Irak nach dem Krieg: Opposition schockiert über US-Pläne

publiziert: Montag, 7. Apr 2003 / 19:11 Uhr

Kairo - Die politischen Auseinandersetzungen drohen nach dem Irak-Krieg in ähnlich bitterem Stil weiterzugehen wie die derzeitigen militärischen Operationen. Die Gegner des irakischen Machthabers Saddam Hussein im Exil sind über die US-Wiederaufbaupläne schockiert. Ausgerechnet der ehemalige US-General Jay Garner soll der interimistischen Regierung vorstehen. Garner hat enge Verbindungen zur israelischen Likud.

Jay Garner soll den Wiederaufbau Iraks vorantreiben.
Jay Garner soll den Wiederaufbau Iraks vorantreiben.
Nicht nur die Fernsehbilder von verstümmelten Zivilisten sorgen im Nahen Osten für Entsetzen, sondern auch die Informationen über die Wiederaufbaupläne Iraks nach dem Krieg.

Viele Regimegegner fühlen sich von den Amerikanern verraten, die in Irak nun nach eigenem Bekunden selbst eine "dominierende Rolle" spielen und die Entscheidungsgewalt zumindest in der Anfangszeit weder den Vereinten Nationen noch den irakischen Oppositionsgruppen übertragen wollen.

Eine von amerikanischen Generälen geleitete Militärverwaltung ist für fast alle Iraker ein "rotes Tuch". Diejenigen, die nicht rundweg gegen die Präsenz der Amerikaner im Land sind, wollen sie allenfalls damit betrauen, so lange für Sicherheit zu sorgen, bis die Iraker selbst eine Regierung wählen können.

Dabei wünschen sich die religiösen und ethnischen Minderheiten eher ein auf religiösem Proporz basierendes System, während die schiitische Bevölkerungsmehrheit für das Prinzip "ein Bürger, eine Stimme" eintritt.

Widerstand angekündigt

Der einflussreiche irakische Schiitenführer Ajatollah Mohammed Bakir el Hakim, der nach 23 Jahren im Exil nun so rasch wie möglich in seine Heimat zurückkehren will, ist in seiner Ablehnung der US-Pläne besonders deutlich. Er kündigte bereits Widerstand für den Fall an, dass die Amerikaner die Opposition an den Rand drängten.

"Wir werden die Regierung akzeptieren, wenn sie vom irakischen Volk gewählt ist", sagt El Hakim. Wenn die Regierung aber eine aufgezwungene sei, dann werde sie mit politischen Mitteln bekämpft.

Die jüngsten Berichte über eine möglicherweise bis zu zwei Jahre in Irak operierende US-Militärverwaltung, die den Irakern nur beratende Funktionen zubilligt, übertreffen selbst die schlimmsten Befürchtungen der Opposition.

Nach Informationen der saudischen Zeitung "Al-Watan" soll die US-Regierung einem Konsortium von zwölf Firmen aus Saudi-Arabien, Jordanien, den USA, Ägypten und den Arabischen Emiraten bereits Aufträge mit Wert von 50 Millionen US-Dollar versprochen haben.

Kritik an US-General

Bei arabischen Staaten stösst unterdessen die geplante Rolle des ehemaligen US-Generals Jay Garner als mutmasslicher künftiger Chef einer irakischen Militärregierung auf heftige Kritik. Vor allem wegen seiner Sympathien für israelische Likud-Politiker sei Garner nicht akzeptabel, schrieb Kairoer Tageszeitung "Al-Akhbar".

"Die Auswahl Garners, um Irak zu regieren, hat in vielen Kreisen für eine Menge Erstaunen und Ablehnung gesorgt", heisst es in der Zeitung. Normal wäre es, wenn die Iraker ihre eigenen Angelegenheiten nach einer Übergangszeit unter UNO-Aufsicht selbst in die Hand nehmen würden.

Unklarheit in Opposition

Über das vor rund sechs Wochen im nordirakischen Kurdengebiet von mehreren Oppositionsgruppen gewählte Führungsgremium für die Übergangszeit nach dem Sturz Saddam Husseins verliert die US-Regierung derzeit öffentlich kein Wort.

Auch der Vorsitzende des von Washington finanziell unterstützten Irakischen Nationalkongress (INC), Ahmed Dschalabi, ist nach Einschätzung arabischer Beobachter nicht mehr im Rennen für eine Führungsposition.

(Anne-Beatrice Clasmann/dpa)

 
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