Tierquälerische Herstellung

30'000 Unterschriften für Importverbot von Pelz

publiziert: Dienstag, 6. Okt 2015 / 12:43 Uhr
Pelzprodukte soll in der Schweiz verboten werden.
Pelzprodukte soll in der Schweiz verboten werden.

Zürich - Der Import von tierquälerisch hergestellten Pelzprodukten soll in der Schweiz verboten werden. Das fordert eine Petition der Tierpartei Schweiz (TPS) und weiterer Tierschutzorganisationen. 28'870 Personen haben sich mit ihrer Unterschrift hinter das Anliegen gestellt.

1 Meldung im Zusammenhang
Die Petition wurde am Dienstag in Bern zuhanden des Bundesrates und des Parlamentes übergeben. Gefordert wird ein Importverbot für Pelzprodukte, «die von tierquälerisch gehaltenen, gefangenen oder getöteten Tieren stammen». Unterstützt wird das TPS-Anliegen von der Stiftung Pro Tier, dem Zürcher Tierschutz und der Stiftung für das Tier im Recht.

Seit März 2013 müssen in der Schweiz bei Pelzprodukten die Tierart, die Herkunft sowie die Gewinnungsart deklariert werden. Nach zwei Jahren zeigten sich jedoch «erhebliche Vollzugsprobleme», sagte die Aargauer Ständerätin Pascale Bruderer (SP) vor den Medien in Zürich. Häufig würden auch kritische Konsumenten nicht oder nicht korrekt informiert.

Deklarationspflicht hat Ziel verfehlt

Bruderer hatte bereits 2009 als Nationalrätin ein Importverbot für tierquälerisch hergestellte Pelzprodukte gefordert. Im Dezember des vergangenen Jahres doppelte sie im Ständerat mit einem weiteren Postulat nach, mit dem Ziel, die Einfuhr und den Verkauf von tierquälerisch erzeugten Pelzprodukten zu verhindern.

Der Bericht des Bundesrates sei bis 2017 zu erwarten, sagte Bruderer. Bis dahin sei es wichtig, dass Druck auf die Politik ausgeübt werde. Es könne nicht sein, dass die Schweiz ein strenges Tierschutzgesetz habe, das mit dem Import von Pelzprodukten aus tierquälerischer Haltung unterlaufen werde.

Laut Nadja Brodmann vom Zürcher Tierschutz wurden allein im vergangenen Jahr 400 Tonnen Pelz etwa aus Skandinavien, Polen und China eingeführt. Praktisch sämtliche Produkte stammten entweder aus problematischer Jagd, tierquälerischen Zuchten oder aus grausamem Fallenfang.

Die Deklarationspflicht sollte all dies offen legen. Das Ziel sei jedoch verfehlt worden, kritisierte Brodmann. Mangelhafte und fehlende Angaben sowie Begriffe, die mehr Verwirrung als Klarheit schafften, verhinderten Transparenz und hielten die Kundeschaft nicht vom Kauf tierquälerischer Pelzprodukte ab.

Bei 50 von 54 Ladenbesuchen bei PKZ, Jelmoli und Globus stellte der Zürcher Tierschutz teils grobe Deklarationsfehler fest. Rund 15 Prozent der Pelzprodukte seien mangelhaft oder gar nicht deklariert. Die drei Modehäuser förderten den Pelzboom und machten sich mitschuldig an einem der gravierendsten Tierschutzdefizite.

Zu wenig Bewusstsein bei Jüngeren

Ein erster Schritt, die Qual der Pelztiere zu beenden, sei der Verzicht des Einzelnen auf Kleidung sowie Accessoires mit Pelz, stellte Nathalie Dubois, Geschäftsführerin und Pro Tier, fest. In letzter Konsequenz helfe aber nur ein striktes Importverbot.

Gerade jüngere Generationen, insbesondere die unter 30-Jährigen, seien sich oftmals nicht bewusst, welch immense Tierquälerei hinter jedem Stückchen Pelz stecke. Und die Pelzindustrie habe sich einige Tricks einfallen lassen, um Pelz wieder als Trend zu etablieren. Dass Pelz mittlerweile auch an Billigkleidern zu finden ist, sei vielen Trägerinnen und Trägern nicht bewusst.

