Sozialdemokraten in der publikativen Gewalt untervertreten

SP gewinnt im Schlussspurt vor Wahlen an medialer Beachtung

publiziert: Sonntag, 11. Okt 2015 / 14:20 Uhr
Die SP erhielt seit Januar 2015 etwas über 15 Prozent der medialen Aufmerksamkeit.
Die SP erhielt seit Januar 2015 etwas über 15 Prozent der medialen Aufmerksamkeit.

Bern - Die grösste Medienaufmerksamkeit gilt ungebrochen der SVP. Seit Januar thematisiert fast jeder dritte Artikel oder jede dritte Meldung, die eine Partei erwähnt, die SVP. Im September, im Schlussspurt des Wahlkampfes, konnte allerdings die SP etwas zulegen.

4 Meldungen im Zusammenhang
Sie gewann knapp einen Prozentpunkt an medialer Beachtung hinzu, wie dem zweiten Reputationsmonitor Politik des Forschungsinstituts Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) zu entnehmen ist, der am Sonntag publiziert wurde. Darin wird die Berichterstattung über die Parteien unter der Bundeshauskuppel analysiert.

Das fög erklärt die jüngste Entwicklung im September mit einer stärkeren Beteiligung der SP an der Migrationsdebatte und nennt als Beispiel etwa Franz Hohlers Flüchtlingsmanifest. Ein weiterer Grund ist auch die verstärkte Thematisierung der Sozialversicherungswerke, wie es in der Auswertung heisst.

Trotz dem temporären Zugewinn an medialer Beachtung ist die SP gemäss Reputationsmonitor gemessen an ihrem Wähleranteil in der nationalen Berichterstattung nach wie vor untervertreten. Während ihr Wähleranteil 2011 fast 19 Prozent betrug, erhielt sie seit Januar 2015 etwas über 15 Prozent der medialen Aufmerksamkeit.

Die SVP hingegen wurde im laufenden Jahr doppelt so häufig, konkret in fast jedem dritten Beitrag, erwähnt, obwohl ihr Wähleranteil bei den letzten Wahlen 2011 darunter lag. Gleiches gilt für die FDP, die in jeder fünften der analysierten Meldungen erwähnt wurde und ebenfalls einen tieferen Wähleranteil verzeichnete.

Soziales und Migration im Fokus

Thematisch haben im vergangenen Monat Artikel über Sozialpolitik und Migration um 2,1 beziehungsweise 2,9 Prozentpunkte zugelegt. Mit ein Grund für die vermehrte Berichterstattung dürfte die Herbstession der eidgenössischen Räte gewesen sein, da je eine Asyl- und eine AHV-Debatte stattfand. Hinzu kamen die Flüchtlingsströme in Europa.

Der aktuelle Reputationsmonitor kommt zum Schluss, dass diese Felder im September «prominent von der SVP und der SP bewirtschaftet» worden sind. Das fög schliesst daraus, dass die Berichterstattung «sich auf den Wahltag hin also auch in Bezug auf Politikinhalte zu einem Konflikt zwischen den grossen Polparteien unter partiellem Einbezug der FDP zuzuspitzen scheint».

Während seit Anfang Jahr die Sozialpolitik 16,6 Prozent aller analysierten Meldungen füllte, thematisierten total 18,2 Prozent der Berichte das Thema Migration. Themenführerschaft beim Sozialen hat seit Anfang Jahr die CVP, die in 35,9 Prozent der Meldungen Beachtung erhält. Gemäss Reputationsmonitor ist dies jedoch auf die Berichterstattung über die Familieninitiative Anfang Jahr zurückzuführen.

Beim Thema Migration erhielt die SVP bisher über 60 Prozent der Medienaufmerksamkeit. Die zeitweise in der Öffentlichkeit geäusserte Solidarität gegenüber den Flüchtlingen sei in letzter Zeit «teilweise wieder einer kritischeren Betrachtung gewichen».

Bundesratsparteien dominieren

Da die Themen Finanzen und Wirtschaft weniger Aufmerksamkeit generieren, «scheint die FDP mit ihren Kernanliegen in der heissen Phase des Wahlkampfs nicht mehr in gleichem Masse durchzudringen wie zuvor». Beachtenswert ist für die Forschenden des fög die Ausklammerung der Aussenpolitik. Das Thema Europapolitik und Bilaterale «bleibt tabuisiert».

Auch Umweltthemen haben im Wahlkampf offenbar einen schweren Stand - und damit die Grünen und die GLP. Gemäss Monitor kann die BDP in keinem Politikfeld einen «substanziellen Anteil der medialen Aufmerksamkeit monopolisieren». Am meisten Beachtung finde sie in der Finanzpolitik.

Der Reputationsmonitor analysiert Artikel und Meldungen ausgewählter grosser Zeitungen und Nachrichtensendungen. Für die aktuelle Auswertung wurden 3904 Medienbeiträge mit 5547 Parteinennungen codiert. Berücksichtigt wurde die Berichterstattung von «Blick», «Le Matin», «Le Temps», «Neue Zürcher Zeitung», «Tages-Anzeiger», und «20 Minuten».

Neu wurden auch vier Nachrichtensendungen von SRF aufgenommen und rückwirkend erfasst. Deshalb können die aktuellen Zahlen nicht direkt mit denjenigen der ersten Ausgabe des Reputationsmonitors Politik vom September verglichen werden.

(asu/sda)

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Fög und andere Geldverschwendung
"Sozialdemokraten in der publikativen Gewalt untervertreten"

Oh, eine ganz neutrale Depesche der SDA!!!

Was heisst in diesem Zusammenhang "untervertreten"?

"Seit Januar thematisiert fast jeder dritte Artikel oder jede dritte Meldung, die eine Partei erwähnt, die SVP"

Ja, wahnsinnig, gälled, SDA. Ist es einem von Euch schon mal in den Sinn gekommen, dass die SVP auch knapp einen Drittel Wähleranteil hat?

Wenn die SP also mal nicht die Titelseiten dominiert und aus jeder Spalte irgendein "Lieber" oder eine "Anständige" quakt, dann ist das für die neutrale Depeschenagentur schon eine "Untervertretung".

Das erinnert mich gleich wieder an die Kolumne von P. Etschmayer.....


Lassen Sie mich doch mal ein, zwei Monate den Tagi übernehmen. Danach weiss die SP, was kritisches Hinterfragen ist. Sie kann sich nämlich fast jeden Fehltritt leisten, weil sie auf das Wohlwollen diverser Verlage und Redaktionen zählen kann. Ich würde sogar behaupten, ohne Medienunterstützung käme die SP auf keine 10% Wähleranteil mehr.

Andere Individuen werden tage- wenn nicht wochenlang durch den Kakao gezogen. Negative Meldungen über SP-Mitglieder verstummen in der Regel schon am Folgetag.


PS: Franz Hohler's Flüchtlingsmanifest? Nie davon gehört. Wenn das also tatsächlich eine Ursache für höhere Medienpräsenz der SP sein sollte, dann liegt das sicher nicht an Hohlers Popularität.

Es hat mal Zeiten gegeben, wo man sich über linke Künstler, Kabarettisten und Schauspieler erfreuen konnte.
Unterdessen ist bei den meisten der Lack ab und auch Franz wird nur noch Hohler.
Wenn die Partei auf politischem Sinkflug ist, steigen die Altkommunisten gerne mal in die Hosen.
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