Schottischer Single Malt: Opfer seines Erfolgs

publiziert: Montag, 22. Dez 2003 / 10:32 Uhr

Bern - Die Marketing-Leute, die sich um das schottische Edeldestillat Whisky "Single Malt" kümmern, haben offensichtlich des Guten zu viel getan: Das Produkt ist das Opfer seines Erfolgs geworden; die kleineren Brennereien können die Nachfrage nicht mehr befriedigen.

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Ein Beispiel dafür ist der Single Malt des Hauses Cardhu, der in letzter Zeit in den Reihen der Whisky-Liebhaber für heisse Köpfe gesorgt hat. Der wegen seines vollen und milden Geschmacks sowie seines vernünftigen Preises sehr gefragte Cardhu war bis Anfang Herbst ein echter Single Malt.

Um das Prädikat Single Malt zu erhalten, darf der Whisky ausschliesslich aus gemälzter Gerste hergestellt und nur in einer einzigen Brennerei destilliert werden.

Um der stark gestiegenen Nachfrage nachkommen zu können, beschloss Cardhu-Besitzer Diageo Ende Juli, die Produktion zu steigern, indem er verschiedene Single Malts aus der Region Speyside zusammenmischte. Die speziell geformte Flasche sowie die Marke blieben diesselben. Geändert wurde lediglich die Etikette, auf der nun "Pure Speyside Malt", statt "Single Highland Malt" steht.

Ein Sakrileg?

Der Aufschrei der Whisky-Liebhaber galt dem "Sakrileg", einen renommierten Single Malt in einen gewöhnlichen Pure Malt um zu wandeln, von dem man nicht weiss, aus welcher Brennerei er jetzt stammt.

Die Scotch Whisky Association (SWA) drückte ihr Entsetzen aus und die Konkurrenz warf Diageo vor, schottisches Erbgut auf dem Altar des reinen Profits zu opfern. Der Diageo-Gruppe kontrolliert etwa ein Drittel der schottischen Whisky-Brennereien.

Kurz, der Cardhu ist künftig ein Vatted Malt, ein Verschnitt mehrerer Single Malts. Um die Übersetzung zu vereinfachen, taufte Diageo das Produkt kurzerhand Pure Malt, was auch stimmt, weil kein Whisky auf Basis von Korn (Weizen, Roggen oder Mais) beigemischt wird.

Diageo-Sprecherin Barbara Clark sieht in der Polemik um den Cardhu nichts anderes als ein "Industrie-Gezänke", das unterdessen beigelegt ist. "Wir haben nicht die geringste Absicht, dasselbe mit andern Single Malt-Whiskys unserer Gruppe zu machen", versicherte sie gegenüber der Nachrichtenagentur sda.

Der Markt entscheidet

Ernest Dällenbach, Sekretär des Schweizerischen Spirituosenverbandes, schliesst nicht aus, dass das Beispiel des Cardhu auch bei anderen, kleineren Brennereien Schule machen könnte. Wichtig sei aber, dass der Kunde zufrieden sei.

"Letztendlich wird der Konsument entscheiden, ob Diageo recht gehabt hat, indem er weiterhin Cardhu trinkt oder nicht", meint Dällenbach.

"Die Puristen können sich ja an einen andern Single Malt halten. Es gibt Dutzende von Marken in Schottland. Der Diageo-Gruppe steht es frei, mit ihren Brennereien zu machen, was sie will. Hauptsache ist, dass korrekt informiert wird, was beim Cardhu der Fall war. Das letzte Wort hat der Markt", stellt Dällenbach weiter fest.

Reine Polemik

"Der so genannte Cardhu-Fall ist reine Polemik", versichert Jean-Pierre Comte, Grossmeister für die Schweiz des Ordens der Brüderschaft der Taste-Whisky.

"Die meisten Whisky-Sorten sind Verschnitte aus verschiedenen Fässern und Brennhäfen bei den Single Malts, aus verschiedenen Brennereien bei den Pure Malts, aus Malt-Whiskys und Korn-Whiskys bei den Blended. Die Unternehmen sind zu Verschnitten gezwungen, um den Geschmack der Konsumenten zu treffen", versichert der Whisky-Spezialist.

"Wir dürfen dabei auch nicht vergessen, dass 90 bis 95 Prozent der Käufer kaum auf die Etikette achten. Ich glaube auch, dass eine Mehrheit gar nicht weiss, was eigentlich Single Malt ist. Diageo hat den Mut gehabt, klar zu informieren, was in der Industrie und im Handel nicht immer der Fall ist", erklärte Comte weiter.

(Yves Duc/sda)

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