«Working Poor» glauben an Aufstieg

US-Amerikaner sehen sich trotz Sozialhilfe nicht als arm

publiziert: Mittwoch, 11. Feb 2015 / 15:23 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 11. Feb 2015 / 15:49 Uhr
Es gibt meistens jemanden, der noch ärmer ist.
Es gibt meistens jemanden, der noch ärmer ist.

Die «Working Poor» in den USA zählen sich trotz Armut zur Mittelschicht und glauben an sozialen Aufstieg. Sozialwissenschaftlern der Cornell University haben sogenannte EITC-Bezieher interviewt - jene Amerikaner, die trotz Berufstätigkeit durch staatliche Hilfsleistungen vor einem Unterschreiten der offiziellen Armutsgrenze geschützt werden.

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«In Amerika äussert man sich kaum kritisch. Auch in einer Befragungssituation erscheint mir eine bewusste Beschönigung der eigenen Verhältnisse plausibel», kommentiert Unternehmensberater Bernd Höhne die Studienergebnisse im Gespräch mit pressetext.

«Besser als Weihnachten»

In 115 Interviews mit Familien mit niedrigen Haushaltseinkommen hat das Team Einblicke sowohl in die Haltung der Befragten zu Steuern als auch Angaben dazu, wofür die Lohnausgleichszahlungen ausgegeben werden, bekommen. Befragte verglichen den Februar, die Jahreszeit, in der die Zahlungen eintreffen, mit Weihnachten oder einem Lotteriegewinn.

Veröffentlicht in einem Buch «It's Not Like I'm Poor: How Working Families Make Ends Meet in a Post-Welfare World» werden die Ergebnisse zusammengefasst und in systematischen Zusammenhang mit der Funktionsweise der in den 1990-Jahren reformierten Lohnausgleichszahlungen gebracht.

Die interviewten Eltern versuchen mit den EITC-Mitteln vorrangig Schulden zu tilgen, Ersparnisse aufzubauen oder in die eigene Bildung oder die ihrer Kinder zu investieren. Die Träume von sozialen Aufstieg werden aber oft von den Schwierigkeiten, im Alltag mit den niedrigen Löhnen auszukommen, konterkariert.

«Ihre Arbeit ist die Basis für die staatliche Unterstützung und für Aufstiegshoffnungen, doch der Arbeitsmarkt für wenig Qualifizierte deutet nicht darauf hin, dass sie ihre Ambitionen ohne Hilfe erreichen werden», fassen die Autoren zusammen. Die Empfehlungen der Experten an die Politik: Mehr Investitionen in Qualifizierung und eine Reform der Programme zur Armutsbekämpfung.

Teuerstes US-Hilfsprogramm

Das unter US-Präsident Ronald Reagan eingeführte lohnsubventionierende «Earned Income Tax Credit» (EITC) ist das finanzstärkste bundesweite Instrument der Armutsbekämpfung in den USA - etwa 26 Mio. Haushalte profitieren jährlich von dieser sogenannten Lohnauffüllung.

Um das EITC in Anspruch nehmen zu können, darf das Jahreseinkommen umgerechnet maximal rund 12'000 Euro als Kinderloser betragen und 41'000 Euro mit drei oder mehr Kindern, 46'000 für verheiratete Eltern mindestens dreier Kinder, deren gemeinsames Einkommen die Berechnungsgrundlage bildet.

Der Glaube an die Möglichkeit, sich durch eigene Arbeit aus der Armut zu befreien und Teil der amerikanischen Mittelklasse zu werden, scheint nach wie vor Teil Amerikas zu sein. «In Amerika gibt es nicht nur den geheuchelten Optimismus. Die niedrigen Energiepreise sorgen für Enthusiasmus und die Chance, sich selbst aus der Armut zu befreien, wird als real angenommen. Dieser Optimismus hat auch reale positive Auswirkungen. Daran könnte man sich ein Beispiel nehmen», so Höhne abschliessend.

(bert/pte)

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