Bode Miller - Rekorde in allen Variationen
So schillernd wie seine Person, so variantenreich sind auch die Rekordmarken, die Bode Miller auf dem Weg zum Weltcup-Gesamtsieg setzte. Es gibt kaum eine Statistik, in der er nicht vertreten ist -- positiv wie negativ.
Wenn noch der Sturz bei der WM dazugezählt wird, hat Bode Miller in dieser Disziplin eine Ausfallquote von 80 Prozent. Aber sie war schon höher: In seinen ersten 32 Weltcuprennen erreichte Miller das Ziel 30 Mal nicht. Das ergibt eine Quote von 93,75 Prozent -- tröstlich für alle "normalsterblichen" Skifahrer. Dafür steigerte er sich in den Speed-Disziplinen nach seinem Skiwechsel um fast 735 Prozent, von 148 auf 1088 Punkte.
Kein Novum dagegen stellt Millers Ein-Bein-Show in der Kombi-Abfahrt von Bormio dar. Peter Müller fuhr 1982 in Madonna di Campiglio im zweiten Weltcup-Super-G der Skigeschichte die letzten sieben Tore am Miramonti-Slalomhang ebenfalls mit nur einem Ski und belegte noch den 17. Platz. Andere Dinge macht Bode Miller aber keiner so schnell vor oder nach.
Die Duftmarken der Saison 2004/05
GRAND SLAM MÄNNER. In nur 16 Tagen schaffte Bode Miller den Weltcup-Grand-Slam mit Siegen in allen vier Disziplinen. Das gelang bei den Männern bisher überhaupt erst drei Athleten (Pirmin Zurbriggen, Kjetil Andre Aamodt und Günther Mader) während einer ganzen Karriere sowie Marc Girardelli als einzigem innerhalb einer Saison (1988/89 in 72 Tagen).
HATTRICK. Ähnliches hatte in der Urzeit des Weltcups Jean-Claude Killy geschafft. Der Franzose gewann 1967, als es noch keinen Super-G gab, innerhalb einer Woche Abfahrt, Slalom und Riesenslalom. Das gelang ihm ausgerechnet in Franconia in New Hampshire, Bode Millers Heimatort. Miller wurde dort 10 Jahre später geboren.
GRAND SLAM FRAUEN. Der "Bode Miller der Frauen" war Petra Kronberger, der im Dezember 1990 ein ähnliches Husarenstück glückte. Sie gewann in 21 Tagen Slalom, Riesensalom, Abfahrt und Super-G (und als Zugabe noch eine Kombination). Pernilla Wiberg brauchte dafür sechs Jahre. Anja Pärson schaffte nun den Grand Slam in vier Monaten. Nachdem sie im letzten Winter mit elf Siegen im Slalom und Riesenslalom Gesamtsiegerin geworden war, verteidigte sie die "grosse Kugel" mit je einem Sieg in jeder Disziplin. In den Speed-Disziplinen siegte sie bei der Olympia-Hauptprobe in San Sicario erstmals.
SERIEN. Cortina müsste in Götschl-City umgetauft werden. Die Österreicherin feierte dort ebenfalls einen Hattrick und gewann auf der Tofana die Weltcuprennen 6 bis 8. Damit hat sie die Bestmarke des Schweden Ingemar Stenmark egalisiert, der in Madonna di Campiglio acht Weltcupsiege feierte. Auf sieben Siege am gleichen Ort brachten es Vreni Schneider und Anja Pärson (beide in Maribor, Pärson sechs in Serie).
OLDTIMER. Auch Cortinas berühmtester Sohn schrieb sich in die Rekordbücher ein. Kristian Ghedina bestritt in Gröden seine 151. Weltcup-Abfahrt und übertraf damit den bisherigen Rekordhalter Peter Wirnsberger, der in seiner Karriere 150 Abfahrten bestritten hatte. Mittlerweile ist Ghedina bei 158 Abfahrten angelangt -- und er fährt weiter.
SENIOR. Kristian Ghedina begnügte sich aber nicht damit, nur der Abfahrer mit den meisten Rennen zu sein. Der Italiener verblüffte in Chamonix mit dem 2. Platz hinter Johann Grugger und ist damit der älteste Fahrer, der jemals in einem Weltcuprennen aufs Podest fuhr. Ghedina war dort 35 Jahre, einen Monat und 18 Tage alt. Er übertraf damit Stephan Eberharter, der dafür ältester Weltcupsieger bleibt. Er gewann letztmals 13 Tage vor seinem 35. Geburtstag.
JUNGSENIOREN. Auch diese Rekordmarke ist Stephan Eberharter nicht mehr sicher. Lasse Kjus, im Januar 34-jährig geworden, zeigte sowohl in Beaver Creek (im Riesenslalom, neun Jahre nach seinem letzten Sieg!) als auch auf der Lenzerheide (in der Abfahrt), dass mit ihm noch zu rechnen ist. Bei den Frauen halten Michaela Dorfmeister und Carole Montillet die Fahne der Seniorinnen hoch. Den beiden fehlten bei ihren Siegen in Santa Caterina und Cortina zwei bzw. drei Monate bis zum 32. Geburtstag. Älteste Allzeit-Siegerin bei den Frauen ist Anita Wachter, die in Are 2000 als 33-Jährige gewann.
JUNIORINNEN. Die jüngste Siegerin in dieser Saison war die Amerikanerin Lindsey Kildow, die in Lake Louise als 20-Jährige die Abfahrt gewann. Die dreifache Saisonsiegerin Tina Maze ist 21 1/2-jährig, dann kommen schon Janica Kostelic und Anja Pärson mit 23 und knapp 24 Jahren.
