Trotz vorsaisonaler Versteckspiele und Geheimniskrämereien
Vettel strebt den Titel-Hattrick an
publiziert: Dienstag, 13. Mrz 2012 / 18:16 Uhr
Sebastian Vettel verfügt auch in dieser Saison über ein sehr gutes Auto.
Nach der souveränen Titelverteidigung nimmt Sebastian Vettel auch die am Wochenende beginnende 63. Formel-1-Saison als Favorit in Angriff. Die besten Aussichten, den Deutschen um den dritten WM-Triumph in Folge zu bringen, haben die Fahrer von McLaren-Mercedes.
Würde man den letzten Testtag vor dem Saisonstart für bare Münze nehmen, stünde Sebastian Vettel ein äusserst schwieriges WM-Jahr bevor. Nach einem Ausritt neben die Strecke, einem beschädigten Frontflügel und dem dritten Getriebeschaden während den Wintertests schien der Weltmeister in der Zeitentabelle in Montmeló als Letzter auf. Da vorsaisonale Versteckspiele und Geheimniskrämereien in der Formel 1 aber von Jahr zu Jahr irrer werden, lassen sich für Aussenstehende aus Testfahrten in der Regel noch weitaus weniger Rückschlüsse ziehen als aus Fussball-Testspielen gegen viertklassige Gegner oder Trainingseinheiten vor Weltcup-Abfahrten.
Gewiss, Vettel geht nicht völlig sorgenfrei in die neue Saison, gleichwohl aber als Favorit. Der im Kanton Thurgau wohnhafte Hesse ist gar nicht erst bemüht, Understatement zu betreiben. Er weiss, dass die Titelvergabe nur über ihn läuft. Gegenüber der Zeitung «Welt am Sonntag» äusserte sich der 24-Jährige denn auch dahin gehend, dass er der logische Favorit für dieses Jahr sei. Gelingt ihm erneut die erfolgreiche Titelverteidigung, wäre er der jüngste dreifache Formel-1-Champion und nach dem Argentinier Juan Manuel Fangio und seinem Jugendidol Michael Schumacher erst der dritte Fahrer, der dreimal de suite die WM gewinnt. «Es wäre nicht natürlich zu sagen, man will schlechter werden», so Vettel.
Die meisten Experten sind sich einig, dass kein anderes Auto über eine derart gute Mischung aus Reifenschonen und Speed verfügt wie der neueste Wurf von Red Bulls «Design-Guru» Adrian Newey. Die Konkurrenz ist sich bewusst, dass der britisch-österreichische Rennstall seine Karten noch längst nicht aufgedeckt hat. Vor Jahresfrist hatten die «roten Bullen» an keinem Testtag eine Bestzeit aufgestellt. Wenig später fuhr Vettel im ersten Qualifying in Melbourne in einer anderen Liga und nahm der Konkurrenz beinahe acht Zehntelsekunden ab.
McLaren näher an Red Bull dran
Zu einem Monolog Vettels wie im Vorjahr dürfte die WM heuer gleichwohl nicht werden. Allen voran McLaren hat gegenüber Red Bull aufgeholt. Für Helmut Marko, den erfahrenen Motorsportberater des Weltmeister-Rennstalls, ist das Team um Jenson Button und Lewis Hamilton «nicht weit weg». Am meisten zupass kommt der Konkurrenz von Red Bull der auf diese Saison hin verbotene «angeblasene Diffusor». Jenes System, das für einen höheren Anpressdruck sorgt, galt mit als Grund für die Überlegenheit Red Bulls in der vergangenen Saison. Die übrigen Topteams versuchten bis zuletzt vergeblich, den aerodynamischen Kunstgriff von Red Bull erfolgreich zu kopieren. Beide McLaren-Fahrer gehen mit viel Zuversicht in die neue Saison. Die Vorbereitungen liefen nach Plan, die Zuverlässigkeit des Autos stimmt. Diese Saison gebe es keine Entschuldigungen, so Button. Der letztjährige WM-Zweite ist vom Ende der Red-Bull-Dominanz überzeugt.