Auch für Thomas Märki, Präsident der Tierpartei Schweiz, kann nur ein Importverbot die Lösung sein. Die grausame Tötung von Pelztieren könne nicht hingenommen werden. Märki sprach von KZ-ähnlichen Verhältnissen auf Pelztierfarmen. Oft würden die Tiere noch bei Bewusstsein gehäutet.

Schweiz könnte ruhig mutiger werden

Laut Nils Stohner von der Stiftung für das Tier im Recht (TIR) gibt es in der Schweiz bereits ein Import- und Handelsverbot für Hunde- oder Katzenfelle. Dieses Verbot sei von der Welthandelsorganisation (WTO) akzeptiert worden. Das zeige, dass die Schweiz ruhig mutiger werden und das Importverbot ausdehnen könne.

Die Stiftung TIR hatte bereits 2009 in einem Rechtsgutachten nachgewiesen, dass ein Importverbot für tierquälerisch hergestellte Pelzprodukte möglich wäre, ohne internationale Abmachungen zu verletzten. Ein neues Gutachten soll nun dem zuständigen Bundesamt als Hilfe bei der Auslotung möglicher Alternativen und der Ausarbeitung konkreter Lösungen dienen.

 

(nir/sda)

Lesen Sie hier mehr zum Thema
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Der sgv spricht sich für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine moderate Erhöhung des Rentenalters sowie eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuersätze beinhaltet.
Der sgv spricht sich für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine ...
Verbände Schon früh hat der sgv vor den finanziellen Folgen einer 13. AHV-Rente gewarnt. Die Finanzierungsvorschläge des Bundesrates, die eine Anhebung der Lohnprozente vorsahen, werden vom Verband als inakzeptabel bezeichnet. Der sgv spricht sich stattdessen für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine moderate Erhöhung des Rentenalters sowie eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuersätze beinhaltet. mehr lesen  
Reaktionär  Bern - Gegen die geplante Stiefkindadoption für ... mehr lesen   3
Reaktionäre Kräfte schliessen sich für das Referendum zusammen, mit dabei auch EDU-Präsident Hans Moser.
Ständerat und kleine Kammer kommen zu keinem gemeinsamen Nenner.
Unternehmenssteuerreform  Bern - Zu Beginn der Sommersession am Montagnachmittag beugt sich der Ständerat zum zweiten Mal über die Unternehmenssteuerreform III. Von einer Einigung sind die Räte ... mehr lesen  
Gotthard 2016  Altdorf - Die Alpen-Initiative fordert den Bundesrat auf, mit der Verlagerung der Gütertransporte von der Strasse auf die Schiene vorwärts zu machen. Die Mitglieder ... mehr lesen
Der Bundesrat müsse dafür sorgen, dass sich der Tunnel bezahlt mache.
Titel Forum Teaser
  • melabela aus littau 1
    es geht nicht nur um homosexuelle ich bin eine frau und verheiratet mit einem mann. leider betrifft es ... So, 14.08.16 13:18
  • Pacino aus Brittnau 731
    Kirchliche Kreise . . . . . . hatten schon immer ein "spezielles" Verhältnis zu ... Do, 09.06.16 08:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • Pacino aus Brittnau 731
    Demokratie quo vadis? Wenn die Demokratie den Stacheldraht in Osteuropa-, einen Wahlsieg von ... Mo, 06.06.16 07:55
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Es... muss darum gehen, die Kompetenz der Kleinbauern zu stärken. Das sorgt ... Do, 02.06.16 13:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Kindeswohl egal! Es geht doch vor allem um die eigenen Kinder der Betroffenen. Die ... Do, 02.06.16 08:10
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Verlust der Solidarität: Verlust der Demokratie! Vollständig und widerspruchsfrei beantworten lässt sich das wohl nicht. ... Mi, 01.06.16 00:18
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Unterstützung "Deshalb sind für die Sozialhilfe 267 Millionen Franken mehr und für ... Di, 31.05.16 10:38
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Di Mi
Zürich 5°C 21°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig sonnig freundlich
Basel 9°C 20°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig sonnig wolkig, aber kaum Regen
St. Gallen 6°C 19°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig sonnig freundlich
Bern 7°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
Luzern 5°C 20°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
Genf 9°C 18°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
Lugano 8°C 21°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten