SVP-Politiker André Corboz in Vevey vor Gericht

Es gebe nur eine rassistische Lesart der von Corboz gesprayten Sprüche, sagte der Waadtländer Staatsanwalt Eric Cottier in seinem Plädoyer. Für das geringe beantragte Strafmass sei das leere Vorstrafenregister des Angeklagten zu berücksichtigen, führte Cottier weiter aus.

Die Verteidigung machte die emotionale Verfassung Corboz' angesichts des Drogenhandels in Bex VD durch Asylsuchende für dessen Verhalten geltend. Es habe sich bei der Tat nicht um Rassismus, sondern vielmehr um einen Schrei der Verzweiflung gehandelt.

Neben Rassendiskriminierung muss sich der Garagist Corboz, der Mitglied des Gemeindeparlaments von Bex und SVP-Grossratskandidat ist, auch wegen Sachbeschädigung verantworten. Corboz hatte im Jahr 2005 in Bex rassistische Sprüche wie «Neger geht heim» und «Neger raus» an Hauswände gesprayt.

Dies hatte im Städtchen zu Tumulten von afrikanischen Bewohnern des Asylheimes geführt. Es brauchte 20 Polizeistreifen und etliche Verhaftungen, um die Lage wieder zu beruhigen.

Der 46-Jährige hatte angekündigt, nicht an seinen Prozess zu kommen, da dies für ihn einem Spiessrutenlauf gleichkäme. Am Donnerstag konnte Corboz das Gerichtsgebäude jedoch völlig unbehellligt betreten.

Bei dem Prozess gegen Corboz gehe es um eine Grundsatzfrage, sagte Staatsanwalt Eric Cottier vor der Verhandlung. In einer Demokratie gebe es andere Mittel, um seine Anliegen auszudrücken.

Das Gericht hatte zu Beginn der Verhandlung der Organisation SOS Racisme das Recht abgesprochen, als Zivilklägerin aufzutreten. Der Anwalt der Organisation protestierte vergeblich, dass so die Opfer der Sprüche daran gehindert werden, sich zur Wehr setzen zu können.

(fest/sda)