Offensive mit Rückschlägen

publiziert: Donnerstag, 27. Jul 2006 / 09:32 Uhr

Tel Aviv - Im Kampf um die Hisbollah-Hochburg Bint Dschbeil in Südlibanon hat Israel zu früh den Sieg verkündet. Der Feind sei in die Flucht geschlagen, sagte General Gal Hirsch schon einen Tag nach dem Beginn der Offensive.

Der Israelische GeneralGal Hirsch verkündete einen Sieg zu schnell.
Der Israelische GeneralGal Hirsch verkündete einen Sieg zu schnell.
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«Die Hisbollah erkennt die Niederlage und greift deshalb nicht an», erklärte er weiter. Doch schon Stunden später kam es am Mittwoch ganz anders. Nach libanesischen Angaben wurden zwischen 8 und 10 Israelis in schweren Gefechten um die schon als eingenommen bezeichnete Stadt getötet. Mehr als 20 Soldaten wurden verletzt. Von Haus zu Haus, in Hinterhöfen, auf kürzeste Entfernung wurde gekämpft.

Die Hisbollah erweist sich für die in den palästinensischen Gebieten an schnelle Erfolge gewöhnte Armee als schwieriger Feind. Noch vor einer Woche war die Militärführung davon ausgegangen, die vom Iran unterstützte Schiiten-Miliz binnen 14 Tagen weitgehend handlungsunfähig machen zu können.

Hisbollah weiter aktiv

Doch während der Militäroffensive in die dritte Woche ging, feuert die Miliz jeden Tag bis zu 100 Raketen auf den Norden Israels. Der untergetauchte Führer der Hisbollah, Scheich Hassan Nasrallah, droht sogar, die Raketenangriffe noch auf Ziele in Richtung Tel Aviv auszuweiten. Israelischen Militärvertretern erscheint Nasrallah bei seinen Fernsehauftritte zwar inzwischen «bleich» und «müde».

Doch dass er nach dem Abwurf von 23 Tonnen Bomben auf seinen vermuteten Unterschlupf überhaupt noch vor die Kamera treten kann, schmerzt die Militärs.

Israelis verwirrt

Eine grosse Mehrheit der Israelis ist für den Militäreinsatz. Der Verlauf wirft aber viele kritische Fragen auf. «Die Öffentlichkeit versteht die Bodenoffensive nicht so richtig. Sie hat das Gefühl, dass etwas in der Maschinerie nicht richtig läuft», schrieb ein Kommentator schon am Dienstag.

Ein Militärsprecher räumt ein, dass es sehr schwer wird, einen Sieg über die in der libanesischen Bevölkerung tief verwurzelte Schiiten-Miliz zu verkünden. Gleichzeitig gehen die Israelis davon aus, dass die Hisbollah den bisherigen Verlauf der Kämpfe als «Triumph» für die eigene Sache darstellen wird.

«Der Krieg ist festgefahren, und es wird lange dauern, die Ziele zu erreichen. Der Feind ist untergetaucht und weit davon entfernt, sich zu ergeben», schrieb die israelische Tageszeitung «Maariv» am Mittwoch.

«Es klingt seltsam, aber Israel, das immer gegen internationale Mitwirkung in dem Gebiet war, verlangt nun nach einer internationalen Truppe mit echten Befugnissen. Eine Truppe die schiessen kann, nicht nur Ferngläser schwenken - als Puffer zwischen uns und den Libanesen...», heisst es in «Maariv» weiter.

(Carsten Hoffmann/dpa)

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