Flüge fürs Gemüt

publiziert: Freitag, 13. Jan 2006 / 00:01 Uhr

Für die Skispringer folgen sich die Höhepunkte im Olympia-Winter Schlag auf Schlag. Eine Woche nach dem Herzschlag-Finale der Vierschanzentournee wird am Kulm in Bad Mitterndorf (Ö) um WM-Medaillen geflogen.

«Ich finde das extrem spannend, so kommt bestimmt keine Langeweile auf», sagt Simon Ammann.
«Ich finde das extrem spannend, so kommt bestimmt keine Langeweile auf», sagt Simon Ammann.
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Skifliegen und die Tournee haben eines gemeinsam: Beides geht an die Substanz. Trotzdem hört man keine Athleten über das gedrängte Programm klagen. «Ich finde das extrem spannend, so kommt bestimmt keine Langeweile auf», sagt Simon Ammann.

Wie der Tournee-Vierte Andreas Küttel versichert der Doppelolympiasieger, dass die Batterien schon wieder voll seien. Seit dem Wettkampf in Bischofshofen stand aktive Erholung im Vordergrund; Küttel machte keinen einzigen Sprung, Ammann trainierte nur am Dienstag in Oberstdorf auf der Schanze.

«Wer gut springt, fliegt auch gut»

Wenn es am Freitag und Samstag in vier Durchgängen um den Titel des Skiflug-Weltmeisters geht, hat Trainer Berni Schödler zwei Trümpfe im Ärmel. Küttel, der im Dezember in Lillehammer und Harrachov die ersten Weltcupsiege seiner Karriere feierte, darf sich zum Favoritenkreis zählen.

«Wer gut springt, fliegt auch gut -- im Normalfall», sagt er. Daneben gibt es Spezialisten wie Andreas Widhölzl oder Matti Hautamäki, die auf Flugschanzen über sich hinauswachsen können. «Mir ist das bisher nicht gelungen», bekennt Küttel.

Auch deshalb steht für den Einsiedler in Bad Mitterndorf nicht das Resultat oder eine Medaille im Vordergrund. «Ich hoffe, dass mir endlich einmal ein Flug am Limit gelingt, bei dem einfach alles zusammenpasst.»

Bisher sei ihm immer mindestens ein technischer Fehler unterlaufen, noch bevor er richtig ins Fliegen kam. Entsprechend bescheiden nimmt sich Küttels Leistungsausweis als Skiflieger aus. Im Weltcup klassierte er sich nie unter den ersten zehn, an Weltmeisterschaften war er nie besser als 23. (2004 in Planica).

«Flieger»-Typ Ammann

Während Küttels Erfolge primär auf athletischen Vorzügen basieren, entspricht Ammann dem Typ «Flieger» besser. Vor vier Jahren in Harrachov stellte das der Toggenburger mit Rang 5 auch schon auf WM-Niveau unter Beweis. «Wenn er die Coolness aus dem Training in den Wettkampf bringt, traue ich Simon viel zu», sagt Schödler.

Über mögliche Platzierungen mag auch der St. Moritzer keine Gedanken verschwenden. «Beim Skifliegen geht es in erster Linie um den Spass und den Kick. Und je mehr Meter die Athleten fressen, desto mehr haben sie davon.» Wenn aus Springern Flieger werden, verschieben sich offenbar die Prioritäten.

Die Lücken in Ahonens Palmares

Janne Ahonen teilt die Vorstellungen der Schweizer nur bedingt. Einzelgold an Olympischen Spielen und Skiflug-WM sind die Titel, die dem vierfachen Tournee-Sieger noch fehlen. Vor zehn Jahren in Bad Mitterndorf und vor zwei Jahren in Planica holte Ahonen jeweils Silber.

Jakub Janda, der sich den Sieg an der Tournee mit dem Finnen teilte, stapelt tief. «Ich erwarte nichts Besonderes», sagt der Tscheche mit Blick auf seine früheren Skiflug-Resultate. Doch spätestens seit dem laufenden Winter mit bisher fünf Weltcupsiegen ist für Janda ohnehin nichts mehr, wie es einmal war.

Eine Hauptrolle dürfte Titelverteidiger Roar Ljökelsöy spielen. Der Norweger hatte 2004 auch mit der Mannschaft Gold geholt. Nachdem die Premiere des Teamwettkampfs ohne Schweizer Beteiligung stattgefunden hatte, wurden heuer neben Küttel und Ammann auch die Skiflug-WM-Neulinge Michael Möllinger und Guido Landert nominiert. In den Kampf um die Medaillen wird das Swiss-Ski-Quartett ziemlich sicher nicht eingreifen können. Norwegen gilt als Topfavorit, Finnland und Österreich werden Aussenseiterchancen eingeräumt.

Nach «Hanni» sagt «Goldi» Adieu

Nach einer Tournee ohne Podestplatz geht es für die Gastgeber sowie die Deutschen (erstmals seit zehn Jahren ohne Martin Schmitt) in der Steiermark um Wiedergutmachung.In Zeiten relativer Erfolglosigkeit werden auf beiden Seiten die Helden von einst gefeiert. In Deutschland wurde Sven Hannawald offiziell verabschiedet und liessen Jens Weissflog oder Dieter Thoma keine Gelegenheit aus, via Medien gutgemeinte Ratschläge zu erteilen.

Nach Hannawald sagt nun am Kulm ein anderer Liebling der Massen und Ex-Weltmeister im Skifliegen Lebewohl. «A tribute to Andreas Goldberger» lässt die Karriere des im Frühling zurückgetretenen ewigen Lausbuben noch einmal Revue passieren.

1996 gewann Goldberger in Bad Mitterndorf seine erste und letzte Einzel-Goldmedaille an einem internationalen Titelkampf, am Freitag will der neue ORF-Experte im Rahmen der Farewell-Party einen letzten Flugrausch erleben und auf keinen Fall vor der 200-m-Marke landen.

Die einst magische Barriere hatte «Goldi» 1994 als erster überschritten. Weil er den 202-m-Satz nicht stand, wurde die Leistung nicht als Weltrekord annerkannt. Sechs Jahre später verewigte sich Goldberger dann doch noch in der Rekordliste.

Programm:
Einzel. Donnerstag, 12. Januar: Qualifikation (14.30 Uhr). -- Freitag, 13. Januar: 1. Durchgang (13.45 Uhr), 2. Durchgang (anschliessend). -- Samstag, 14. Januar: 3. Durchgang (13.45 Uhr), 4. Durchgang (anschliessend).

Für den Wettkampf qualifizieren sich 40 Athleten, 10 scheiden nach dem 1. Durchgang aus.

Team. Sonntag, 15. Januar: 1. Durchgang (13.45 Uhr), 2. Durchgang (anschliessend).

(von Philipp Bärtsch/Si)

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