Apr 2016 / 13:13 Uhr
Die Zuwanderung ging im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent zurück.
Die Zuwanderung ging im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent zurück.

Bern - In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres sind deutlich weniger Personen in die Schweiz eingewandert als in der Vorjahresperiode. Gleichzeitig verliessen mehr Personen die Schweiz. Unter dem Strich hat die Zuwanderung um über 30 Prozent abgenommen.

3 Meldungen im Zusammenhang
Seit der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative diskutiert die Schweiz intensiv über die Frage, wie die Zuwanderung begrenzt werden könnte. Lange fand die Diskussion vor dem Hintergrund steigender Zahlen statt. Nun vermeldet der Bund einen deutlichen Rückgang.
Vergangene Woche waren bereits die Zahlen von Januar und Februar bekannt geworden. Am Dienstag hat das Staatssekretariat für Migration (SEM) die Bilanz für das gesamte erste Quartal und die Details dazu veröffentlicht.

Angespannte Wirtschaftslage

Der Bund erklärt sich den Rückgang mit wirtschaftlichen Faktoren, etwa der "harzenden" wirtschaftlichen Entwicklung in der Schweiz, wie SEM-Sprecherin Léa Wertheimer auf Anfrage sagte. In Deutschland sei die Lage besser, in Spanien und Portugal erhole sich die Wirtschaft. Das widerspiegle sich in den Zahlen.

Daniel Lampart, Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (SGB), wies letzte Woche ebenfalls auf die Wirtschaft hin, namentlich auf die Frankenstärke in der Schweiz und die Beschäftigungslage in Deutschland.

Weniger Einwanderung, mehr Auswanderung

Zwischen Januar und März 2016 sind 35'309 Personen in die Schweiz eingewandert, 9,7 Prozent weniger als in der Vorjahresperiode. Gleichzeitig wanderten 18'830 Personen aus, 11,5 Prozent mehr als in der Vorjahresperiode. Die ständige ausländische Wohnbevölkerung wuchs damit im ersten Quartal um 15'027 Personen. Im Vergleich zur Vorjahresperiode entspricht das einer Abnahme des Wanderungssaldos um 34,5 Prozent.

Ende März lebten insgesamt 2'004'263 Ausländerinnen und Ausländer in der Schweiz. Davon waren 1'371'572 Bürgerinnen und Bürger aus EU- und EFTA-Staaten. Der Anteil der EU-Bürger an der ständigen Wohnbevölkerung beträgt 68 Prozent.

Weniger Zuwanderung in den Arbeitsmarkt

Abgenommen hat sowohl die Zuwanderung in den Arbeitsmarkt als auch der Familiennachzug. Zwischen Januar und März wanderten 32'667 Personen aus EU- und EFTA-Staaten in die Schweiz ein, um eine Arbeitsstelle anzutreten. Das sind 14,7 Prozent weniger als in der Vorjahresperiode. In dieser Zahl sind Personen der ständigen und nicht ständigen ausländischen Wohnbevölkerung enthalten, also auch Ausländer mit einer Kurzaufenthaltsbewilligung von unter einem Jahr.

Die meisten Einwanderer verzeichnete im März des laufenden Jahres die Branche "Planung, Beratung und Informatik" mit 2145 Personen. An zweiter Stelle liegt das Gastgewerbe mit 1241 Personen, an dritter die Landwirtschaft mit 868 Personen. Es folgen das Gesundheitswesen und das Baugewerbe.

Weniger Familiennachzug

Im Rahmen des Familiennachzugs sind im ersten Quartal 10'880 Personen in die Schweiz eingewandert, 8 Prozent weniger als in der Vorjahresperiode. Abgenommen hat der Familiennachzug vor allem bei Personen aus EU-/EFTA-Staaten. Bei Drittstaatenangehörigen nahm er gegenüber dem ersten Quartal des Vorjahres um 1,5 Prozent zu.

Zugenommen hat zuletzt ausserdem die Zahl der Grenzgängerbewilligungen: Im März 2016 wurden rund 14 Prozent mehr Bewilligungen erteilt als im März 2015, aber weniger als im März 2914. Diese Zahl schwanke stark, sagte Wertheimer dazu.

