AKW-Anschlag: Ehemaliger Grossrat gesteht

Der damals 32-jährige Umweltaktivist hatte zwei Raketen gegen das Atomkraftwerk abgeschossen. Sein Ziel, das Kernstück der Anlage zu treffen, verfehlte er nur knapp. Damit hätten sich die Bauarbeiten um zwei Jahre hinausgezögert, sagte Nissim in Interviews mit den Westschweizer Zeitungen Courrier und Le Temps.

Die Idee des Anschlages entstand laut Nissim 1977 in einer kleinen Gruppe, die aus Gegnern des schnellen Brüters Superphénix bestand. Nissim gehörte dieser Gruppe an.

Die grosse Schwierigkeit für die AKW-Gegner sei das Beschaffen der Waffe gewesen. Die Gruppe habe sich zuerst an linksextreme Gruppen in der Schweiz gewandt. Daraus hätten sich Kontakte mit deutschen Terroristen ergeben, berichtete Chaïm Nissin in einem Manuskript.

Ein Problem hatte darin bestanden, von den Terroristen die Bazooka zu bekommen, ohne ihnen im Tausch etwas zu geben, das sie für ein Anliegen hätten verwenden können, das wir nicht unterstützen konnten, sagte der ehemalige Grossrat im Courrier. Das gemeinsame Ziel, den Militär- und Industriekomplex zu schwächen, zu dem auch Malville gehörte, habe schliesslich die Terroristen dazu bewogen, ihre Hilfe gratis zu gewähren.

Dank dem Wohlwollen der Deutschen konnte Chaïm Nissin im September 1981 in Brüssel eine sowjetische Bazooka und mehrere Raketen beschaffen. Der Militante hatte einige Monate danach, am 18. Januar 1982, von einer Ruine eines alten Schlosses aus auf die Anlage geschossen.

(bert/sda)