Alles andere als optimistische Töne lassen die Verantwortlichen bei Ferrari verlauten. Die gefahrenen Zeiten bei Rennsimulationen liessen beim traditionsreichsten Rennstall die Alarmglocken schrillen. Probleme scheint Ferrari, das seit 2007 auf einen WM-Titel wartet und 2011 nur einen Grand Prix gewonnen hat, vor allem mit dem Umgang der Reifen zu haben. Technikdirektor Pat Fry geht derzeit jedenfalls nicht davon aus, dass Ferrari beim Saisonauftakt in Melbourne um die Podestplätze mitfahren kann. Und der unangefochtene Teamleader Fernando Alonso räumte zuletzt ein: «Das neue Auto hat Eigenschaften, die wir nur schwer begreifen. Wir sind nicht dort, wo wir sein wollen.»
Ferrari die Rolle als Nummer 3 streitig machen will vor allem Mercedes. Für das Werkteam, das in der vergangenen Saison ohne Podestplatz geblieben ist, ist nach zwei vierten Plätzen in der Konstrukteuren-Wertung eine Verbesserung Pflicht. Der neue Silberpfeil von Michael Schumacher und Nico Rosberg soll dem Vernehmen nach zuverlässiger und reifenschonender sein als das Vorjahresmodell. Um die Lücke zur Spitze zu verringern, heuerte Teamchef Ross Brawn mit Aldo Costa (ex Ferrari) und Geoff Willis zwei renommierte Konstrukteure an.
Erstmals sechs Weltmeister
Keinesfalls ausser Acht gelassen werden sollte Lotus-Renault, das zumindest bei den letzten Testfahrten einen starken Eindruck hinterlassen hat und wie die vier Topteams des vergangenen Jahres auf die Fahrkünste eines Weltmeisters zählen kann. Mit der Verpflichtung von Kimi Räikkönen landete der in Enstone (Gb) beheimatete Rennstall einen veritablen Transfercoup. Nach zwei wenig befriedigenden Jahren in der Rallye-WM brennt der 32-jährige Finne auf sein Comeback in der Formel 1, deren Fahrerfeld heuer erstmals in der 63-jährigen Historie sechs Weltmeister umfasst. Mit Schumacher (1994/95, 2000 bis 2004), Alonso (2005 und 2006), Räikkönen (2007), Hamilton (2008), Button (2009) und Vettel (2010 und 2011) sind alle Champions des neuen Jahrtausends am Start. An Attraktivität und Spektakel wird es der Königsklasse des Motorsports auch in diesem Jahr keineswegs mangeln.
Gewiss, Vettel geht nicht völlig sorgenfrei in die neue Saison, gleichwohl aber als Favorit. Der im Kanton Thurgau wohnhafte Hesse ist gar nicht erst bemüht, Understatement zu betreiben. Er weiss, dass die Titelvergabe nur über ihn läuft. Gegenüber der Zeitung «Welt am Sonntag» äusserte sich der 24-Jährige denn auch dahin gehend, dass er der logische Favorit für dieses Jahr sei. Gelingt ihm erneut die erfolgreiche Titelverteidigung, wäre er der jüngste dreifache Formel-1-Champion und nach dem Argentinier Juan Manuel Fangio und seinem Jugendidol Michael Schumacher erst der dritte Fahrer, der dreimal de suite die WM gewinnt. «Es wäre nicht natürlich zu sagen, man will schlechter werden», so Vettel.
Die meisten Experten sind sich einig, dass kein anderes Auto über eine derart gute Mischung aus Reifenschonen und Speed verfügt wie der neueste Wurf von Red Bulls «Design-Guru» Adrian Newey. Die Konkurrenz ist sich bewusst, dass der britisch-österreichische Rennstall seine Karten noch längst nicht aufgedeckt hat. Vor Jahresfrist hatten die «roten Bullen» an keinem Testtag eine Bestzeit aufgestellt. Wenig später fuhr Vettel im ersten Qualifying in Melbourne in einer anderen Liga und nahm der Konkurrenz beinahe acht Zehntelsekunden ab.