Mehr Einbürgerungen

Markant zugenommen hat ferner die Zahl der Einbürgerungen: Zwischen Januar und März liessen sich 8789 Personen einbürgern, 40,5 Prozent mehr als in der Vorjahresperiode. Am häufigsten liessen sich Italienerinnen und Italiener einbürgern, gefolgt von Personen aus Deutschland, Kosovo und der Türkei.

Das könnte mit dem neuen Bürgerrechtsgesetz zu tun haben, das teilweise höhere Anforderungen stellt, etwa an die Sprachkenntnisse. Möglicherweise bewog das manche dazu, noch nach altem Recht eine Einbürgerung zu beantragen. Das Parlament hatte das Gesetz im Sommer 2014 verabschiedet. Auch die Diskussionen in den letzten Jahren über die Ausschaffungs- und die Durchsetzungsinitiative könnten eine Rolle gespielt haben.

Das SEM erhebt die Gründe nicht und kann somit nicht erklären, weshalb die Einbürgerungen gerade jetzt zugenommen haben. Tatsache sei aber, dass rund 900'000 Personen in der Schweiz die formellen Bedingungen erfüllten, stellte Wertheimer fest.

(kjc/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Michael Ambühl soll eine kantonale «bottom up Schutzklausel» vertiefen. (Archivbild)
Bern - Die Konferenz der Kantonsregierungen (KdK) lehnt die vom Bundesrat vorgeschlagene einseitige Schutzklausel zur Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative ab. Sie beharrt viel mehr auf ... mehr lesen
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Der sgv spricht sich für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine moderate Erhöhung des Rentenalters sowie eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuersätze beinhaltet.
Der sgv spricht sich für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine ...
Verbände Schon früh hat der sgv vor den finanziellen Folgen einer 13. AHV-Rente gewarnt. Die Finanzierungsvorschläge des Bundesrates, die eine Anhebung der Lohnprozente vorsahen, werden vom Verband als inakzeptabel bezeichnet. Der sgv spricht sich stattdessen für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine moderate Erhöhung des Rentenalters sowie eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuersätze beinhaltet. mehr lesen  
SMON-Opfer, Demonstration gegen Ciba Geigy, Basel 1977.
Fotografie Noch bis zum 16. Juni in der Galerie BelleVue Basel  Die Ausstellung im BelleVue/Basel präsentiert eine spannende fotografische Reise von den turbulenten 1970er-Jahren ... mehr lesen  
Buchhaltung Bern - Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 27. März 2024 beschlossen, die Zinssätze für die ausstehenden ... mehr lesen  
Die Verzinsung bietet einen Anreiz, Covid-19-Kredite nicht länger als notwendig zu beanspruchen.
Titel Forum Teaser
  • melabela aus littau 1
    es geht nicht nur um homosexuelle ich bin eine frau und verheiratet mit einem mann. leider betrifft es ... So, 14.08.16 13:18
  • Pacino aus Brittnau 731
    Kirchliche Kreise . . . . . . hatten schon immer ein "spezielles" Verhältnis zu ... Do, 09.06.16 08:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • Pacino aus Brittnau 731
    Demokratie quo vadis? Wenn die Demokratie den Stacheldraht in Osteuropa-, einen Wahlsieg von ... Mo, 06.06.16 07:55
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Es... muss darum gehen, die Kompetenz der Kleinbauern zu stärken. Das sorgt ... Do, 02.06.16 13:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Kindeswohl egal! Es geht doch vor allem um die eigenen Kinder der Betroffenen. Die ... Do, 02.06.16 08:10
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Verlust der Solidarität: Verlust der Demokratie! Vollständig und widerspruchsfrei beantworten lässt sich das wohl nicht. ... Mi, 01.06.16 00:18
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Unterstützung "Deshalb sind für die Sozialhilfe 267 Millionen Franken mehr und für ... Di, 31.05.16 10:38
 
Stellenmarkt.ch
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=0&col=COL_3_1
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute So Mo
Zürich 4°C 20°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wechselnd bewölkt
Basel 6°C 21°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig bedeckt, wenig Regen wolkig, aber kaum Regen
St. Gallen 3°C 18°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wechselnd bewölkt
Bern 3°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig bedeckt, wenig Regen wechselnd bewölkt
Luzern 5°C 19°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wechselnd bewölkt
Genf 6°C 18°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen bedeckt, wenig Regen
Lugano 8°C 13°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen wolkig, aber kaum Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten