Wir haben im Kabale Backpackers gearbeitet. Ein Hostel im westugandischen Städtchen Kabale, wo man eigentlich nur übernachtet, wenn man so spät dort ankommt, dass es zeitlich nicht mehr reicht, am selben Tag zum Lake Bunyonyi weiterzureisen. Der Lake Bunyonyi gilt manch einem - ganz zu Recht - als der schönste See der Welt.
Die Idee hinter unserem Arbeitsauftrag war trotzdem und gerade deshalb, dass wir als westliche Reiseerfahrene dem lokalen Hostelpersonal beibringen würden, was westliche Reisende für Ansprüche an ein Backpackers stellen. Kabale sollte seine Touristen länger binden können. Mein Eindruck: Es lohnt sich, ein Weilchen zu verweilen und den einen oder anderen der drei lokalen Klubs zu besuchen. Die Garden Lounge im Kabale Backpackers, die wir geplant und mit ortsansässigen Schreinern gebaut haben, ist natürlich auch einen Besuch wert.
Lange Rede, kurzer Sinn: An einem Abend sassen wir mit unseren Local-Kabale-Jungs in einer Bar, und ein Moderator des Hope-Radio - ich habe seinen Namen leider vergessen - erzählte uns die Geschichte vom Heiratsprozedere bei einem Stamm im nordwestlichen Uganda.
Das geht so: Ein Mann lauert der Frau auf, die er ehelichen will. Wenn sie mutterseelenalleine daherspaziert kommt, springt er sie an, ringt sie zu Boden und besteigt sie. Vergewaltigung. Die Frau, gerade eben noch Jungfrau gewesen (gemäss Tradition), geht nach Hause und erzählt ihrer Familie von ihrer Besteigung. Diese schickt den stärksten Speerwerfer der Familie zur Familie des Besteigers, wo er sein windschnittiges Jagdgerät über deren Kuhherde wirft. Alle Kühe der Besteigerfamilie, die er überwerfen kann, bilden den Brautpreis für die bestiegene Frau. In Schwarzafrika ist es nämlich verbreitet, dass der Mann einen Brautpreis für die Frau bezahlt.
Aus unseren westlichen Augen und Ohren beobachtet, klingt dieses Prozedere natürlich sehr furchtbar. Ein Mann vergewaltigt die Frau, die er heiraten will, und sie kann sich nicht widersetzen. Jetzt wurde uns aber erklärt, dass bei besagtem Stamm die Frauen jegliche körperliche Arbeit verrichten, unter anderem die Häuser bauen, und deshalb sehr kräftig seien. Deshalb sei es Männern grundsätzlich praktisch unmöglich, Frauen zu Boden zu ringen und zu besteigen, die das nicht wollten. Ein Mann kann eine Frau also nur vergewaltigen und dadurch zu seiner Frau machen, wenn sie in ihn verliebt ist.
Das heisst, verehrte Leserin, verehrter Leser, dass dieses Heiratsprozedere eigentlich und bei Lichte betrachtet ein sehr romantisches ist. Und weil uns diese Geschichte so gefallen hat, haben wir sie in ein Lied gesteckt. Die Protagonisten tragen Namen von Uganderinnen und Ugandern, die uns dort ans Herz gewachsen sind. Okot ist beispielsweise ein Rapper, eigentliche Tanzanier, heuer in Uganda als Radiomoderator und MC tätig. Monday, der Titelgeber, der damalige Rezeptionist in unserem Hostel. Zum Schluss: Merkt euch: Bei uns gelten andere Sitten.
* Der Autor und Musiker Frédéric Zwicker hat mit seiner Band Knuts Koffer ein verrücktes viertes Album aufgenommen. Bevor die Doppel-Vinyl mit dem Titel «ii» am 20. November erscheint, erzählt er hier etwas über die neuen Lieder. Und: Filmemacher Lars Badertscher hat die Titel in Kurzfilmen umgesetzt.
(Frédéric Zwicker*/news.ch)