MITTLERES ALTER. Bei den Männern ist Johann Grugger, der die Abfahrten von Bormio und Chamonix gewann, mit 23 Jahren der jüngste Sieger. Knapp jünger als die "Überflieger" Bode Miller und Benjamin Raich (beide 27-jährig) sind von den Saisonsiegern nur noch Massimiliano Blardone und Mario Matt (bald 26), fast gleich alt ist Stephan Görgl. Die meisten Sieger sind aber immer noch über 30.
SPÄTZÜNDER. Unter den Fahrern, die erstmals gewannen, befinden sich einige Spätzünder. Thomas Grandi (Riesenslaloms Alta Badia und Flachau), Alois Vogl (Lauberhorn-Slalom) und Max Rauffer (Abfahrt Val Gardena) gehen schon auf die 33 zu. Grandi siegte als erster Kanadier überhaupt in einem technischen Wettbewerb, Vogl als erster Deutscher in einem Slalom seit Peter Roth 1990. Auch in der Abfahrt musste Ski-Weltmeister Deutschland 13 Jahre auf einen Nachfolger von Markus Wasmeier warten.
SPÄTZÜNDERINNEN. Maria Jose Rienda Contreras, die als erste Spanierin seit Blanca Fernadez Ochoa im Jahr 1991 wieder ein Weltcuprennen gewann, wird im Juni 30-jährig. Auch Ingrid Jacquemod war bei ihrer Sieg-Premiere in Santa Caterina (Abfahrt) schon 27 1/2-jährig, Sarah Schleper, die auf der Lenzerheide erstmals gewann, ist 26-jährig -- das Kontrastprogramm zu Lindsey Kildow (20).
EWIGE BESTENLISTE. Hermann Maier feierte in Kvitfjell seinen 50. Weltcupsieg und schloss in der ewigen Bestenliste zu Alberto Tomba auf. Maier rechnet allerdings 50+1, da er den wegen Disqualifikation (Rote Linie!) entgangenen Sieg von Val d´Isère 1998 mitzählt. Mehr Erfolge weist nur Ingemar Stenmark (86) auf. Bei den Frauen rückte Renate Götschl mit 37 Siegen hinter Annemarie Moser (62) und Vreni Schneider (55) an die dritte Stelle vor.
SCHWERARBEITER. Auch in der Kategorie Schwerarbeiter ist Bode Miller die Nummer 1. Er bestritt als einziger sämtliche 36 Weltcuprennen. Ihm am nächsten kamen Benjamin Raich und Aksel Lund Svindal mit 32 Rennen. Raich klassierte sich stets in den Punkterängen. Sein letzter Ausfall datiert von Ende Februar 2004 in Kranjska Gora. Bei den Frauen zogen Anja Pärson und Janica Kostelic das volle Programm von 33 Rennen durch.
GRÖSSTER VORSPRUNG. Nur die Nummer 2 und 3 ist Bode Miller im Klassement der Sieger mit dem grössten Vorsprung. Im Riesenslalom von Sölden siegte er 1,17 Sekunden vor Massimiliano Blardone, im Slalom von Sestriere 1,27 vor Silvan Zurbriggen. Noch deutlicher gewann indessen Giorgio Rocca im Slalom von Chamonix (1,33 vor Raich). Bei den Frauen gewannen Tina Maze, Janica Kostelic und Tanja Poutiainen mit mehr als einer Sekunde Vorsprung.
KNAPPSTER VORSPRUNG. Vorne dabei ist Miller auch in der Wertung mit dem knappsten Ausgang. Ex-aequo mit seinem Kumpel Daron Rahlves teilte er sich auf der Lenzerheide den Super-G-Sieg. In Garmisch gewann Christoph Gruber den Super-G von Garmisch eine Hundertstelsekunde vor Didier Défago.
KOMPENSATION. Mit 0,12 und 0,04 Sekunden Vorsprung gewann Manfred Pranger die Slaloms von Kitzbühel und Schladming. Das war die verdiente Kompensation für viel Pech. Viermal hatte er vorher als Leader nach dem 1. Durchgang seine Chance vergeben. Zweimal schied er aus, zweimal schaffte er wenigstens einen Podestplatz, ehe er erstmals gewann.
GROSSE SPRÜNGE. Den grössten Sprung nach vorn tat die Slowenin Tina Maze, die im Super-G von Altenmarkt mit der Nummer 64 Dritte wurde. Auch die Exploits von Andre Myhrer (5. mit Nummer 56 im Slalom von Beaver Creek) und Marc Berthod (7. mit Nr. 58 im Riesenslalom Adelboden) durften sich sehen lassen.
AUFSTEIGER. Andre Myhrer ist zusammen mit dem Österreicher Mario Scheiber (beide 22) auch der Aufsteiger des Jahres. Nach dem 5. Platz in Beaver Creek steigerte er sich noch und stand in Schladming und Kranjska Gora auf dem Podest, im erst 12. und 13. Weltcuprennen seiner Karriere. Noch schneller gings bei Scheiber. Dank dem Junioren-Weltmeistertitel feierte er sein Weltcup-Debüt schon in Lillehammer 2003, seinen effektiven Einstand gab er aber erst in diesem Winter -- und schaffte bereits in seinem 4. Rennen einen Podestplatz (3. im Super-G Beaver Creek). In Kvitfjell (2. in der Abfahrt) doppelte er nach.
(von Richard Hegglin/Si)
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