McLaren näher an Red Bull dran
Zu einem Monolog Vettels wie im Vorjahr dürfte die WM heuer gleichwohl nicht werden. Allen voran McLaren hat gegenüber Red Bull aufgeholt. Für Helmut Marko, den erfahrenen Motorsportberater des Weltmeister-Rennstalls, ist das Team um Jenson Button und Lewis Hamilton «nicht weit weg». Am meisten zupass kommt der Konkurrenz von Red Bull der auf diese Saison hin verbotene «angeblasene Diffusor». Jenes System, das für einen höheren Anpressdruck sorgt, galt mit als Grund für die Überlegenheit Red Bulls in der vergangenen Saison. Die übrigen Topteams versuchten bis zuletzt vergeblich, den aerodynamischen Kunstgriff von Red Bull erfolgreich zu kopieren. Beide McLaren-Fahrer gehen mit viel Zuversicht in die neue Saison. Die Vorbereitungen liefen nach Plan, die Zuverlässigkeit des Autos stimmt. Diese Saison gebe es keine Entschuldigungen, so Button. Der letztjährige WM-Zweite ist vom Ende der Red-Bull-Dominanz überzeugt.
Alles andere als optimistische Töne lassen die Verantwortlichen bei Ferrari verlauten. Die gefahrenen Zeiten bei Rennsimulationen liessen beim traditionsreichsten Rennstall die Alarmglocken schrillen. Probleme scheint Ferrari, das seit 2007 auf einen WM-Titel wartet und 2011 nur einen Grand Prix gewonnen hat, vor allem mit dem Umgang der Reifen zu haben. Technikdirektor Pat Fry geht derzeit jedenfalls nicht davon aus, dass Ferrari beim Saisonauftakt in Melbourne um die Podestplätze mitfahren kann. Und der unangefochtene Teamleader Fernando Alonso räumte zuletzt ein: «Das neue Auto hat Eigenschaften, die wir nur schwer begreifen. Wir sind nicht dort, wo wir sein wollen.»
Ferrari die Rolle als Nummer 3 streitig machen will vor allem Mercedes. Für das Werkteam, das in der vergangenen Saison ohne Podestplatz geblieben ist, ist nach zwei vierten Plätzen in der Konstrukteuren-Wertung eine Verbesserung Pflicht. Der neue Silberpfeil von Michael Schumacher und Nico Rosberg soll dem Vernehmen nach zuverlässiger und reifenschonender sein als das Vorjahresmodell. Um die Lücke zur Spitze zu verringern, heuerte Teamchef Ross Brawn mit Aldo Costa (ex Ferrari) und Geoff Willis zwei renommierte Konstrukteure an.
Erstmals sechs Weltmeister
Keinesfalls ausser Acht gelassen werden sollte Lotus-Renault, das zumindest bei den letzten Testfahrten einen starken Eindruck hinterlassen hat und wie die vier Topteams des vergangenen Jahres auf die Fahrkünste eines Weltmeisters zählen kann. Mit der Verpflichtung von Kimi Räikkönen landete der in Enstone (Gb) beheimatete Rennstall einen veritablen Transfercoup. Nach zwei wenig befriedigenden Jahren in der Rallye-WM brennt der 32-jährige Finne auf sein Comeback in der Formel 1, deren Fahrerfeld heuer erstmals in der 63-jährigen Historie sechs Weltmeister umfasst. Mit Schumacher (1994/95, 2000 bis 2004), Alonso (2005 und 2006), Räikkönen (2007), Hamilton (2008), Button (2009) und Vettel (2010 und 2011) sind alle Champions des neuen Jahrtausends am Start. An Attraktivität und Spektakel wird es der Königsklasse des Motorsports auch in diesem Jahr keineswegs mangeln.
(fest/Si)
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